Kroenung der Liebe
aufschieben“, eröffnete Alex ihr. „Aber in wenigen Wochen bin ich wieder hier, rechtzeitig zum Konzert.“
„Wochen?“, echote Allegra schwach.
„Es gibt eine Menge zu tun, und ich kann Razim nicht noch einmal versetzen.“
Also würde er wahrscheinlich schon morgen Abend mit Belinda zum Dinner ausgehen. Und sie hatte keine Commozione Cerebrale mehr, die ihn davon abhielt. Anstatt eines Abschiedskusses strich er ihr nur flüchtig über den Kopf, und als er die Schlafzimmertür hinter sich zuzog, bildete sich Allegra sogar ein, einen erleichterten Seufzer zu hören.
Was habe ich denn erwartet? Natürlich ergreift Alex die erste sich bietende Gelegenheit, um sich davonzumachen!
Santinas Bevölkerung mochte sie vielleicht lieben, doch dem Kronprinzen war das offenbar unmöglich.
8. KAPITEL
Alex war in London und sie allein und einsam, ohne die Chance auf Abwechslung oder Zerstreuung. Diesmal lag es weniger an den strengen Regeln als an der hässlichen Beule, die immer noch Allegras Stirn verunzierte.
So schlich sie wie ein ruheloser Geist im Palast umher und tat ihr Bestes, um nicht an ihren Verlobten und seine intrigante Sekretärin zu denken, der sie alle Schlechtigkeit der Welt zutraute. Immer noch versuchte sie Izzy per Telefon zu erreichen, wurde aber nur mit der Sprachmailbox verbunden. Außerdem wartete sie vergeblich darauf, dass Angel auf ihre zahlreichen Mails antwortete und seufzte entsprechend gereizt, als es klopfte.
„Raymondo ist da“, wurde sie von ihrer Zofe informiert.
„Raymond!“ , korrigierte eine affektierte Stimme aus dem Hintergrund.
Allegra seufzte noch einmal. Sie hatte absolut keine Lust, sich noch mehr Hochzeitskleider anzusehen, besonders da sie überzeugt war, nicht eines davon jemals zu tragen. Deshalb fiel es ihr auch nicht leicht, einen enthusiastischen Eindruck zu machen, sobald der berühmte Modeschöpfer hereinrauschte. Auf sein Gefolge, beladen mit weißen, schillernden Stoffballen und anderem Klimbim, wartete sie jedoch vergeblich. Er kam ganz allein, nicht einmal das unvermeidliche Skizzenbuch der anderen Designer hatte er dabei.
„Raymondo!“ , beschwerte er sich. „Sie denken, es lässt mich exotischer erscheinen.“ Erst jetzt fiel Allegra ein, dass er aus London stammte. Angesichts des vertrauten Akzents musste sie sich beherrschen, um ihm nicht um den Hals zu fallen. „Also los“, steuerte er ohne Umschweife auf sein Ziel zu. „Woran haben Sie gedacht?“
Schon wollte sie die gewohnte, einstudierte Antwort geben, da wedelte Raymond ungeduldig mit der Hand.
„Ich will wissen, was Sie denken, wovon Sie träumen, nicht das übliche Blabla über traditionelle Spitze aus Santina und womit man mich sonst noch geimpft hat.“
Fast hätte Allegra sich verschluckt. Ob man hysterisch kichern durfte als zukünftige Königin?
„Es ist Ihre Hochzeit, Kind“, sagte Raymond eindringlich und zog ein blütenweißes Taschentuch hervor, weil er Tränen in den Augen der angehenden Braut schimmern sah. „Es wird die Hochzeit des Jahres sein, und ich verspreche, Sie werden einfach umwerfend aussehen.“
„Ich weiß“, schnüffelte Allegra und nahm das Taschentuch dankbar an. „Keine Ahnung, was mit mir los ist.“ Sie tippte sich auf die Stirn, als wollte sie ihren Zustand der Kopfverletzung zuschreiben.
„Vielleicht liegt es daran, dass Sie den Kronprinzen von Santina heiraten“, führte der Designer mit weisem Lächeln an. „Für ein einfaches Mädchen, wie Sie es sind, muss der Druck ungeheuer sein.“
Es sprach das einfach so aus, dass es sich wie ein Kompliment anhörte.
„Sie wissen, dass es zwei Kleider geben wird?“, fuhr Raymond sachlich fort, um keine überflüssigen Emotionen zu schüren. „Als Sicherheit, falls meine innovative Création der königlichen Zensur nicht standhalten sollte.“
Sein pointierter Sarkasmus entlockte ihr ein Lächeln. „Ich befürchte, das Königshaus von Santina liebt keine Überraschungen.“
„Deshalb die Alternative“, bemerkte Raymond ungerührt. „Was, wenn ich das Brautkleid kreiere, von dem Sie schon als kleines Mädchen geträumt haben?“
„Ich … ich weiß nicht“, stammelte Allegra und spürte einen seltsamen Stich in ihrem Herzen.
„Ich werde nicht mitschreiben. Sie erzählen mir von Ihren Träumen und Sehnsüchten, und ich lasse sie Wirklichkeit werden.“
Was für ein verlockender Gedanke. Und einer, dem sie nicht widerstehen konnte …
Mit jedem Tag, der verstrich, erwartete
Weitere Kostenlose Bücher