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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hören war, war ein grausiges Heulen, das mit dem schwindenden Körper langsam verklang.
    Dann war er fort. Das Seufzen verstummte, und Stille kehrte ein.
    Niemand sagte etwas. Fassungslos starrten alle dorthin, wo eben noch die Gestalt von König Azenor zu sehen gewesen war.
    Kaori ahnte, was geschehen war, und beschloss kurzerhand, den Augenblick für sich zu nutzen. »Ist noch jemand unter euch, der gegen Verhandlungen mit den Rakschun ist?«, fragte sie auf eine Weise, die vortäuschen sollte, dass das Verschwinden des Königs von Anfang an geplant war.
    Niemand antwortete.
    »Gut!« Kaori gab sich zufrieden. »Es hätte mich auch sehr betrübt, ein weiteres Beispiel dafür geben zu müssen, wie ernst es uns mit den Friedensverhandlungen ist.« Sie schaute einen nach dem anderen an und fuhr dann fort: »Prinz Kavan wird als der rechtmäßige Thronfolger seines Vaters die Verhandlungen an dessen Stelle führen.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Niemand erhob Einwände.
    Kaori seufzte wie eine Mutter, die bei ihren störrischen Kindern um Einsicht kämpfte. »König Azenor ist tot!«, sagte sie so eindringlich, dass auch der Letzte es verstehen musste. »Er ist fort und kehrt nie wieder zurück. Wenn einer von euch das Bedürfnis verspüren sollte, ihm zu folgen, möge er jetzt vortreten. Wer hingegen unter der Herrschaft von Prinz Kavan einen Frieden mit den Rakschun aushandeln und einen Neubeginn wagen möchte, der sollte sich jetzt dazu bekennen.«
    Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann trat General Triffin vor. »Frieden!«, sagte er laut und verneigte sich mit den Worten »Mein Schwert und mein Leben für Euch, Majestät« vor Prinz Kavan.
    Es war, als ob die Worte einen Damm gebrochen hätten. Einer nach dem anderen trat vor und tat es ihm gleich. Fürst Rivanon kam als Letzter. Es war nicht zu übersehen, wie schwer es ihm fiel, dem neuen König zu huldigen, aber dass er es am Ende doch tat, war ein gutes Zeichen.
    Als alle ihren Schwur geleistet hatten, trat Kaori auf Prinz Kavan zu und sagte: »Es ist ein schweres Erbe, das du antrittst. Vieles ist zu tun. Steine müssen aus dem Weg geräumt und Brücken gebaut werden, damit zwei Völker, die sich hassen, nebeneinander in Frieden leben können. Bist du bereit, die Aufgabe anzunehmen?«
    »Noch nie ist ein König in Baha-Uddin unter solch wundersamen Umständen erwählt worden«, sagte Prinz Kavan gedehnt. »Ich sollte um meinen Vater trauern. Aber ich weiß, was für ein schlechter Mensch, Vater und König er war, und ich kann es nicht. Ich mag von seinem Blute sein, aber ich bin nicht wie er. Als sein Sohn bin ich bereit, seine Fehler und die meiner Vorfahren wiedergutzumachen und alles zu tun, was in meiner Macht steht, damit zwei Völker endlich Frieden finden.«
    Kaori lächelte. Der Plan, den sie mit Noelani ersonnen hatte, hatte eine unerwartete Wendung genommen, aber eine gute.
    »Dann lasst uns mit Olufemi zum Fluss gehen«, sagte sie voller Zuversicht. »Die Rakschun erwarten uns.«
     
    *  *  *
    »Majestät?«
    Jemand rüttelte an der Plane vor dem Zelteingang, die von innen fest verschlossen war. »Majestät? Ist alles in Ordnung?«
    Jamak warf Noelani einen warnenden Blick zu und eilte zum Eingang. »Sei still!«, raunte er dem wartenden Wachtposten durch einen Spalt in der Zeltplane zu. »Befehl des Königs. Die geheimen Beratungen dürfen nicht gestört werden.«
    »Verzeih, aber die Geräusche ließen Schlimmes erahnen«, erwiderte der Posten im Flüsterton. »Außerdem ist es so still geworden …«
    »Die Gäste speisen und beraten sich«, erklärte Jamak. »Was den Lärm angeht, das war die Wasserschale, die zu Boden gefallen und in Scherben zersprungen ist. Ein Missgeschick.«
    »Soll ich eine neue holen lassen?«
    »Nein.« Jamak schüttelte den Kopf. »Der König wünscht zurzeit keine Ablenkung. Also auch keine Früchte oder Süßspeisen. Richte das den Dienern aus. Man wird sie rufen, sobald die geheime Beratung abgeschlossen ist.«
    »Verstanden.« Der Wachtposten nickte und wandte sich ab.
    Jamak verschloss den Spalt wieder sorgfältig und kehrte zu Noelani zurück. »Er hat es verdient«, sagte er mit einem Blick auf den zertrümmerten Körper von König Azenor. »Sein Sohn wird schon bald ein besserer König werden, als er es jemals gewesen ist.«
    »Ich hoffe, du behältst recht.« Noelani setzte sich wieder vor die Wasserschale. »Die Wachen da draußen werden sich nicht mehr lange hinhalten lassen«,

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