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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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zu den Computern zu sichern, um schnell und sicher arbeiten zu können … Und hier sehen Sie auch den geheimen Bericht der NSA, aufgrund dessen man ihm das Projekt entzog. Und wissen Sie, wer das unterschrieben hat …? James Minspert. Der sich später alle seine Entdeckungen unter den Nagel gerissen hat, denn die Geheimhaltungspflicht erlaubte es meinemVater nicht, die Dokumente aus der Agency mitzunehmen. Ihn zu feuern hieß zugleich, ihm seine Forschungsergebnisse zu stehlen …«
    In diesem Augenblick fiel Rachels Blick zufällig auf ihre Armbanduhr. Hastig sprang sie auf. In zehn Minuten mußte sie im Kloster sein! Bealfeld wartete sicher längst im Wagen auf sie. Doch bevor sie David verließ, bemerkte sie noch:
    »Minspert hatte recht, als er uns warnte, daß alte Wunden wieder aufgerissen würden … Ich muß jetzt gehen, der Kommissar sucht mich sicher schon. Holen Sie uns in einer Stunde dort ab. Ich lasse Ihnen die Dokumente hier, aber vergessen Sie nicht, sie wieder im Safe einschließen zu lassen, bevor Sie das Hotel verlassen.«
    »Seien Sie unbesorgt, ich passe darauf auf …« Als die junge Frau schon auf dem Weg nach draußen war, hielt er sie noch einmal am Arm fest. »Ich will Ihnen nicht zu nahetreten, Rachel, aber Sie sehen wirklich nicht gut aus. Wollen Sie den Termin nicht verschieben?«
    »Morgen früh geht es mir sicher wieder besser. Ich habe einfach nur viel Schlaf nachzuholen.«
    »Kein Wunder, wenn man sich den ganzen Flug lang durch diese Papierstöße wühlt!«
    »Andere zählen Schäfchen …«
    Er sah ihr bis zum Aufzug hinterher und fragte sich, warum sie ihn von dem Treffen mit Presti im Convento de los Milagros fernhalten wollten. War das Bealfelds oder Rachels Idee |286| gewesen? Vielleicht auch die des Erzbischofs oder von jemandem, mit dem er sich zuvor beraten hatte. Wieder einmal Minspert?
    Nun gut, wahrscheinlich lassen sie mich ja aus dem gleichen Grund außen vor, aus dem ich ihnen nichts von diesem Gabriel Lazo und der Verabredung erzählt habe, die ich heute nacht mit ihm habe, gab er sich selbst zur Antwort.

|287| V Das Pergament
    Als sich die Tür öffnet und Ruth die Treppe zu ihm heruntersteigt, schwingt in Raimundo Randas Begrüßung schon die Bedeutung dessen mit, was er ihr an diesem Tag erzählen möchte.
    »Wie viele Tage bleiben uns noch, meine Tochter?«
    »Fünf, mit dem heutigen sechs.«
    »Komm, setz dich zu mir. Heute werde ich dich in die Geheimnisse der Casa de la Estanca einweihen und dir die Gründe offenbaren, weswegen man meinen Vater aus dem Amt verdrängte und ihn auf so schreckliche Art ermordete. Dir wird wahrscheinlich auch klar werden, was Artal de Mendoza mit den Calderóns, deiner Mutter und dir gemacht hat. Und was er jetzt vielleicht vorhat. Also all das, was ich nach meiner Rückkehr nach Konstantinopel herauszufinden begann, nachdem ich in Antigua vom Tod deines Großvaters, Don José Toledano, erfahren hatte.
    Kaum hatten mir Turriano und Herrera dort die traurige Nachricht überbracht, ging ich zu der Familie Calderón und rückte mit der Sprache heraus; ich erklärte ihnen, was vorgefallen war, und auch, wer ich wirklich war, und bat sie danach um Verzeihung, daß ich mich als Gaukler ausgegeben hatte. |288| Calderón tat mein Geständnis jedoch mit einer Handbewegung ab und sagte: ›Dieses Haus wird immer das Eure sein.‹ Dann überließ er mir großzügig seine besten Pferde und drückte mir einen Beutel Münzen in die Hand, damit ich unverzüglich zur Küste aufbrechen konnte, wo ich mich auf der nächstbesten Galeone einschiffte. Schon nach einer halben Tagesreise erfuhr ich in einem Hafen, daß Euldj Ali nicht in der Türkei weilte, worüber ich große Erleichterung empfand, mußte ich mir so doch keine Sorgen hinsichtlich der Zollkontrollen machen, wenn das Schiff nach einigen Wochen in Konstantinopel einlaufen würde.
    Ich kündigte mein Kommen nicht an, sondern begab mich direkt zum Haus von Laguna, der mir immer sein Wohlwollen gezeigt hatte, seit er mich damals an der Hafenmole vor Euldj Ali gerettet und dann zum Haus der Toledanos gebracht hatte. Der Arzt bestätigte mir, was ich unterwegs gerüchteweise gehört hatte: Der Korsar war beim Sultan in Ungnade gefallen und nun mit seinen Berbern auf Kaperfahrt, wodurch Noah Askenazi keinen Widersacher mehr hatte, der gegen ihn anging. Und das bereitete Laguna die größten Sorgen. Er hatte Don José in seinen letzten Stunden beigestanden und hatte den Verdacht, daß Toledano

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