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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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durch die Geißel der Schatten lassen müssen. Jafdabh wollte und konnte sich nicht auf den Schutz durch die Sonnenreiter und deren Bewahrer verlassen, über die er nicht gebieten durfte. Ihre Zahl war ohnehin überschaubar. Sie waren unabhängig und handelten nur auf Befehl des hohen Vaters. Nach Boijakmars Ableben war es allerdings schwer, eine vernünftige Beziehung zu den Sonnenreitern aufrechtzuerhalten. Overlord Yilassa hatte ihren eigenen Kopf und obwohl sie eine besondere Beziehung zu Renlasol zu pflegen schien, war es ihm nicht gelungen, ihre Zusage zu einer festen Unterstützung zu erhalten. Sie war, obwohl dies bei allen vorhergehenden Regentschaften üblich war, nicht bereit gewesen, einen Bewahrer zum Schutze des Regenten abzustellen. Jafdabh hatte sich Gedanken über den plötzlichen Sinneswandel der Sonnenreiter gemacht. Sicher war Yilassa dem ehemaligen Todeshändler nicht wohlgesinnt. Wahrscheinlich verabscheute sie ihn sogar. Er wunderte sich nicht darüber, denn die Gründe ihrer Ablehnung waren ihm bestens bekannt. Und dennoch wäre es ihre Pflicht gewesen, einen Bewahrer an den Hof nach Tut-El-Baya zu senden. Aber Yilassa hatte sich unnachgiebig gezeigt und seine Bitte strikt abgelehnt.
    Rasch hatte er sich daher dazu entschlossen, unter der Führung seiner Getreuen ein neues Heer aufzustellen und zu bewaffnen. Anfangs bestanden die Truppen fast ausschließlich aus wenigen kampferfahrenen Söldnern. Doch dies ändertesich im Laufe der Sonnenwenden. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass Jafdabh für Loyalität gut bezahlte und die hervorragende Ausrüstung sowie üppige Verpflegungspakete ihresgleichen suchten. Die Rekrutierungsbemühungen wurden verstärkt, und junge, hungrige Klankrieger kamen hinzu und ergänzten das Bild von Jafdabhs Verteidigern. Für viele Klan war der Beitritt zu den Truppen die beste Gelegenheit für einen Neuanfang und sie erhielten die Möglichkeit, einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau ihrer zerstörten Heimat zu leisten.
    »Tja … oh … das wäre in der Tat gut«, antwortete Jafdabh sichtlich erleichtert. »Bereitet Renalasol und Drolatol ein herzliches Willkommen, sorgt für ihr leibliches Wohl und bringt sie gleich im Anschluss zu mir. Und, Darfas … die Kristallmeister sollen mir endlich einen neuen Thron fertigen. In diesen hier passe ich wirklich nicht mehr hinein.«
    »Sehr wohl, Eure Regentschaft«, verneigte sich Darfas und verließ rückwärtsgehend, in gebückter Haltung die Halle des Regenten.

    Renlasol war ein stattlicher Mann mittleren Alters geworden, dessen Haare an den Seiten bereits ergrauten. Von Kopf bis Fuß trug er pechschwarze Kleidung. Ein Wams mit einem weiten, aus edlem Seidenstoff gefertigten Hemd darüber und Wollhosen, die in bis über die Knie reichenden Lederstiefeln steckten. Die Stiefel waren in Windeseile von fleißigen Dienern vom Staub befreit und auf Hochglanz poliert worden, bevor er den Kristallpalast betreten durfte.
    Sein Blick war klar und ernst. Obwohl er stets freundlich und zuvorkommend auftrat, konnte Renlasol eine düstere Ausstrahlung nicht vollends verbergen. Das dunkle Mal der Bluttrinker hielt seine Seele befleckt und zeichnete ihn. Meist blieb er deshalb für sich und mied die Gesellschaft andererKlan, wo immer ihm dies möglich war. Drolatol bildete allerdings eine Ausnahme. In seiner Nähe fühlte sich Renlasol wohl. Der Freund aus alten Tagen kannte ihn gut und wusste um Renlasols Schicksal bei den Bluttrinkern. In all den Sonnenwenden seit dem Ende Quadalkars und der Befreiung der jüngsten Kinder vom Fluch der Bluttrinker, hatte sich Renlasol keine Frau zur Gattin genommen. Er hatte nicht enthaltsam gelebt. Aber die Frauen, mit denen er sein Lager geteilt hatte, bildeten jedenfalls für wenige Horas während eines Mondes eine Ausnahme zu seiner sonstigen Gewohnheit, sich von der Gesellschaft anderer fernzuhalten.
    Doch das Bedürfnis, eine von den zahlreichen, meist kurzen Liebschaften um ihre Hand zu bitten und gemeinsam eine Familie zu gründen, hatte Renlasol nie verspürt. An manch dunklen Tagen hing er traurig seinen Gedanken nach. Tallia und Yilassa kamen ihm dabei immer wieder in den Sinn. Doch sosehr er die beiden Frauen geliebt und vermisst hatte, die Erinnerungen an ihre Gesichter und die Wärme ihrer Liebe waren im Lauf der Sonnenwenden verblasst. Er verdrängte sie aus seinen Gedanken, beschäftigte sich mit vermeintlich Wichtigerem.
    Drolatol wies auf dem Kopf kein einziges Haar mehr

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