Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
wagen!«
»Ich würde es lieber nicht drauf ankommen lassen. Dasselbe gilt auch für Sie«, sagte er zu Adzik, der inzwischen an Warschauers Seite geschwommen war und sich ein anderes Tau geschnappt hatte.
Warschauer hustete einen Schwall Seewasser aus und keuchte: »Okay, Sie haben gewonnen. Zumal es ganz so aussieht, als hätten Adziks Leute uns reingelegt. Adzik (Hust) war der Kopf des Syndikats auf der Erde. The’erhiya war lediglich der Hypnotiseur, der uns unter Kontrolle hielt. Auch ich stehe unter seiner Hypnose, und eigentlich könnte ich Ihnen das alles gar nicht erzählen; es geht offenbar bloß, weil ich halb ertrunken bin. Das scheint den Bann zu brechen.«
»Was war das Ziel des Komplotts?«
»Gamanovia mit Thothianern zu besiedeln – idiotisch.«
»Wie sollte das vor sich gehen?«
»Adzik ist Mitglied eines privaten Syndikats – die meisten davon sind gleichzeitig Regierungsleute. So machen die das eben auf Thoth. Sie wollten, dass Gamanovia vor dem geplanten Termin an die Oberfläche geholt werden sollte, weil dadurch March automatisch in den Besitz des neuen Kontinents gelangt wäre – beziehungsweise Joe Aurelio, der March die Insel abgekauft hat.«
»Und dann?«
»Joe unterzeichnete einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, den Kontinent sofort nach seiner Entstehung an das Syndikat zu verkaufen. Dieses wollte ihn dann – mit gewaltigem Gewinn, versteht sich – an die thothianische Planetenregierung weiterverkaufen. Und bevor die Erde überhaupt Wind von der ganzen Transaktion gekriegt hätte, wäre der ganze Kontinent schon voll von Thothianern gewesen, die man mit Raumschiffen hertransportieren wollte.«
»Damit wären sie niemals durchgekommen!«
»Sind Sie da so sicher? Erinnern Sie sich noch an den Fall Thor gegen die Erde? Als die Terraner sich mit einem ganz ähnlichen Schachzug einen Kontinent unter den Nagel gerissen hatten und dann argumentierten, man dürfe ein früheres Unrecht, an dem die jetzigen Siedler keine Schuld mehr trügen, nicht mit einem neuen Unrecht – nämlich dem der Vertreibung – vergelten, und deshalb müsse man ihnen den Kontinent lassen?«
»Das hier ist nicht dasselbe …«
»Juristisch gesehen schon. Der Gerichtshof setzte damals das Präzedenzurteil fest, dass jemand, der legal auf einen Planeten immigriert ist, nicht mehr ausgewiesen werden darf, es sei denn, er wird auf dem neuen Planeten straffällig.«
»Aber die Weltföderation hätte diese Einwanderung gar nicht erst gestattet!«
»Wie hätte sie sie denn verhindern wollen? Ihre Verfassung behält das Recht auf Einwanderungskontrolle oder - begrenzung ausdrücklich den einzelnen Nationen vor – und der Weltgerichtshof sagt, dass damit auch die Einwanderung von anderen Planeten mit eingeschlossen ist.«
»Aber diese Einwanderung wäre doch eindeutig durch Betrug zustande gekommen! Wenn Leute entführt, Wissenschaftler bestochen, bedroht und unter Hypnose gesetzt werden, kann von legaler Einwanderung doch wohl kaum die Rede sein!«
»Sicher, aber es wäre verdammt schwierig für Sie gewesen, das alles zu beweisen, wenn die ganze Sache programmgemäß abgelaufen wäre.«
»Dann hätte die WF also Milliarden dafür ausgegeben, den Affenratten eine neue Heimat zu schaffen! Ist das so, Adzik?« zischte Graham und schwenkte die Speerspitze auf den Thothianer.
»Ja«, quietschte Adzik, »aber ich muss schärfsten Protest gegen die beleidigende Bezeichnung ›Affenratten‹ erheben! Dürfen wir jetzt an Bord? Ich bin müde vom Schwimmen.«
»Okay, aber eine falsche Bewegung, und ihr seid wieder im Wasser. Wo sind die anderen?«
Warschauer stieß ein Schnauben aus. »Was denken Sie? Ertrunken sind sie! Lundquist hat sich eine Kugel eingefangen, bevor die Welle kam. The’erhiya konnte nicht schwimmen, und wir leben noch, weil ich zu fett bin, um unterzugehen, und Adzik schwimmen kann wie ein Seehund. Was, zum Teufel, war das eigentlich? Ein Erdbeben?«
»Das wärden Sie im Kittchen erfahren«, sagte Sklar. »He, ich hab das Gefihl, wir treiben ab!«
In der Tat hatte der Passatwind sie mehrere Kilometer weit nach Nordwesten abgetrieben. Nach einem erneuten fruchtlosen Versuch, den Motor in Gang zu bringen, holte Graham das Segel heraus und las sich die beigefügte wasserdichte Gebrauchsanleitung durch.
Eine halbe Stunde später stand das Segel, ein simples dreieckiges Lateinersegel. Graham, der sich zwar in der Theorie des Segelns auskannte, nicht aber in der Praxis, versuchte gegen
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