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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Küssen des nackten Hinterns oder andrer »Öffnungen« praktizierte, empfohlen worden und von allem noch weitaus am wahrscheinlichsten. 15
    Die Templer wurden durch den Strang gefoltert, durch Spanische Stiefel, man ließ manche monatelang halbnackt bei Wasser und Brot im Kerker liegen, zersplitterte ihnen die Finger, brannte Feuer unter ihren Fußsohlen, daß später die Knochen der Fersen abfielen, man schlug ihnen die Zähne ein, hängte sie an den Geschlechtsteilen auf. Viele starben noch während der Tortur (bei den, wie es so schön hieß, »Befragungen«) in ganz Frankreich etwa 500. So klagten sich schließlich 123 Ritter der inkriminierten Verbrechen an. 36 aber, wahrscheinlich der Spitzengruppe zugehörig, starben, ohne den Mund geöffnet zu haben. Und weil 54 Templer beim Prozeß in Paris ihre ersten Aussagen widerriefen, wurden sie als Wortbrüchige und rückfällige »Ketzer« am 12. Mai 1310 an der Porte Saint-Antoine, einem Stadttor, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Als die Henker sich mit Fackeln bereits dem Holz näherten, widerstanden sie sowohl einem letzten Bestechungsversuch des Königs, der allen Gnade und Freiheit versprach, die nicht »verstockt« blieben, wie den Tränen ihrer Verwandten – und noch im qualvollen Sterben beteuerten sie ihre Unschuld. 16
    Schon drei Tage nach der spektakulären Polizeiaktion gegen den Orden hatte König Philipp die Fürsten ersucht, seinem Beispiel zu folgen und die beschuldigten Ritter ebenfalls hinter Schloß und Riegel zu setzen. Aber ringsum bezweifelten die Großen die jenen zur Last gelegten Taten. Und im Dezember 1307 bat Eduard von England brieflich die Könige von Aragón, Kastilien, Portugal und Sizilien, ihre Ohren der Verleumdung zu verschließen und von all den Vorwürfen nicht das kleinste Wort zu glauben. In diesem Sinn wandte er sich auch an den Papst selbst, dessen Bulle »Pastoralis praeeminentiae« vom 22. November 1307 das Vorgehen Philipps verteidigte und alle christlichen Staatsmänner Europas anwies, auch ihrerseits die Templer festzunehmen. Zwar lehnte Clemens im Sommer 1308 eine Verurteilung des Ordens wieder ab, machte jedoch dem König immer mehr Konzessionen, und bei den im folgenden Jahr verstärkt fortgesetzten Verhören wurde auch wieder und weiter gefoltert. Und es war der Papst, der die Anwendung der Folter ausdrücklich angemahnt hat.
    In England konnten die Inquisitoren ihren Opfern keine Geständnisse abzwingen, da die Gesetze des Landes die Folter verboten. Daher drang Clemens am 6. August 1310 in einem Schreiben an Eduard auf den Gebrauch der Tortur – und bot dem Monarchen für ein Entgegenkommen den Nachlaß seiner Sünden an! Auch die englischen Bischöfe bearbeitete der Papst entsprechend. Also befahl König Eduard wiederholt, das »Kirchengesetz« anzuwenden; zuletzt benutzte er sogar mehrmals das damit identische Wort »Folter«, betonte aber stets, was er tue, geschehe aus Ehrfurcht vor dem Heiligen Stuhl.
    Auch anderwärts, in Aragonien etwa, war das päpstlich so erwünschte Schinden untersagt. Die Inquisitoren hatten daher dieselben Probleme wie in England. Deshalb verfügte der Heilige Vater im März 1311, die Angeklagten auf der Iberischen Halbinsel durch Beamte der Kirche (»religiosus tortor«) zu foltern, und erbat den Beistand König Jakobs, habe das Verfahren bisher doch nur zu »schwerem Verdacht« geführt. 17
    Was den Großmeister der Templer betrifft, hatte ihn Papst Clemens bereits vor Ausbruch der Verfolgung in seine Nähe zitiert. Jacques de Molay, seit 1265 Ordensmitglied, seit 1275 im lateinischen Osten und dort 1293 als Nachfolger des in Akkon gefallenen Großmeisters Guillaume de Beaujeu auf Zypern gewählt, war Anfang 1307 mit einem Heer türkischer Reiter in Frankreich eingezogen, mit einer Menge Sklaven, mit 150000 Goldgulden im Gepäck sowie unzähligen großen tourischen Silbermünzen – die Last von zwölf starken Pferden. Er hatte noch die Verhaftung der Templer durch den König zu hindern gesucht, gestand aber selbst am 24. Oktober alle möglichen Vergehen zu, von häretisch-blasphemischen bis zu homosexuellen, widerrief jedoch und wollte nur vor dem Papst als seinem Richter aussagen.
    Nicht genug. Unter dem Druck des königlichen Beichtvaters, des Inquisitors Imbert, unterrichtete er brieflich die Ordensmitglieder von seinem Schuldeingeständnis und appellierte an sie, sich gleichfalls schuldig zu bekennen. Die Protokollaussagen vermerken dazu: »Der Beschuldigte erklärt unter

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