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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verfluchte Praister war schuld daran, dass sie ihr Bein verlor. Doch heute erkenne ich mich selbst in ihr wieder. Ein schrecklicher Anblick. Wisst Ihr, wie sich das anfühlt, wenn Ihr denkt, Ihr würdet Euch selbst besteigen. Verdammt … tja … genau … das ist ein hundsmiserables Gefühl. Hätte sie zweiBeine, es gelänge mir nicht, sie von mir zu unterscheiden. Vielleicht ist es wahr, was sich das Volk erzählt. Je länger ein Paar miteinander lebt, desto ähnlicher werden sie sich in Aussehen und Gedanken.«
    »So dürft Ihr nicht über Raussa reden, mein Herr«, antwortete Darfas ehrlich erschrocken. »Raussa hat Euch zur Regentschaft verholfen. Zumindest hat sie Euren Anspruch, zu herrschen, mit ihrer Herkunft unterstrichen. Raussa und Ihr habt gemeinsam viel Gutes für die Nno-bei-Klan getan und erreicht.«
    »Tja … das ist wohl wahr«, meinte Jafdabh nachdenklich, mit unsicherem, schwankendem Stand, »ich habe ein Vermögen, ach, was sage ich, viele Vermögen für sie ausgegeben. Anunze für Anunze, die ich mir einst hart und unter allerlei Gefahren erarbeitet hatte. Wer weiß, ob sie es mir jemals danken werden oder ob ich nicht wie einige meiner Vorgänger eines Tages an einem Giftanschlag enden werde, solltet Ihr mich nicht vorher zu Tode gemästet haben.«
    »Ich denke nicht. Das Volk liebt Euch für Eure Wohltaten und hat Eure dunkle Vergangenheit längst verdrängt. Außerdem seid Ihr ein kluger und weiser Mann. Eure Entscheidung, Thezael und die Praister aus dem Palast zu verbannen, verhilft Euch gewiss zu einem längeren Leben, und wenn es so weit ist, zu einem unbeschwerten Gang in das Reich der Schatten.«
    »Tja … wer weiß. Kaum jemand vermag das Ende vorauszusagen. Jedenfalls muss ich vorsichtig sein und wappne mich lieber gegen Überraschungen. Umso wichtiger erscheint mir im Moment die Ankunft der Fürsten. Seid Ihr sicher, dass alle Boten zur rechten Zeit aufbrachen?«
    »Ja, Eure Regentschaft. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Ihr habt viele Boten geschickt. Jeweils mindestens drei mit demselben Ziel, aber zur Sicherheit auf verschiedenen Wegen«, bestätigte Darfas seine eigenen Beobachtungen,»und ich habe immerhin eine gute Nachricht für Euch. Die Banner der Fürsten Renlasol und Drolatol wurden in den frühen Morgenstunden unweit der Stadtmauern gesichtet. Wenn wir Glück haben, könnten sie schon in diesem Augenblick im Palast eingetroffen sein. Soll ich mich für Euch nach ihrem Verbleib erkundigen, Herr?«
    Nachdem er die Namen seiner engsten Berater und obersten Generale vernommen hatte, hellte sich der Blick des Regenten umgehend auf. Es war, als fiele ihm ein schwerer Stein vom Herzen. Wie eine Ewigkeit kam es ihm vor, seit er die beiden Getreuen und Anführer seiner Leibgarde mit einem großen Teil der um den weitreichenden Schutzgürtel von Tut-El-Baya versammelten Truppen in den Süden ausgesandt hatte, um den dort gelegenen Fürstentümern beizustehen und die im Grunde nicht vorhandenen Grenzen zu befestigen und gegen feindliche Angriffe zu sichern.
    Ein wichtiger Schritt, um den Frieden zwischen den Klanfürsten zu sichern. Denn sie hatten es ihm und insbesondere seinen Getreuen übel genommen, als er vom Recht des Regenten Gebrauch gemacht und die beiden Männer aus einfachem Hause zu Fürsten und damit zu ihresgleichen erhoben hatte.
    Erschwerend kam hinzu, dass er den beiden Emporkömmlingen einige Sonnenwenden nach dem Tod Chromlions die reichen und fruchtbaren Ländereien des Fürstenhauses Fallwas zu gleichen Teilen übereignet und sie damit zu mächtigen Verbündeten gemacht hatte, die manch anderes Fürstenhaus an Stärke und Einkommen deutlich überragten. Damit hatte Jafdabh die Machtverhältnisse in den Klanlanden und unter den Fürsten neu geordnet. Während das Fürstenhaus der Alchovi nach wie vor das mächtigste Haus in den Klanlanden stellte, folgten ihm nun unmittelbar die neu gegründeten Häuser von Renlasol und Drolatol nach. Und diese standen von jeher treu an der Seite des Regenten Jafdabh.
    Auch in den Aufbau, in die Ausbildung und Bewaffnung der Truppen hatte er neben dem Wiederaufbau der Stadt sehr viel Zeit, Geduld und Anunzen aus seinen privaten Reichtümern gesteckt. Doch niemals hatte er dem Frieden so richtig getraut. Beinahe zu ruhig waren ihm die vergangenen Sonnenwenden verlaufen. Die Klan und mit ihr die Hauptstadt Tut-El-Baya waren nach den Katastrophen nahezu schutzlos. Zu viele Frauen und Männer hatten ihr Leben im Krieg und

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