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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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informieren.
    Möglich, dass die Königin der Maya Tarratars Stimme gehört hatte, wenn er sich von Zeit zu Zeit in seiner Einsamkeit vor ihrem Abbild ausgesprochen hatte. Dennoch vermutete er, dass ihr sehr viel Wissen fehlte. Nahmen die Königin und die Schriftgelehrten der Nno-bei-Maya sich die Zeit, konnten sie sich mithilfe seiner Schriften bestens informieren und gewissviel lernen. Die Zeit war nicht stehen geblieben. Kryson hatte sich weiterentwickelt.
    »Ich wünsche viel Freude damit«, rief er laut und packte seine Schreibutensilien in einen Lederbeutel.
    Beinahe wehmütig blickte er sich um. Er hatte sich an die Umgebung gewöhnt, obwohl er jetzt glücklich war, sie verlassen zu können. Die Abwechslung würde ihm guttun. Tarratar prüfte mit einem Blick, ob er auch nichts vergessen hatte, was er mit auf die Reise nehmen wollte. Außer den Sachen, die Tarratar am Leib trug, einer Leier und seinen Schreibutensilien besaß er nicht viel. Jedenfalls nichts, was er unbedingt brauchte und mitnehmen wollte. Natürlich hatte sich bei den wenigen Ausflügen mancherlei Kram angesammelt, mal mehr, mal weniger nützlich. Sogar das ein oder andere magische Artefakt befand sich darunter, für das Händler und noch viel mehr deren Käufer bestimmt ein Vermögen ausgeben würden. Tarratar konnte nichts damit anfangen. Sie waren nicht schlecht und in den meisten Fällen nett anzuschauen. Doch alles, was sie an Magie und besonderen Eigenschaften zustande brachten, beherrschte er seit Anbeginn der Zeit.
    Tarratar hatte so lange in Zehyr ausharren müssen. Mehr als fünftausend Sonnenwenden im Inneren eines Vulkans zwischen steinernen Statuen zu verbringen und auf einen Auserwählten warten zu müssen, war selbst für einen Unsterblichen wie ihn eine unendlich lange Zeit.
    Jetzt konnte er eine neue Herausforderung beginnen. Sie war nicht wirklich neu, denn er hatte von jeher gewusst, dass er sich nach der Befreiung des verlorenen Volkes, um seine ursprüngliche Aufgabe zu kümmern hatte. Das Buch der Macht.
    Tarratar wusste das Buch in guten Händen. Die Wächter würden es gewiss nicht verlieren oder an irgendjemanden herausgeben, der nicht dazu bestimmt war, es zu lesen, oder nichtwusste, damit verantwortungsvoll umzugehen. Dennoch war es besser, wenn er sich selbst darum kümmerte. Er fühlte sich wohler dabei, den Dingen nicht ihren Lauf zu lassen, sondern sie selbst in die Hand zu nehmen.
    Tarratar war der erste Wächter, stand den anderen vor und nahm seine Aufgabe sehr ernst. Außerdem war es lange her, seit er zuletzt im Buch der Macht gelesen hatte. Es juckte Tarratar in den Fingern, die Seiten umzublättern und die Worte zu verschlingen, deren Bedeutung sich dem geneigtem Leser erst erschlossen, wenn er genügend eigenes Wissen und Macht mitbrachte, um sie richtig verstehen zu können.
    Er hatte das Buch und das Gefühl, wenn er darin las, etwas bewegen zu können, vermisst. Für einen magisch Begabten war das Lesen des Buches ein großes und besonderes Erlebnis. Die Krönung jedoch war, selbst einige Zeilen darin niederschreiben zu dürfen. Dieses Privileg war Tarratar bislang nie zuteilgeworden. Aber er hoffte darauf, dass er sich nach seiner Rückkehr endlich eines entscheidenden Abschnitts annehmen und sich in die Reihe der wenigen auserwählten Schreiber einreihen durfte. Immerhin hatte er lange dafür geübt. Die Ansammlung seiner Schriften in den Hallen von Zehyr war der beste Beweis dafür.
    »Wenn nicht Tarratar, wem soll diese Ehre sonst zuteilwerden?«, dachte er bei sich.
    Er kannte die anderen Wächter des Buches. Aber soweit er wusste, vertrieben sie sich die Zeit ihrer Wacht überwiegend mit anderen Beschäftigungen.
    Bevor Tarratar Zehyr verlassen würde, wollte er sich von Saykara verabschieden. Die Königin der Nno-bei-Maya und ihr Gefolge waren ihm in all den Sonnenwenden auf eigenartige Weise ans Herz gewachsen, obwohl er in seinen langen Selbstgesprächen nie eine Antwort erhalten hatte. Irgendwie hatte er aber immer das Gefühl, sie hörten ihmaufmerksam zu. Atmeten, lebten und vertrieben ihm die Einsamkeit in den Geisterhöhlen von Kartak. Das wiederum hatte ihn dazu gebracht, zu denken, er würde über ihr Wohl und Wehe wachen, wenn er durch die Reihen der steinernen Statuen spazierte.
    Die Statuen waren bis auf wenige verschwunden, hatten sich nach ihrer Befreiung in lebende Geschöpfe verwandelt. Ein faszinierender Anblick, wie Tarratar fand.
    Die Königin war noch weit schöner, als ihr

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