Kroenung der Liebe
„Und ja, ich bin absolut in der Lage, eigenmächtige Entscheidungen zu treffen. Mit meinem Londoner Partyleben ist es wohl unwiderruflich vorbei. So sieht es jedenfalls meine Familie, die nicht weiß, wie hart ich in den letzten Jahren gearbeitet habe. Meine Eltern bestehen darauf, dass ich nach Santina zurückkehre, um meinen königlichen Pflichten nachzukommen – sprich, zu heiraten!“
Den Rest ihres Champagners stürzte er in einem Schluck hinunter.
„Lieben Sie Ihre Braut?“, fragte Allegra.
„Es ist keine Frage der Liebe, sondern allein der Kompatibilität“, kam es zynisch zurück. „Unsere Eltern sind eng befreundet und haben unsere Verbindung vor Ewigkeiten beschlossen. Ich hingegen fühle mich hier in London sehr wohl und habe noch große berufliche Pläne.“
„Die hinfällig wären, wenn Sie heiraten?“
Er nickte schwer. „Dann heißt es Erben zeugen und …“ Er sah Allegra blinzeln und lachte reuig. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht brüskieren.“
„Das haben Sie absolut nicht, ich würde es nur anders ausdrücken. Zum Beispiel: Eine Familie gründen oder Kinder bekommen .“
„Nicht, wenn Sie dazu geboren und erzogen werden, eines Tages auf einem Thron zu sitzen“, erwiderte er bitter.
„Oh …“ Diese abstruse Vorstellung und die Diskrepanz zu ihrem eigenen Leben machten sie einen Moment sprachlos. „Und wenn Sie die Verbindung einfach lösen?“
„Mit welcher Begründung? Es würde Anna demütigen, wenn ich ihr sage, dass ich sie einfach nur nicht heiraten will. Das verdient sie nicht.“
„Darüber machen Sie sich ernsthaft Gedanken?“ Allegra war fasziniert. „Ich meine, wenn Sie Ihre aufgedrängte Braut gar nicht lieben …“ Trotz der Wirkung des Champagners, die zum Glück langsam nachließ, fielen ihr zunehmend immer mehr Details ein, Alex Santinas Ruf und Lebensstil betreffend. „Ich wusste zwar nicht, dass Sie ein Prinz sind, aber wenn ich mich nicht täusche, genießen Sie durchaus den Ruf eines …“
„Lebemanns? Schürzenjägers? Playboys?“, half er spöttisch aus.
Ihre Lippen wurden schmal. „Fällt es Ihnen vielleicht deshalb besonders schwer … sesshaft zu werden?“
„Meiner zukünftigen Frau treu zu sein, meinen Sie?“
Er war so irritierend direkt, kam immer gleich zum Punkt und nahm kein Blatt vor den Mund. Zögernd nickte sie.
„Das dürfte kein Problem darstellen, solange ich diskret bin“, erwiderte Alex lässig und registrierte überrascht, dass Miss Jackson missbilligend die Nase krauste.
„Sie wollen eine Ehe eingehen mit dem Wissen, wenn nicht sogar dem Vorsatz, Ihrer Frau untreu zu werden?“
„Wie gesagt, es handelt sich nicht um eine Liebesheirat, sondern um eine Vernunftehe. Anna sind diese Dinge nicht fremd. Sie ist danach ausgesucht worden, eines Tages die perfekte Königin abzugeben. Aber wie ich sehe, findet ein derartiges Arrangement nicht Ihre Zustimmung.“
„Nein.“ Es war ihr Champagner gewesen, den er ausgetrunken hatte, darum durfte sie sich wohl das Recht herausnehmen, aufrichtig zu sein. „So wie Sie fühlen, taugen Sie meiner Meinung nach nicht für eine Ehe.“
Was das betraf, hatte Allegra sehr genaue Vorstellungen. Sie liebte ihre Eltern, aber deren eigenwillige Interpretation einmal gegebener Heiratsversprechen hatte dazu geführt, dass sie sich schon als kleines Mädchen regelmäßig in den Schlaf geweint hatte. Damals litt sie schweigend, doch jetzt, als Erwachsene, war sie entschlossen, klar und fest zu ihrem eigenen Moralkodex zu stehen.
In Alex’ Familie sprach man nicht über derlei Dinge, dafür gab es ungeschriebene Regeln, die auch seine Braut kannte und verstand. „Ich wollte nur Small Talk betreiben und erwarte von Ihnen keine Lösung meiner Probleme“, informierte er Allegra kühl.
Anstatt verlegen oder brüskiert zu sein, lächelte sie. „Touché!“
„Unsere Familie steht ständig im Licht der Öffentlichkeit.“ Es ärgerte Alex, dass es wie eine Rechtfertigung klang.
„Glauben Sie mir, für diese Problematik habe ich größtes Verständnis“, versicherte sie und erzählte von ihrer Familie. Nicht viel, aber mehr als jedem anderen. Normalerweise mied sie dieses schmerzliche Thema. „Meine Familie sucht und liebt das große Drama geradezu! Zum Beispiel meine Schwester Izzy, die an einer Talentshow teilgenommen hat, um Popstar zu werden“, vertraute sie Alex an.
Der hatte keinen blassen Schimmer, wovon sie redete. Wenn er fernsah, dann nur Nachrichten oder
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