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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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auch nur vorübergehend besetzt, ist das Gleichgewicht der Kräfte gestört. Frankreich besetzt Rom und bleibt dort mehrere Jahre lang in Friedenszeiten ** – das ist gar nichts, doch Russland braucht nur an die Besetzung Konstantinopels zu denken, und der Frieden von Europa ist bedroht. Die Engländer erklären den Chinesen den Krieg, *** die sie anscheinend beleidigt haben – niemand hat das Recht einzugreifen. Russland aber ist verpflichtet, Europa um Erlaubnis zu bitten, wenn es sich mit seinen Nachbarn streitet. England bedroht Griechenland, um die falschen Ansprüche eines elenden Juden zu untermauern, und verbrennt die griechische Flotte **** – das ist eine rechtmäßige Handlung. Wenn aber Russland einen Vertrag verlangt, um Millionen Christen zu schützen, heißt es, es wolle seine Position im Orient auf Kosten des Gleichgewichts der Kräfte stärken. Wir können nichts anderes vom Westen erwarten als blinden Hass und Bosheit, die nichts versteht und nichts verstehen will (Kommentar am Rand von Nikolaus I.: »Genau das ist es«).
    Nachdem Pogodin die Erbitterung des Zaren über den Westen angestachelt hatte, riet er ihm, allein und nach seinem Gewissen vor Gott zu handeln, um die Rechtgläubigen zu verteidigen und die Interessen Russlands auf dem Balkan zu vertreten. Nikolaus erklärte seine Zustimmung:
    Wer sind unsere Verbündeten in Europa? (Kommentar von Nikolaus I.: »Niemand, und wir brauchen keine, wenn wir auf Gott vertrauen, bedingungslos und bereitwillig«). Unsere einzigen wahren Verbündeten in Europa sind die Slawen, unsere Brüder im Blute, in der Sprache, Geschichte und im Glauben, und es gibt zehn Millionen von ihnen in der Türkei und Millionen in Österreich … Die türkischen Slawen könnten uns über 200 000 Soldaten liefern – und was für Soldaten! Und ohne die Kroaten, Dalmatiner und Slowenen etc. mitzuzählen (Kommentar von Nikolaus: »Eine Übertreibung: um ein Zehntel verringern, und es stimmt«) …
    Durch die Kriegserklärung an uns haben die Türken sämtliche alten Verträge vernichtet, die unsere Beziehungen festlegten. Mithin können wir nun die Befreiung der Slawen verlangen und durch Krieg herbeiführen, da sie selbst den Krieg gewählt haben (Kommentar von Nikolaus: »Das ist wahr«).
    Wenn wir die Slawen nicht befreien und unserem Schutz unterstellen, dann werden unsere Feinde, die Engländer und Franzosen … es stattdessen tun. In Serbien, Bulgarien und Bosnien sind sie mit ihren westlichen Parteien überall unter den Slawen aktiv, und wenn sie Erfolg haben, was soll dann aus uns werden? (Kommentar von Nikolaus: »Völlig richtig«).
    Ja! Wenn wir diese günstige Gelegenheit nicht nutzen, wenn wir die Slawen opfern und ihre Hoffnungen verraten oder ihr Schicksal von anderen Mächten entscheiden lassen, dann werden wir nicht ein wahnsinniges Polen, sondern zehn gegen uns aufbringen (was unsere Feinde ersehnen und zu arrangieren versuchen) … (Kommentar von Nikolaus: »Das ist richtig«).
    Mit den Slawen als Feinden würde Russland eine »zweitrangige Macht« werden, erläuterte Pogodin, dessen abschließende Sätze Nikolaus dreimal unterstrich:
    Der größte Moment in der Geschichte Russlands ist gekommen – größer vielleicht sogar als die Tage von Poltawa ***** und Borodino. Wenn Russland nicht fortschreitet, wird es zurückfallen – das ist das Gesetz der Geschichte. Aber kann Russland wirklich fallen? Würde Gott es erlauben? Nein! Er lenkt die große russische Seele, und das lesen wir an den ruhmreichen Seiten ab, die wir Ihm in der Geschichte unseres Vaterlands gewidmet haben. Gewiss würde Er nicht zulassen, dass es heißt: Peter begründete die Herrschaft Russlands im Orient, Katharina festigte sie, Alexander erweiterte sie, und Nikolaus verriet sie an die Lateiner. Nein, das kann und wird nicht sein. Mit Gott auf unserer Seite können wir nicht zurückweichen. 10
    Damit sich der Zar zur panslawistischen Ideologie bekannte, hatte Pogodin geschickt Nikolaus’ Glauben an seine göttliche Mission zur Verteidigung der Orthodoxie sowie seine wachsende Entfremdung vom Westen heraufbeschworen. In der Novembermitteilung an seine Minister hatte Nikolaus verkündet, Russland habe keine andere Wahl, als sich den Slawen zuzuwenden, denn die Westmächte, besonders Großbritannien, hätten mit den Türken Partei gegen Russlands »heilige Sache« ergriffen.
    Wir fordern alle Christen auf, mit uns den Kampf für ihre Befreiung von Jahrhunderten osmanischer

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