Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
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Kris musterte die Karte nur einen Augenblick lang. Sie hatte noch nie eine Telefonnummer mit fünfzehn Stellen gesehen. Mit vierzehn schon, aber fünfzehn? Was wurde mit der »2« angewählt? Nelly, hast du das?
Ja.
Kris riss die Karte erst in zwei Hälften, dann in vier Viertel und gab sie dem Mann zurück. »Nicht interessiert.«
Er lächelte. »Hätte von Ihnen auch nichts weniger erwartet, aber Mac wollte, dass ich es versuche. Einen guten Abend wünsche ich. Vielleicht sehen wir uns heute Abend auf dem Ball.«
»Nach welchem Rang soll ich Ausschau halten?«, fragte Kris, als er ihr schon den Rücken zugewandt hatte. Ungeachtet des Warnhinweises für alle Passagiere, auf ihren Plätzen zu bleiben, suchte sich der Mann jedoch seinen Weg vom Aussichtsdeck. Und da heißt es, ich hielte mich nicht an die Regeln! Kris schnaubte.
Harvey, der alte Chauffeur der Familie, erwartete sie, als sie aus der Fähre stieg. Jack, der Agent vom Personenschutz, stand gleich neben ihm. »Wie war die Testfahrt?«, fragte der Chauffeur, während der Agent die Umgebung im Auge behielt.
»Nicht gut. Sieht so aus, als blieben wir jetzt einen Monat lang im Dock, während sie etwas Neues ausprobieren«, erklärte sie Harvey. »Also konnte ich frühzeitig von Bord gehen. Denkst du, Lotty kann einen Happen zu essen auftreiben, ehe ich mich für den befohlenen Auftritt heute Abend in Schale werfe?«
»Wann hätte meine Frau das jemals nicht gekonnt?«, lautete seine grinsend vorgetragene Gegenfrage. Dann setzte er leise hinzu: »Tru würde sich über einen Besuch freuen, sofern du Zeit hast.«
Kris zog eine Braue hoch. Tantchen Tru war im Ruhestand, nachdem sie als Leiterin der Datenkriegsführung für Wardhaven gedient hatte. Trotzdem hatte die Tante ehrenhalber Kris seit der ersten Klasse bei Mathematik- und Computerhausaufgaben geholfen – und konnte fantastische Schokoladensplitterkekse backen.
Wenn Tru jedoch ihre Nachrichten nicht mehr dem Netz anvertraute, wurde das Leben wirklich interessant. »Warum sehen wir nicht auf der Heimfahrt bei ihr vorbei?«
Harvey nickte. Der Wagen, diesmal keine Luxuslimousine, aber genauso stark gepanzert, stand auf einem reservierten Sicherheitsparkplatz – eine neue Einrichtung in der Umgebung des Fahrstuhls, seit sich die Society of Humanity selbst zerstört und Wardhaven seinen Verteidigungsetat verdoppelt hatte. Kris machte es sich für eine ruhige Fahrt bequem. Vielleicht sollte sie die technischen Daten für den Maschinenraum der Firebolt noch einmal durchgehen.
»Sind die Tests wirklich enttäuschend verlaufen?«, fragte Jack.
»Wir waren nahe dran.« Kris seufzte. »Der letzte Richtwert, und zack, wir waren zurück am Ausgangspunkt.«
»Frustrierend«, fand der Agent, der den Verkehr sorgsam im Auge behielt. Jack hatte ein Talent dafür, gleichzeitig als Personenschützer und als Vertrauensperson aufzutreten. Man sprach davon, dass einer Prinzessin eine volle Sicherheitstruppe zustand, was vermutlich auf eine Beförderung Jacks hinausgelaufen wäre. Für Kris hätte das bedeutet, Gelegenheiten wie diese zu verlieren. Sicher, jemand – anscheinend eine Menge Jemands – wollte ihren Tod, aber auf Wardhaven war es noch nie zu einem Anschlag gekommen. Außerdem konnte sich ein Junioroffizier der Navy nicht in einem Pulk von Sicherheitsleuten bewegen. Oder vielleicht wollte sie das einfach nicht.
An Tante Trus Wohngebäude angekommen, schaltete Jack das Sicherheitssystem des Wagens ein und folgte Kris und Harvey in den Fahrstuhl. Tru hatte sich anlässlich ihres Ruhestands ein Penthouse gekauft. Ihre Aussicht auf Wardhaven City war nicht ganz so atemberaubend wie aus Opa Als Wolkenkratzer außerhalb der Stadt, aber immer noch spektakulär. Noch spektakulärer fiel Trus Umarmung aus.
»Ich hätte gar nicht erwartet, dass du alles stehen und liegen lässt und herbeieilst, nur weil dein altes Tantchen Tru ein Rauchsignal sendet«, sagte sie, während sie Kris umschlang. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren Trus Umarmungen alles gewesen, woran sich Kris noch klammern konnte … neben der Flasche. Diese Zeit lag weit zurück, aber Kris würde niemals darauf verzichten, sich einige Augenblicke lang in Trus Armen sicher zu fühlen.
Anschließend erklärte Kris, dass die Tests frühzeitig beendet worden waren.
»Ein Problem?«
»Ich bin noch am Leben. Das Schiff ist noch ganz. Nichts, womit wir uns nicht arrangieren könnten. Sieht jedoch ganz
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