Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)
armen Kerl auf dem Rücken liegen; seine rechte Schläfe war weggerissen und sein Gehirn teilweise auf dem Boden.
Kavallerist Wightman von den 17. Ulanen sah, wie sein Sergeant getötet wurde: »Ihm wurde der Kopf von einer Kanonenkugel in einem Stück abgeschossen, doch der kopflose Körper hielt sich noch ungefähr dreißig Meter im Sattel, die gestreckte Lanze fest unter den rechten Arm geklemmt.« So viele Männer und Pferde aus der ersten Reihe wurden niedergeschossen, dass die zweite, 100 Meter dahinter, abschwenken und das Tempo drosseln musste, um den Verwundeten auf dem Boden und den verwirrten, entsetzten Pferden, die reiterlos in alle Richtungen preschten, auszuweichen. 29
Innerhalb von Minuten waren die Überlebenden der ersten Reihe zwischen den russischen Kanonieren am Ende des Tals angelangt. Cardigan, dessen Pferd unter der letzten, aus nächster Nähe abgegebenen Geschützsalve zusammenzuckte, soll als Erster durchgebrochen sein. »Die Flammen, der Rauch, das Gebrüll waren genau vor uns«, berichtete Corporal Thomas Morley von den 17. Ulanen, der die Aktion damit verglich, »in den Krater eines Vulkans zu reiten«. Die Männer der Leichten Brigade streckten die Kanoniere mit ihren Schwertern nieder und jagten mit gezogenen Säbeln auf die Kosaken zu, die Ryschow zum Schutz der Kanonen, welche einige Angreifer davonzurollen versuchten, nach vorn beordert hatte. Da die Kosaken keine Zeit hatten, sich zu formieren, »gerieten sie durch die disziplinierte Ordnung der sich schnell nähernden Kavalleriemasse in Panik«, erläuterte ein russischer Offizier. Sie drehten sich jäh um, um die Flucht zu ergreifen, und da ihnen der Weg von den Husarenregimentern versperrt war, feuerten sie ihre Musketen aus nächster Nähe auf ihre eigenen Kameraden ab, die erschrocken zurückwichen, sich umwandten und auf die anderen Regimenter hinter ihnen stießen. Die gesamte russische Kavallerie begann eine Stampede nach Tschorgun; einige schleppten die aufgebockten Kanonen hinter sich her, während sie von den Vorreitern der Leichten Brigade, denen sie um das Fünffache überlegen waren, bis hin zum Fluss Tschornaja verfolgt wurden.
Die panische Flucht der russischen Kavallerie wurde von den Anhöhen über dem Fluss von Stepan Koschukow beobachtet, einem Subalternoffizier der Artillerie, der zusah, wie sich die Kavallerie um die Brücke sammelte, wo ihr das Ukrainische Regiment und Koschukows Batterie auf dem Hügel den Rückzug abschneiden sollten:
Sie rannten wild davon, und die Verwirrung wurde immer schlimmer. Auf einer kleinen Fläche am Eingang der Tschorgun-Schlucht, wo der Sanitätsunterstand aufgebaut war, drängten sich vier Husaren- und Kosakenregimenter, und in dieser Menge konnte man die isolierten roten Röcke der Engländer erkennen, die wahrscheinlich nicht weniger überrascht als wir darüber waren, wie unerwartet sich diese Situation entwickelt hatte … Der Feind gelangte bald zu dem Schluss, dass er von den verängstigten Husaren und Kosaken nichts zu befürchten hatte, und kehrte, des Gemetzels müde, auf demselben Weg, auf dem er gekommen war, unter weiterem Artillerie- und Gewehrbeschuss an seinen Ausgangspunkt zurück. Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, der Leistung dieser wahnsinnigen Kavallerie gerecht zu werden. Nachdem sie während des Angriffs mindestens ein Viertel ihrer Kameraden eingebüßt hatten und anscheinend unempfindlich für neue Gefahren und Verluste waren, formierten die Männer ihre Schwadronen rasch neu, um auf dem mit ihren Toten und Sterbenden übersäten Boden zurückzureiten. Mit verzweifeltem Mut machten sich diese tapferen Verrückten erneut auf den Weg, und nicht einer der Lebenden oder auch nur der Verwundeten gab sich geschlagen. Es dauerte lange, bis die Husaren und Kosaken sich gefasst hatten. Sie waren überzeugt, von der gesamten feindlichen Kavallerie verfolgt zu werden, und wollten partout nicht glauben, dass sie durch eine relativ unbedeutende Gruppe von Draufgängern überwältigt worden waren.
Die Kosaken kamen als Erste zur Vernunft, doch sie kehrten nicht aufs Schlachtfeld zurück, sondern »widmeten sich neuen drängenden Aufgaben: Sie nahmen Gefangene, töteten die auf dem Boden liegenden Verwundeten und trieben die englischen Pferde zusammen, um sie zum Verkauf anzubieten.« 30
Während die Leichte Brigade durch den Feuerkorridor ins Nordtal zurückritt, befahl Liprandi den polnischen Ulanen auf den Causeway-Höhen, ihr den Weg
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