Kroenung der Liebe
harte Wochen.“
Mehr Gelegenheit bekamen sie nicht, um miteinander zu reden. Alex’ letzte Worte wurden bereits vom Helikopterlärm verschluckt. Den kurzen Weg zu Santinas Amphitheater legten sie in tiefem Schweigen zurück. Alex starrte hinaus ins Dunkel, und Allegra versuchte vergeblich, seine Gedanken zu lesen und fragte sich mit zitterndem Herzen, ob er Belinda vermisste, oder ganz allgemein das freie Leben in London. Allein die Möglichkeit dämpfte ihre Vorfreude beträchtlich.
Die Zuschauermenge honorierte die Ankunft des Kronprinzen und seiner Verlobten mit frenetischem Applaus. Aber anstatt sich unter die Besucher mischen zu dürfen, die den ganzen Tag auf sie gewartet hatten, lotste man das Paar direkt in den VIP-Bereich vor der Bühne, der von Bodyguards bewacht wurde. Während der ganzen Zeit bewegten sie sich in einem grellen Blitzlichtgewitter, das auch nicht endete, als sie endlich auf ihren reservierten Plätzen saßen.
Ab und zu neigte Alex sich zu ihr und sagte irgendetwas Belangloses, damit die Fotografen die ersehnten Schnappschüsse machen konnten, vermied es dabei aber peinlichst, sie zu berühren. Für Allegra war das ein weiteres Indiz, dass etwas nicht stimmte.
Da saß sie neben einem echten Prinzen im Amphitheater, umringt von Menschen, die sich mit ihren Sympathiekundgebungen nicht zurückhielten, und hatte sich nie einsamer gefühlt als in diesem Moment.
„Was soll das?“ Alex lehnte sich vor und sprach mit einem der Ordner. „Es gibt eine Änderung im Programm“, teilte er Allegra kurz darauf mit, die sich für nichts weniger hätte interessieren können. Sie wollte nur, dass der Abend so schnell wie möglich vorbei war, da sie es satt hatte, ständig zu lächeln und vorzugeben, sie wäre die glücklichste Frau auf der Welt. Ebenso wie sie nicht länger krank vor Liebe neben einem Mann sitzen wollte, dem sie nichts bedeutete.
„Deine Schwester wird singen.“
Es war, als griffe eine kalte Hand nach ihrem Herzen. „Wie perfekt eingefädelt!“, erwiderte sie rau. „Damit sie sich noch einmal in aller Öffentlichkeit blamiert und endgültig bewiesen ist, wie wenig die Jacksons …“
„Damit habe ich nichts zu tun“, zischte Alex ihr zu.
Es war ohnehin zu spät, etwas zu retten. Eigentlich schon seit dem Moment, als ihr Alex in der Londoner Bar begegnet war …
Inzwischen hatte Izzy nervös die Bühne erklommen, wobei die extravaganten High Heels nicht gerade hilfreich waren. Dazu trug sie unfassbar knappe Shorts. Für Allegra sah sie hinreißend aus, doch wie die Reaktion des Palasts ausfallen würde, konnte sie sich lebhaft ausmalen.
Erstaunt stellte Allegra fest, dass ihre kleine Schwester sich offenbar auch noch selbst begleiten wollte. Sobald sie sich ans Klavier setzte, sandte Allegra ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Doch bereits nach den ersten Tönen wurde ihr bewusst, dass sie vielleicht zum ersten Mal Izzys echte Stimme hörte. Nicht verfremdet von Toningenieuren in seelenlosen Aufnahmestudios oder beeinträchtigt durch ein Publikum, das nur darauf wartete, sie zu verdammen.
Ihre Stimme war rein und klar wie frisches Quellwasser. Sie füllte das Amphitheater bis in die letzten Ränge und brachte die Menge zum atemlosen Schweigen. Selbst die Kameras, die bisher auf den VIP-Bereich fokussiert gewesen waren, schwenkten in Richtung Bühne. Die Zuhörer hielten brennende Feuerzeuge hoch, und Allegra fühlte eine Gänsehaut am ganzen Körper, während sie ihre jüngere Schwester betrachtete. In Izzys Augen leuchtete ein ganz besonderes Licht, als sie kurz aufblickte, nicht zum Publikum, sondern zum Vorhang am Rand der Bühne.
Keine Frage, sie sang für jemand ganz Speziellen, und das musste Matteo sein.
Allegra kamen die Tränen.
Schau mir ins Gesicht, das, was du siehst, das bin ich nicht … Sieh ganz tief in mich hinein, was du jetzt siehst, will sich befreien …
Izzy hat sich bereits befreit! Das war ihr plötzlich klar. Und obwohl der Text für sie hätte geschrieben sein können, wusste Allegra tief in ihrem Herzen, dass die Worte nicht ihr galten.
Alex fühlte ihre innere Bewegung, während sie der hinreißenden Sängerin lauschten, die von aller Welt so falsch beurteilt worden war. Wie gern hätte er Allegras Hand genommen und den Triumph ihrer Schwester mit ihr zusammen genossen, doch das war unmöglich. Die Frau neben ihm schien sich mit jeder Sekunde weiter von ihm zu entfernen. Sie hasste den Palast, wollte nicht Königin werden und hätte
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