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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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nur oft genug in ähnlicher Form wiederholte – meist der Wahrheit entsprach. Die Sorge um die Klanlande und die Angst vor dem Verlust dessen, was er mit seinem Vermögen nach Ende des letzten Krieges und der anschließenden Seuche geschaffen hatte, verschafften ihm manch schlaflose Nacht und trieben ihn zu einer inneren Unruhe, die er in dieser Stärke nie zuvor gekannt, geschweige denn für möglich gehalten hätte. Dahin war die Gelassenheit, die ihn einst ausgezeichnet und erst zu dem hatte werden lassen, was er heute darstellte. Ein Todeshändler, der das schmutzige Geschäft vor vielen Sonnenwenden hinter sich gelassen und sich kraft seines enormen Vermögens und eines engen Netzes an einflussreichen Verbündeten zum Herrscher über ein ganzes Volk aufgeschwungen hatte. Und er hatte seine Sache gut gemacht. Weit umsichtiger und konsequenter als manch anderer vor ihm.Wer anfangs an Jafdabh gezweifelt oder angenommen hatte, er könnte den Regenten beeinflussen, war schnell eines Besseren belehrt worden. Denn der ehemalige Todeshändler war ein Mann der Tat, dem es gelungen war, die Hauptstadt der Klan binnen kürzester Zeit wieder zu neuer Blüte zu führen. Er handelte lieber, als Reden zu schwingen, ausufernde Feste zu feiern oder Intrigen am Hofe zu schmieden. Fest an seiner Seite stand seine Gemahlin, die Tochter des längst verstorbenen, einst als senil und dekadent geltenden Haluk Sei Tan. Raussa hatte ihm nicht nur zwei Nachkommen geschenkt, sondern sie legitimierte seinen Anspruch auf die Macht. Ein Mädchen, das sie Jade genannt hatten, und einen Jungen, der auf den Namen Delavo hörte. Heute waren die beiden Kinder beinahe erwachsen und unternahmen gerade die ersten Schritte in die Welt des Regierens und der Macht.
    Schon vor geraumer Zeit hatte Jafdabh aufgrund unbestätigter Befürchtungen zahlreiche Boten in alle Fürstentümer ausgesandt, die Klanfürsten an den Hof des Kristallpalastes nach Tut-El-Baya zu rufen. Doch nicht alleine den Häuptern der Klan hatte er diesen Ruf erteilt. Weitere Gesandte waren auf dem Weg zu den Häusern des hohen Vaters der Sonnenreiter und der heiligen Mutter der Orna. Eine besondere Nachricht jedoch hatte er seinem engen Vertrauten Mairon mitgegeben, von dessen Talent er überzeugt war, den Bewahrer des Nordens in dessen Versteck ausfindig zu machen und ihn von der Wichtigkeit einer Rückkehr überzeugen zu können. Jafdabh war der Auffassung, dass ein erneuter Sieg gegen die Rachuren, so sie denn tatsächlich auf dem Vormarsch waren, nur mit Madhrabs Unterstützung zu erringen war. Niemand kannte den Feind besser als der in Ungnade gefallene und zu einem Schicksal in der Grube verurteilte Lordmaster. Doch Madhrab hatte seine Bestrafung angetreten und war aus der Grube entkommen. Das machte ihn fortan zu einem freien Mann.
    Die Gerüchte sprachen von einem entfesselten Gegner unter der Führung eines grausamen Rachurengenerals, den die Nno-bei-Klan wie kaum einen anderen fürchteten und den sie doch längst tot geglaubt hatten. Grimmgour der Schänder übe fürchterliche Rache für die Niederlage in der Schlacht am Rayhin, flüsterten unselige Stimmen. Was auch immer daran wahr sein sollte, Madhrab hatte den Anführer der Rachuren schon einmal überwunden, also schlussfolgerte Jafdabh, dass ihm dies auch ein zweites Mal gelingen konnte.
    Der Regent drückte sich schwerfällig und mit einem Stöhnen auf den Lippen aus dem Thron hoch. Der Stuhl des Regenten war ihm zu eng geworden und drückte ihn in mancherlei Hinsicht. Er hatte sichtlich an Körperfülle zugelegt und schwitzte bei einer solchen Anstrengung.
    »Tja … ähm … seht mich an, Darfas«, sagte er zu dem ersten Diener des Palastes, den er – nachdem Jafdabh Thezael aus dem Palast verbannt hatte – in seine Dienste zurückgeholt hatte, »ich bin alt, fett und träge geworden. Sitze tagein, tagaus in diesem mich von allen Seiten erdrückenden Kristallsitz und treffe Entscheidungen zum Wohle der Klan. Tja … nun … ich bewege mich kaum noch, weil es mir immer schwerer fällt, mich von meinem Sitz zu erheben. Und Ihr, was macht Ihr? Ihr füttert und stopft mich mit fetten Leckereien, als wäre ich ein Stück verdammtes Vieh, das zur Sonnenwendenfeier geschlachtet werden soll. Und das Unglaublichste daran ist, meine Gattin wird mir mit jedem Tag ähnlicher. Sie war einst schön und schlank, als ich sie kennenlernte. Einbeinig zwar, aber wen stört dieser kleine Makel bei einer solchen Frau. Dieser

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