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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Feind stürmte und preschte vor – was konnte die kleine Mauer von Männern gegen solche Zahlen und eine solche Geschwindigkeit unternehmen? Dort standen sie.« Campbell formierte seine Soldaten zu einer neuen, zwei Mann tiefen Linie statt zu dem üblichen Karree, das die Infanterie gegen Kavallerie einsetzte, und verließ sich auf das tödliche Minié-Gewehr, dessen Wirkung er an der Alma erlebt hatte. Während sich die Kavallerie näherte, ritt er an der Linie entlang und forderte seine Männer auf, standzuhalten und »dort zu sterben«, wie Oberstleutnant Sterling vom 93. bezeugte, der dachte, dass Campbell »so aussah, als meine er es ernst«. Für Russell von der Times , der ebenfalls auf der Anhöhe weilte, glichen sie »einem schmalen roten Streifen mit einer Linie aus Stahl darauf« (später immer wieder falsch zitiert als »schmale rote Linie«). Die durchgehende Linie von Rotröcken ließ die russische Kavallerie zögern, und just in dem Moment gab Campbell den Befehl, aus einer Entfernung von rund 1000 Metern die erste Salve abzufeuern. Als sich der Rauch verzogen hatte, stellte Sergeant Munro vom 93. fest, »dass die Kavallerie immer noch direkt auf die Linie zuhielt. Eine zweite Salve ertönte, und dann bemerkten wir eine leichte Verwirrung bei den Feinden, die von uns aus gesehen nach rechts abschwenkten.« Eine dritte Salve aus viel geringerer Distanz traf die Flanke der Russen, woraufhin diese scharf nach links abbogen und zu ihrer eigenen Armee zurückkehrten. 24
    Ryschows vier erste Schwadronen waren zurückgeschlagen worden, doch der Hauptteil der russischen Kavallerie, 2000 Husaren mit Kosaken-Vorreitern, preschte nun von den Causeway-Höhen zu einem zweiten Angriff auf die Hochländer ins Tal. Diesmal wurde die Infanterie im letzten Moment durch das Eingreifen der britischen Kavallerie gerettet: Acht Schwadronen der Schweren Brigade, rund 700 Mann, hatten von Raglan die Anweisung erhalten, ins Südtal zurückzukehren und das 93. Regiment zu unterstützen. Der Befehlshaber hatte von seiner Position auf den Sapun-Höhen erkennen können, in welcher Gefahr sich die Hochländer befanden. Die Schwere Brigade ritt langsam den Hügel hinauf auf den Feind zu, schob sich an dessen Kolonne vorbei, formierte sich und stürmte dann, wild die Schwerter schwingend, aus 100 Meter Entfernung in sie hinein. Die Vorreiter der britischen Kavallerie, die Scots Greys und Inniskillings (6. Dragoner), waren völlig von den Russen umgeben, die vor der Attacke kurz angehalten hatten, um ihre Flanken zu verlängern, doch die Rotröcke der 4. und 5. Dragoner stürzten sich bald ins Getümmel und hieben auf die Flanken und die Nachhut der Russen ein. Die gegnerischen Reiter drängten sich so dicht aneinander, dass sie keinen Platz für Schwertkünste hatten. Sie konnten kaum ihr Schwert heben oder ihren Säbel schwingen, sondern nur auf alles in Reichweite einschlagen, als wären sie in eine Rauferei verwickelt. Sergeant Major Henry Franks von den 5. Dragonern sah, wie der Gemeine Harry Herbert von drei Kosaken gleichzeitig angegriffen wurde.
    Er setzte einen von ihnen durch einen schrecklichen Schnitt durch den Nacken außer Gefecht, und der zweite machte sich davon. Herbert stieß nach der Brust des dritten Mannes, doch seine Schwertklinge brach ungefähr drei Zoll vom Griff ab … Er warf den schweren Schwertgriff nach dem Russen, der ins Gesicht getroffen wurde und zu Boden fiel; der Kosak war nicht tot, doch es hatte ihm das Antlitz verdorben.
    Major William Forrest von den 4. Dragonern beschrieb seinen rasenden Kampf mit einem
    Husaren, der nach meinem Kopf ausholte, doch der Messingtopf vertrug es gut, und mein Kopf ist nur ein wenig verschrammt. Ich stieß wieder nach ihm, aber ich glaube nicht, dass ich ihn stärker verletzte als er mich. Zugleich erhielt ich einen Schlag an die Schulter von einem anderen Mann, doch die Schneide muss mich sehr schlecht getroffen haben, denn sie zerschnitt nur meinen Rock und hinterließ leichte Quetschungen an meiner Schulter.
    Es gab überraschend wenig Verluste: Auf beiden Seiten wurde nicht mehr als ein Dutzend Männer getötet; ungefähr 300, hauptsächlich auf russischer Seite, wurden verwundet, obwohl das Gefecht keine zehn Minuten dauerte. Die schweren Mäntel und dicken Tschakos der Russen schützten sie vor den meisten Säbelhieben, und ihre eigenen Schwerter waren genauso wirkungslos gegen die längere Reichweite der britischen Kavalleristen, die auf größeren und

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