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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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wieder zurückgeben.
    »Ich an Ihrer Stelle würde das ernst nehmen«, beharrte Bealfeld.
    David weigerte sich entschieden. Als Lazo sah, daß er den Revolver von sich wies, entspannte er sich. Doch seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer, da die drei nun auf ein Fahrzeug zusteuerten, in dem schon ein Beamter auf sie wartete.
    »Wenn er jetzt ins Auto steigt, dann war’s das …«, murmelte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    In diesem Moment überlegte David es sich anders und ging hinüber zum Zeitungskiosk.
    Jetzt oder nie, sagte sich Lazo.
    Lautlos näherte er sich ihm von hinten. Er warf einen schnellen Blick auf die beiden Touristen, die sich an einem Ständer Postkarten aussuchten, und vergewisserte sich, daß sein Fluchtweg gesichert war. Während er den Verkäufer nicht aus den Augen ließ, der vor ihnen eine Frau bediente, wartete er darauf, daß David sich vorbeugte, um nach einer Zeitung zu greifen. Die Hand in der rechten Hosentasche bückte er sich ebenfalls über die Zeitungsstapel, als er merkte, daß rechts neben Calderón der beleibte ausländische Polizist getreten war. Er mußte blitzschnell handeln. Kaum hatte der Kryptologe den Kopf zum Kommissar gedreht, schob er David etwas in die Hosentasche und eilte davon.
    Bis David richtig begriffen hatte, was passiert war, war Lazo |276| schon längst hinter einer Ecke verschwunden. Der Kryptologe griff in seine Tasche und fühlte darin einen zusammengefalteten Zettel. Er sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, der ihm verdächtig vorkam. Bealfeld hatte nichts bemerkt und zahlte gerade seine ›New York Times‹. Vielleicht ist es besser so, dachte David, wer weiß, was draufsteht; womöglich will der Unbekannte keine Zeugen und nur mit mir allein sprechen. Also hielt er den Mund und schlenderte mit dem Kommissar zurück zum Wagen, der sie zum Hotel brachte, wo sie essen und ein wenig ausruhen wollten.
    Kaum war er nach dem Mittagessen auf seinem Hotelzimmer, zog er den gefalteten Zettel heraus.
    Ich bin derjenige, der wegen Sara Toledano auf dem Revier angerufen
hat. Ich weiß, daß Sie mich suchen. Ich erwarte Sie um
Mitternacht bei mir. Bis dahin werde ich etwas vorbereitet haben,
das Sie interessieren wird. Kommen Sie allein. Und vertrauen
Sie mir. Ich habe Ihren Vater kennengelernt, als er das Zentrum
für Sephardische Studien aufbauen sollte.
    Gabriel Lazo
    C/Roso de Luna, 23
    PS.: Eins noch: Erzählen Sie niemandem von unseremTreffen,
vor allem nicht Inspektor Gutiérrez. Sonst bin ich ein toter Mann.
    David drehte den Zettel um. Der Schreiber mußte nicht viel Zeit gehabt haben, denn die Nachricht war eilig hingeschmiert worden. War das eine neue Spur? Oder eine Falle? Nun, sagte er sich, mir bleibt nichts anderes übrig, als hinzugehen.
    Er hatte sich gerade hingelegt, um sich ein wenig auszuruhen, als es an der Tür klopfte. Stöhnend erhob er sich, zog die Schuhe an und öffnete. Vor ihm stand Rachel. Ihr Aussehen erschreckte ihn.
    |277| »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Es geht so«, meinte die junge Frau, während sie sich erschöpft in einen Sessel fallen ließ. »Ich wollte mit Ihnen über die Papiere sprechen, die wir aus der NSA mitgenommen haben.« Sie breitete sie sorgfältig auf dem Couchtisch aus. »Ich habe die ganze Nacht im Flugzeug darüber gebrütet, weil ich nicht schlafen konnte. Wenn ich ehrlich sein soll, verstehe ich nicht, was Ihr Vater mit diesem Gekritzel hier bezweckte. Schauen Sie sich diese unzähligen Bogen Millimeterpapier an. Es fällt mir schwer, zu glauben, daß das ein streng gehütetes Programm sein soll. Und mehr noch, daß man mit diesem CA-110 die Endlagerstätten von Atommüll für alle Zeiten markieren wollte. Sie erklärten gestern, dieses CA-110 sei so etwas wie eine Universalsprache, nicht wahr?«
    »Eine Universalsprache, die man später noch verbessert hat. Das größte Radioteleskop der Welt in Arecibo in Puerto Rico stattete man mit einer neuen Version davon aus. Und auch die beiden Raumsonden Voyager I und II.«
    »Okay, dann verstehe ich, warum dieses Bild in der Mappe ist.« Rachel deutete auf eines der Fotos. »Ich kenne es. Der Berater für Nationale Sicherheit hat es mir damals bei meinem Interview gezeigt und erlaubt, es in meiner Reportage zu verwenden.«
    Die junge Frau stockte und wurde rot. Ihr war gerade aufgefallen, welch ein Fauxpas es war, das Interview zu erwähnen, das vor Jahren für Davids Abschied von der Agency gesorgt hatte. Es war ihr

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