Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Rachurenkrieger mehr steht.«
Den schwer verletzten Gwantharab auf seinen Armen tragend, machte sich der Bewahrer zurück auf den Weg zu Elischa. Vielleicht konnte die Orna seinen treuen Freund und Gefährten noch retten, dessen Leben mit jedem Schritt spürbar ein Stück mehr aus seinem Körper wich. Madhrab zeigte keinerlei Regung, auch wenn es innerlich noch in ihm kochte. Dieser Mann, ein erfahrener Veteran, guter Freund, treu sorgender Mann und Vater von sieben Kindern, ein Held, hatte sich für ihn geopfert. Ein unnötiges Opfer, das nicht hätte sein dürfen. Welch hohen Preis musste Madhrab für den Sieg bezahlen?
Wie würde er diese Bürde jemals tragen können, die ihm die Klan auferlegt hatten?
Grimmgours Ende und der Tod seiner Leibwächter verbreiteten sich in Windeseile unter den verbliebenen Kriegern der Rachuren. Instinktiv ahnten sie, dass sie die Schlacht am Rayhin endgültig verloren hatten. Einige von ihnen kehrten dem Kampfgeschehen unversehens den Rücken und versuchten zu fliehen. Sie kamen nicht weit und wurden von den noch lebenden Eiskriegern und den Bogenschützen der Klan sofort zur Strecke gebracht.
Die ganze Nacht hindurch tobte die Schlacht weiter bis zum Morgengrauen. Bis endlich die ersten Sonnenstrahlen durch den dunklen, wolkenverhangenen Himmel brachen und den Frühnebel zu verdrängen suchten.
Es war still geworden an den Ufern des Rayhin, am Tareinakorach. Weißer Nebel versteckte trübe die blutigen Opfer der Schlacht und lag wie ein dichter, milchig schimmernder Mantel über den Schrecken des Krieges. Ein trügerisches, verzerrtes Bild der Wirklichkeit, unter dem sich nichts als Tod, Verstümmelung und Verderben verbargen. Wie schnell ein Leben doch ausgelöscht war.
Die Rachuren waren geschlagen. Fünfzigtausend Rachuren und Chimärenkrieger waren in der Schlacht gefallen. Niemand war dem letzten Massaker in der Nacht nach Grimmgours Fall lebend entkommen. Der Bewahrer, Lordmaster Madhrab, hatte am Ende keine Gnade walten lassen und keinen der feindlichen Invasoren am Leben gelassen. Eigenhändig erschlug er diejenigen Rachuren, die sich den Klan am Ende freiwillig ergeben hatten.
Dennoch hatte der entscheidende Sieg in der wohl größten und schlimmsten Schlacht, die jemals auf Kryson geschlagen worden war, auch für die Klan einen furchtbar bitteren Nachgeschmack.
Die Klan hatten an einem einzigen Tag und nur einer Nacht mehr als einhundertdreißigtausend tapfere Frauen und Männer im gnadenlosen Kampf gegen die Rachuren verloren. Ihre mit Blut und Schlamm überzogenen, der unabwendbaren Verwesung anheimfallenden Leichname mit verrenkten Gliedern, abgeschlagenen Extremitäten und vorwurfsvollen Blicken lagen wild verstreut zwischen ihren gefallenen Feinden in den Wassern der flachen Tareinakorach des Rayhin.
Schon verdunkelten aasfressende Vögel den Himmel mit ihren großen schwarzen Schwingen, kreisten in Scharen über den gewaltsam gefallenen, im Tode erstarrten Körpern und erhofften sich ein üppiges, makabres Mahl. Niemand konnte sagen, wie lange es wohl dauern würde, bis die der Natur und den Tieren überlassenen Kadaver der Gefallenen nur noch blanke Knochen waren und schließlich eines Tages kein Zeugnis von der verheerenden Schlacht am Rayhin mehr würden ablegen können. Viele Tage und Monde lang blieb das Wasser des Rayhin vom Blut der Gefallenen rot verfärbt und wurde durch die langsam verwesenden Kadaver vergiftet. Felder und Wiesen entlang des Flusslaufes unterhalb des Tareinakorach bis zur Küste im Osten wurden dadurch verdorben und damit war die Ernte für diese Sonnenwende gefährdet. Wenn der Winter kam, die Vorräte knapp wurden und sich eine Hungersnot nicht mehr abwenden ließ, würde die Schlacht kompromisslos ihre weiteren Opfer von den Siegern einfordern.
Zu viele Kriegerinnen und Krieger hatten ihr Leben gelassen, um ihnen nun ein anständiges Begräbnis zu gewähren. Sie hätten es verdient, doch bekommen konnten sie es nicht. Zu wenige kehrten zurück, um ihre Felder zu begrüßen und ihre Familien in die Arme zu schließen. Schon bald würden stattdessen Plünderer und Waffen- oder Todeshändler wie Jafdabh, die entlang des Weges und über den Fluss zogen, die Toten ihrer letzten Habseligkeiten und noch brauchbarer Waffen berauben, um sie am Ende für viele Anunzen weiterzuverkaufen. Kriege und Schlachten gab es genug auf Ell. Reiche Beute für Jafdabh und seine Freunde. Das war der stete Kreislauf des Krieges und seiner
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