Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
schlechte Angewohnheit?«
»Ja«, schmollte Tru, »aber wir alten Leute im Ruhestand können nicht mit jeder Innovation Schritt halten. Ich musste schließlich lernen, mit meinem Geld sparsam umzugehen.«
Kris war völlig klar, dass sie hier von der einen Person im von Menschen besiedelten Weltall über den Tisch gezogen wurde, die genau wusste, an welchen Stellen sie dabei zupacken musste.
»Tru, es würde vielleicht Spaß machen, etwas von der Technik der Drei zu knacken, aber vor gerade mal drei Stunden bin ich nur um Nanosekunden daran vorbeigeschrammt, auf Quarks reduziert zu werden. Ich kann nicht riskieren, dass Nelly mit Drei-erzeugten Kopfschmerzen ausfällt.«
»Und das musst du auch nicht. Sammy und ich haben einen Ansatz entwickelt, bei dem mehrfach geschichtete Zwischenspeicher verhindern werden, dass das, was rings um den Chip abläuft, in den Hauptarbeitsspeicher hinübersickert.«
» Verhindern werden oder müssten?«, wollte Kris wissen.
»Junge Frau, du solltest wirklich ein ernstes Wörtchen mit deinem Lehrer wechseln, wer immer das war. Du bist im Hinblick auf moderne Technik viel zu paranoid, um in dieser modernen Welt zu überleben.«
»Genau mit dieser Person rede ich gerade. Ich erinnere mich noch an eine Trigonometrieprüfung, bei der ich letztlich mit den eigenen zehn Fingern rechnen musste, als mein Leibcomputer in einer Logikschleife gefangen war, in der er den Wert von Pi ausrechnete.«
Tru lachte leise. »Du wirst mir in der Einschätzung zustimmen, dass das eine lehrreiche Erfahrung war.«
»Yeah, klar doch, und eine, die ich niemals wiederholen möchte.«
»Warum zeigst du Nelly nicht erst mal die Zwischenspeicher, die Sam und ich ausgetüftelt haben?«
»Nelly?«, fragte Kris.
»Das könnte interessant werden«, sagte Nelly langsam, als wollte sie Tante Tru auffordern, mehr zum Thema zu sagen.
»Kann nicht schaden, uns das mal anzusehen«, stimmte ihr Kris zu. Für eine lange Minute spürte sie regelrecht Nellys Schweigen, während sich der Computer auf die Datenübertragung konzentrierte und sich den neuen Systemen anpasste.
»Das kommt reibungslos herein«, sagte Nelly, »und enthält ein neues Interface ebenso wie drei Schichten Zwischenspeicher, die mich gegen den Stein absichern. Ich müsste in der Lage sein, mir alles anzusehen, was in irgendeinem dieser Zwischenspeicher läuft, und es daran hindern können, mich oder dich in irgendeiner Form zu schädigen. Auch ein schicker neuer Wiederherstellungsmodus gehört dazu, der mich in die Lage versetzt, schnell mehr von meiner Kapazität online zu nehmen, falls es zu einem bedeutsamen Systemversagen kommt und ich mich wiederherstellen müsste.«
»Möchtest du es also probieren?«, fragte Kris, ehe ihr einfiel, dass mögen kein Wort war, das man gemeinhin gegenüber einem Computer benutzte.
»Ich denke, es würde Spaß machen zu lernen, wie man neue Sprungpunkte zwischen den Sternen anlegt«, antwortete Nelly.
»Sieht so aus, als hätte Nelly einige interessante Schaltungen für sich organisiert«, sagte Tru gedehnt. »Ich wette, dass mein Sammy gern die technischen Daten dafür sehen würde.«
»Ja!«, wurde eine eifrige Stimme vernehmbar.
»Das reicht.« Kris seufzte. »Ja, ich fände es toll, wenn wir unsere eigenen Wege anlegen könnten, statt von denen abhängig zu sein, die die Drei hinterlassen haben.« Das Paris-System fiel einem da sofort ein; seine verstreuten Sprungpunkte hatten die Menschheit beinahe in einen Krieg geführt. Und außerdem hatten Kris und Nelly im kommenden Monat auch nichts Wichtiges vor. Warum nicht mal etwas Außergewöhnliches tun? Kris seufzte erneut. »Dafür schuldest du mir etwas.«
Tru ginste.
»Also, wie gehen wir vor?«
Tru drückte eine Taste auf dem Bild in ihrer Hand und traf die nötigen Vorbereitungen, damit der Stein in Nellys zentralen Arbeitsspeicher eingebaut werden konnte. »Wir benutzen einen andersfarbigen Klecks des selbstorganisierenden Gels. Damit müsste es möglich sein, nicht nur Anschlüsse herzustellen, sondern auch jede Energieumwandlung vorzunehmen, die du brauchst. Sollte es nötig werden, dass wir es aus Nelly herauskratzen, hilft die Farbmarkierung.«
»Klingt okay«, fand Kris, aber dann schaltete sich der skeptische Teil ihres Verstandes ein. »Woher hast du das Geld für das Gel?«
»Ich habe einen kleinen Betrag in der Lotterie gewonnen«, antwortete Tru, ohne von ihrer Beschäftigung mit diversem Werkzeug und Stasisboxen auf ihrer Werkbank
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