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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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aufgenommen habe, liegen hoffentlich auf der Hand«, erklärte Hegoria. »Es liegt jetzt einzig an dir, ob dudie Ordensschwestern überzeugen kannst. Einige stehen auf deiner Seite, sehnten deine Rückkehr genauso herbei wie ich. Aber du musst stark sein. Die Geißelung wird ihre Wirkung gewiss nicht verfehlen. Insbesondere bei den Unsicheren unserer Schwesternschaft. Ich mache eine Märtyrerin aus dir, Elischa. Überstehst du die Tortur in Würde und ohne Groll, werden sie dir folgen wie keiner anderen heiligen Mutter zuvor. Sie werden dich für das Opfer bewundern, das du aus freien Stücken erbringst, um wieder in den Orden aufgenommen zu werden. Die Mehrzahl der Schwestern lehnt die Geißelung als zu grausam und ungerecht ab. Das bringt uns einen weiteren Vorteil. Zudem werden dir die Vollstreckerinnen nie gekannte körperliche Schmerzen zufügen. Trage ihnen das nicht nach, sondern vergib ihnen, und auch sie werden dir folgen.«
    »Dein Wort in ihren Ohren«, antwortete Elischa, »überstanden habe ich den Tag des Martyriums deswegen noch lange nicht.«
    »Das ist richtig, und ich bedauere zutiefst, was ich dir antun muss«, sagte Hegoria. »Nimm einen Tropfen von der Essenz, wie ich es dir gesagt habe. Wir werden uns nicht noch einmal sprechen. Meine Zeit ist gekommen. Reela wird die Aufsicht über die Bestrafung führen und ist angewiesen, dass die Vollstreckerinnen Milana und Laraya nicht übertreiben werden. Du kennst Reela, sie ist eine gute und vernünftige Ordensschwester.«
    In der Tat, sie kannte Reela. Sie war nur wenig jünger als Elischa und während ihrer Zeit im Ordenshaus nie besonders auffallend gewesen. Allerdings hatte sie auch Gelegenheit, einen ersten Eindruck von Milana und Laraya zu gewinnen, was nicht gerade dazu geeignet war, ihre Ängste und die schlimmsten Befürchtungen zu mildern.
    »Leb wohl, Elischa«, verabschiedete sich die heilige Mutter, »ich wünsche dir Kraft und Glück. Enttäusche den Ordennicht und führe ihn zurück zu Glanz und großem Ansehen.«
    Unter Mühen schob Hegoria ihre Hand unter der Decke hervor und streckte sie Elischa entgegen. Elischa legte die Hand der heiligen Mutter in ihre. Die Haut Hegorias fühlte sich schweißnass und kalt an. »Ich wünsche dir eine gute Reise«, sagte Elischa.

    Nachdenklich zog sich Elischa in ihre Kammer zurück. Begegnete sie einer Ordensschwester, grüßte sie zwar freundlich, vermied es aber bewusst, sich auf Gespräche einzulassen. Sie wollte allein mit ihren Gedanken und Gefühlen sein und entschloss sich entgegen ihrer ursprünglichen Absicht, nicht mehr nach Ayale zu suchen, um sie nach Rat zu fragen. Auf dem Weg kam sie an der Küche vorbei und stärkte sich mit einem kräftigen Mahl aus rohem Gemüse, dunklem Brot und Käse. Zu lange wollte sie sich nicht aufhalten. Sie würde Schlaf brauchen, um den morgigen Tag zu überstehen. In ihrer Kammer angekommen zog sie sich aus, stellte die Phiole mit der stärkenden Essenz auf den Tisch neben ihre Lagerstätte und legte sich ohne Umschweife schlafen.
    Doch sie tat in dieser Nacht kein Auge zu.
    Am frühen Morgen platzten die Vollstreckerinnen ohne zu klopfen in Elischas Kammer und zerrten sie aus ihrem Bett.
    »Aufstehen, faules Stück«, keifte Laraya, während sie Elischa grob am Arm gepackt hielt, »die Sonnen gehen gleich auf. Heute ist ein großer Tag.«
    »Verdammt, bei allen Kojos, was fällt Euch ein?«, gab Elischa lautstark zurück.
    »Ihr sollt nicht fluchen. Das ist respektlos und gegen die Regeln«, tadelte sie Milana, während sie Laraya auffordernd zuzwinkerte.
    »Ein zusätzlicher Hieb ganz nebenbei und aus Versehen wird nicht weiter auffallen …« Laraya packte stärker zu unddrehte ihr den Arm auf den Rücken, bis Elischa vor Schmerz aufschrie. »… und helfen, Euch Respekt zu lehren.«
    »Wartet vor der Kammer«, bat Elischa, »Ihr müsst mich nicht mit Gewalt zur Vollstreckung des Urteils führen. Ich werde Euch keinen Widerstand leisten und aus freien Stücken folgen. Aber lasst mir einen Moment, mich zu sammeln und auf die Bestrafung vorzubereiten.«
    »Ihr braucht Euch nicht anzukleiden«, bemerkte Milana, »die Bestrafung werdet Ihr sowieso nackt erdulden.«
    »Ich weiß …«, sagte Elischa stockend, »… aber ich bitte Euch dennoch. Gebt mir nur diesen einen kurzen Augenblick.«
    Laraya und Milana sahen sich fragend an und zuckten mit den Schultern. Es konnte ihnen gleichgültig sein, die Verurteilte würde ihnen nicht entwischen. Schließlich

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