Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
hatte den Geist aufgegeben.
Nachdem Graham das Wasser aus den Lungen gehustet und aus den Augen geschüttelt hatte, schaute er zur Insel hinüber. Die Luft war erfüllt vom Gekreisch Zehntausender von Möwen, die das Wasser aus ihren Nestern gejagt hatte. Im morgendlichen Dämmerlicht konnte er jetzt die zerklüftete rotbraune Landmasse von Ascension erkennen. Weit in der Ferne ragte Green Mountain mit seinem wolkenumkränzten Gipfel auf.
Unterdessen tauchte die Halbinsel langsam wieder aus dem Wasser auf – erst hier und da eine Felsspitze, dann nach und nach größere zusammenhängende Flächen, zum Schluss die Klippen an den Rändern.
Gleichzeitig setzte eine heftige Rückströmung ein, in deren Sog sie zurück um die Spitze der Nordhalbinsel herum getragen wurden. Inzwischen sank das Wasser langsam wieder auf seinen normalen Pegel. In breiten Kaskaden strömte es von den Hängen der Halbinsel herab. Doch gleich darauf packte eine neue Woge das Boot und jagte es erneut um die Spitze der Halbinsel herum. Doch war diese Woge, wie auch die folgenden, bei weitem nicht mehr so gewaltig wie die erste; es war eher so, als vollzöge sich der Wechsel von Ebbe und Flut im Zeitraffertempo.
Die vier Insassen des Bootes, zwei Menschen und zwei Krishnaner, starrten erschöpft auf das öde, rostfarbene Land. Graham fischte den Eimer, der mit einer Leine am Boot befestigt war, aus dem Wasser und begann zu schöpfen.
»Was war das?« fragte Varnipaz hustend.
»Was?« fragte Sklar zurück.
»Es hörte sich an, als hätte jemand um Hilfe gerufen. Es kam von – dort, aus der Richtung, glaube ich.« Varnipaz deutete auf das Wasser.
»Ich kann mir nicht vorställen, dass jämand das läbendig iberstanden haben kennte«, sagte Sklar. »War wahrscheinlich bloß eine Mewe.«
Graham fummelte derweil am Motor herum, der sich indes beharrlich weigerte anzuspringen. Schließlich gab er es auf und holte die Ruder heraus.
»Wenn ihr ein bisschen nach hinten rückt, versuche ich zu rudern. Mr. Sklar, Sie nehmen das Paddel im Heck.«
»Sie kännen sich mit Booten und solchen Dingen aus?« fragte Sklar mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Ich – eh – ich habe ein bisschen Erfahrung damit.«
»Okay, dann sind Sie der Kapitän.«
Die Sonne hatte sich jetzt in ihrem halben Umfang über die Horizontlinie geschoben. Graham schaute Jeru-Bhetiru an, die in ihrer ungenierten Halbnacktheit wie das begehrenswerteste Geschöpf der Welt aussah.
»Betty, wie bist du an diesen seltsamen Aufzug gekommen?« fragte er.
»Als sie mich in Rio in das Flugzeug nach hier setzen wollten, habe ich versucht zu fliehen. Sie fingen mich jedoch wieder ein, und dabei ist mein Kleid so zerrissen, dass sie mir diese Sachen hier zum Anziehen gaben. Aber was ist mit deinem Arm, Gorodon? Bist du verletzt?«
»Bloß eine Schramme«, erwiderte er, fügte sich dann aber nur zu gern ihrem Wunsch, die Wunde sofort zu verbinden.
Diesmal war der Schrei so laut, dass alle ihn deutlich hören konnten. Sklar steuerte das Boot in die Richtung, aus der er gekommen war. Als die nächste Welle sie wieder hob, sahen sie zwei dunkle Punkte, die sich zwischen ihnen und dem Ufer auf und ab bewegten. Graham legte sich kräftig in die Riemen, und wenig später hatten sie die beiden Schwimmer erreicht. Der eine war der fette glatzköpfige Warschauer, der andere ein lemurenartiger Extra-Terrestrier: Adzik, der Thothianer.
»Das ist aber eine Überraschung!« rief Gordon Graham. »Wirklich nett, euch hier zu treffen! Aber ihr b-braucht keine Angst zu haben. Ihr seid hier unter Feinden.«
Er griff nach seiner Pistole, aber Sklar hob abwehrend die Hand: »He! (Hust) Nicht schießen, wann die Pistole nass ist! Sie kennte in Ihrer Hand äxplodieren!«
Graham steckte sie wieder ein und suchte in den Staufächern des Bootes herum, bis er einen zusammensetzbaren Fischspeer gefunden hatte. Während er ihn zusammensteckte, trieb das Boot näher an die beiden Schwimmenden heran, und Warschauer kriegte eines der heraushängenden Taue zu fassen und klammerte sich japsend daran. Graham richtete den Speer auf ihn und knurrte: »So, und j-jetzt erzählen Sie uns mal schön der Reihe nach, was es mit diesem Komplott auf sich hatte.«
»Ich rede nur in Gegenwart meines Anwalts«, jammerte Warschauer.
»Wirklich?« fragte Graham und hielt ihm die Speerspitze dicht unter die Nase. »Wollen Sie, dass ich Ihnen das Ding in den Bauch stecke und ein paar Mal rumdrehe?«
»Das würden Sie nicht
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