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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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(1316–1322) die Kardinäle kurzerhand in Lyons Dominikanerkloster, woraus einige Wochen darauf, am 7. August 1316, Jacques Duèse als Papst hervorging.
    Johann XXII. (1316–1334), Sprößling wohlhabender Kaufleute aus Cahors, eines wichtigen Finanz-und Handelsplatzes, Kanonist, Bischof, zwischen 1308 und 1310 Kanzler der Könige von Neapel, war Philipp dem Schönen beim Templersturz behilflich gewesen, war 1312 von Clemens V. zum Kardinal kreiert worden und bei seiner Erhebung zum Papst bereits zweiundsiebzigjährig. Trotz schwächlicher Gesundheit aber erwies sich der kleinwüchsig häßliche, unscheinbare Greis als äußerst robust, zäh, zupackend, freilich auch als avaritiös, als listig, verschlagen, leicht aufbrausend und unfähig, Widerspruch zu ertragen. Ging sein Temperament ja manchmal derart mit ihm durch, daß er sogar seinen Vorgänger Bonifaz einen Narren, seinen Förderer Robert von Neapel einen jämmerlichen König nennen, überhaupt gekrönte Häupter brieflich bestens abkanzeln konnte.
    Wie er gelegentlich mit Untergebenen umsprang, mag das Schicksal des Bischofs Hugo Gerardi von Cahors belegen.
    Johann hegte gegen den Prälaten seiner Heimatstadt einen alten Haß, und er war noch kein Jahr Papst, da rief er den Mann nach Avignon, ließ ihn am 4. Mai 1317 seines Amtes und Standes entsetzen und lebenslänglich einkerkern. Da ihm dies aber wohl zu unsicher schien, er sich von seinem Opfer mittels magischer Praktiken, eines verruchten Durchstechens von Wachsbildern seines Konterfeis tödlich bedroht glaubte – »Was immer Unsinniges ausgedacht werden kann, Johann XXII. glaubte es« (Graf Hoensbroech) –, ließ er den Gefürchteten wegen angeblicher Verschwörung wider das Leben des Papstes noch im Juli desselben Jahres bei lebendigem Leib schinden und verbrennen. Aber mußte er, lebenslang von Nigromanten umstellt, belauert, sich nicht wehren? Auch weitere »Zauberer«, ein Arzt, ein Barbier, mehrere Kleriker wurden durch ihn hingerichtet. Während seines Pontifikats entstanden auch die ersten mit Magieprozessen befaßten Bullen, worin er dann alle bedrohte, die Wachsbilder anfertigten, Dämonen opferten, die sie in Ringe, Spiegel, Flaschen einsperrten, um mit ihrer Hilfe Schändliches zu treiben. Schließlich glaubte er auch an Unzucht mit dem Teufel. 1318 bezichtigte er dessen die Waldenser. Wie der cholerische Greis, Protektor des Inquisitors Guidonis (S. 264), doch auch ringsum die »Ketzer« jagen, etwa den die Inquisition kritisierenden Franziskaner Bernard Delicieux zu lebenslänglichem Kerker verurteilen und noch kurz vor seinem Tod die Haft verschärfen, wie er Beginen durch die Dominikaner auf den Scheiterhaufen schicken ließ, ehe er selbst, von christlichen Theologen, von einer ganzen Synode (zu Vincennes) der »Ketzerei« bezichtigt, nach halbem Widerruf stirbt. 9
    Hatte Clemens V. in Avignon noch bei den Dominikanern domiziliert, begann Johann XXII., von 1310 bis 1313 schon als Bischof in Avignon wirkend, den Bischofspalast bereits zur Papstresidenz auszubauen oder, besser gesagt, zu einer Festung, nicht gerade schön, doch gewaltig. Und rings um diese Papstburg mit den meterdicken Mauern stank es derart herauf aus der kleinen Stadt (1348 von Clemens VI. der Königin Johanna I. von Neapel abgekauft), daß davon ein aragonesischer Gesandter ohnmächtig wird.
    Der moralische Gestank der »babylonischen Hure« an der Rhône, wie man Avignon auch nannte, war allerdings unvergleichlich übler. Für die zeitgenössische Literatur ist der Ort ein einziger Höllensumpf. Verwirrung, Finsternis und Schrecken herrschen für Petrarca hier – »es ist keine Stadt, sondern eine Höhle von Gespenstern und Teufeln, die Schmutzgrube aller Laster, die Hölle der Lebendigen. Gott wird hier verachtet, das Geld angebetet, die Gesetze werden mit Füßen getreten, die Guten verhöhnt, bis kaum noch einer da ist, über den man spotten kann. Eine Sündflut ist nötig, aber es würde keinen Noah geben«. Manchmal findet Petrarca freilich einen Kardinal »von edlerer Seele«, einen Mann, »der gut hätte sein können, wäre er nicht Mitglied des hl. Kollegiums geworden«. Und für die hl. Brigitte von Schweden ist die Papstresidenz »ein Bordell nur«, »ein Feld voll Unkraut, das mit scharfem Eisen ausgejätet, dann im Feuer gereinigt, endlich mit dem Pflug eingeebnet werden soll!«. Zu Avignon, ruft sie, sind die zehn Gebote zu einem einzigen geworden: »Es lautet: Bring dein Geld her!«
    Am berüchtigsten

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