Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
reckte sich und stellte sich wieder auf die Beine.
    »Drei …«
    Ein gleichzeitig geführter Doppelschlag riss sie von den Beinen. Ihr linkes Knie war zerschmettert. Der Schmerz durchflutete Elischas Körper. Der andere Schlag traf erneut die bereits verletzte Stelle an den Rippen und trieb den gebrochenen Knochen durch Fleisch und Haut sichtbar nach außen. Elischa stöhnte auf.
    »Das war für die Respektlosigkeit«, hörte sie eine Stimme flüstern.
    »Seid Ihr wahnsinnig?« Reela klang wütend. »Ich werde Euch ablösen lassen, wenn Ihr meine Anweisungen nicht befolgt. Ihr werdet Elischa nicht zu Tode prügeln.«
    »Verzeihung, das war bloß ein Versehen«, verteidigten sich die Vollstreckerinnen.
    »Weiter! Vier …«
    Nach dem vierten Schlag versuchte Elischa sich aufzurichten und auf einem Bein zu stehen. Sie wollte, nein musste durchhalten und einen eisernen Willen zeigen. Doch mit jedem weiteren Schlag wurden die Schmerzen unerträglicher und nach dem siebten verlor sie das Bewusstsein. Bis Reela ihre Ohnmacht bemerkt hatte und Elischa mit einem Eimer kalten Wassers zurückgeholt wurde, hatten die Vollstreckerinnen weitergeschlagen. Elf, zwölf und dreizehn folgten, Knochen splitterten und Elischas Sinne schwanden erneut. Sie wurde abermals geweckt. Nach dem fünfzehnten Schlag wollte sie sich auf das gesunde Bein stellen. Aber sie spürte ihre Beine überhaupt nicht mehr, sie waren gänzlich taub. Sosehr sie sich mühte, sie schaffte es nicht.
    »Zwanzig und dann die Geißel!«, befahl Reela.
    Der letzte Schlag war vehement, als ob die Vollstreckerin verärgert über das Ende der Bestrafung mit dem eisernen Richtstab noch einmal all ihre Kraft hineingelegt hatte und eine Entscheidung zugunsten der Schatten suchte. Es bliebenElischa wenige Sardas, um einmal kurz durchzuatmen und die verbliebenen Kräfte zu sammeln, bevor das eigentliche Martyrium begann.
    Die Geißel der Orna.
    Langsam schritten die Vollstreckerinnen zum Tisch und holten sich die Geißeln ab, die sie den Zuschauern über ihren Köpfen präsentierten, als wären die Werkzeuge des Schreckens Trophäen einer Schlacht.
    Elischa hörte das pfeifend zischende Geräusch der Geißel in der Luft wie das einer mehrschwänzigen Peitsche. Jeden Augenblick musste sie auf ihren geschundenen Rücken auftreffen. Ein dumpfes Klatschen kündigte die Qualen an. Weithin gut sichtbare, sich dunkel abzeichnende Striemen blieben an den Stellen zurück, an denen die Lederriemen der Geißel die Haut berührten. Der Hieb brannte wie Feuer. An einigen Stellen platzte die Haut auf. Die scharfen Metallenden der Geißel verhakten sich wie Krallen im Rücken und rissen Haut- und Fleischfetzen mit sich, als sie mit einem Ruck zurückgezogen wurden. Elischa schrie zum ersten Mal. Die Schmerzen wurden unerträglich. Benommen nahm sie erste Stimmen aus der Menge der Zuschauer wahr, die lautstark »Aufhören« forderten. Reela setzte sich jedoch durch.
    »Die Vollstreckung muss bis zum letzten Hieb erfolgen. Kein Abbruch. Weiter!«, rief sie.
    Milana und Laraya hielten sich nicht zurück. Im Gegenteil, sie schienen sich besonders anzustrengen und wirkten wie besessen, Elischa möglichst viele tiefe Wunden und Schmerzen zuzufügen. Zwischen den Hieben versuchte Elischa sich immer wieder zu regen und aufzurichten. Jedes Mal, wenn sie verzweifelt versuchte Willensstärke zu zeigen, ging ein erstauntes Raunen durch die Menge, das sich mit fortschreitender Dauer der Bestrafung in Aufschreie des Entsetzens und Mitleidsbekundungen wandelte. Die anfänglich ruhige Stimmung kippte.Die Zuschauer litten, litten mit Elischa. Und plötzlich wurden die Vollstreckerinnen offen angefeindet. Die Menge geriet in eine unruhige und ungehaltene Stimmung über das grausame Bild, das ihnen dargeboten wurde. Elischa gab ihre Zurückhaltung ebenfalls auf. Es hatte keinen Zweck. Sie schrie und heulte bei jedem Hieb, den sie bewusst mitbekam. Das half ihr durchzuhalten. Ihre Schreie wurden schriller, anhaltend und durchdringend. Unter den Beobachtern regte sich Widerstand. Der Lärm, den sie verursachten, schwoll zu einem tumultartigen Brausen an.
    »Verdammt!«, rief Milana, die plötzlich das Bedürfnis verspürte, sich vor ihren Schwestern und Brüdern verteidigen zu müssen. »Wir erledigen nur unsere Pflichten. Bedankt Euch bei der heiligen Mutter. Sie hat dieses Urteil mit Eurem Segen gesprochen.«
    Elischas Rücken war bald eine einzige offene Wunde, die an manchen Stellen bis auf den blanken

Weitere Kostenlose Bücher