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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sich waschen, was dem Kapitän sehr wichtig war. Er achtete darauf, dass sich die Besatzung gesund hielt und während ihrer Schichten wach blieb. Aufmerksamkeit war ihm in Zeiten wie diesen alles.
    Drolatol stand hinter dem Steuerrad an Deck und beobachtete den Kapitän bei der Arbeit. Das tat der Fürst gerne. Er hatte selten jemanden kennengelernt, der mit einer solchen Leidenschaft und Besessenheit Kapitän war, wie dieser Murhab. Ein Klan, ob zu Luft oder Wasser, geboren für die Planken eines Schiffes. Und eines Tages würde er mit diesem Schiff untergehen.
    Für Drolatol war Murhab ein Vorbild. Von diesem Mann konnte der Fürst noch viel lernen. Drolatol bewunderte den Kapitän, seit er Gelegenheit hatte, ihn besser kennenlernen zu dürfen. Unter der harten Schale schlug ein weiches Herz.
    »Wie ist das werte Befinden, Kapitän?«, sprach Drolatol Murhab in dessen Rücken an.
    »Habt Ihr etwa Langeweile, mein Fürst?«, antwortete Murhab,der die Stimme des Fürsten sofort erkannt hatte, »dann könntet Ihr Euch beim Tischdecken nützlich machen.«
    »Nein, aber ich dachte, es wäre schön, mich mit Euch zu unterhalten!«
    »Warum nicht«, meinte Murhab, »aber stellt Euch auf schlechtes Wetter ein – haltet Euch lieber fest. Wir werden bei der nächsten Wende eine starke Schräglage einnehmen und reffen unsere Segel zur Schonung der Masten, bevor der Wind auffrischt und uns mit Gewalt in die Segel fährt. Der Bootsmann wird die übrigen Schiffe der Flotte mit den Flaggen benachrichtigen. Wollt Ihr zusehen?«
    »Natürlich», antwortete Drolatol, »aber die Sonnen scheinen und es weht nur eine leichte Brise. Ich sehe keine einzige Wolke am Himmel. Woher wisst Ihr, dass sich das Wetter ändert?«
    »Instinkt?«, lächelte Murhab wissend. »Macht Euch keine Sorgen, es wird keinen Sturm geben!«
    »Refft die Segel!«, schallte die raue Stimme des Kapitäns über das Schiff.
    Sofort kam Bewegung in die Besatzung des Luftschiffs. Die ehemaligen Seemänner rannten über das Deck und kletterten geschickt und schnell in die Wanten. In schwindelerregender Höhe rollten sie die oberen Segel geschwind ein und verkleinerten so die Tuchfläche. In wenigen Augenblicken waren die Segel gerefft.
    Der Kapitän sollte recht behalten. Kaum hatten sie den anderen Schiffen Murhabs Anweisungen übermittelt, frischte auch schon der Wind auf.
    »Ihr seid ein erstaunlicher Mann«, rief Drolatol, der unter den heulenden Windgeräuschen seine eigenen Worte kaum noch verstehen konnte.
    »Nicht erstaunen, mein Fürst. Erfahrung trifft es in meinem Fall wohl besser«, antwortete Murhab, dessen Stimme klar und deutlich zu vernehmen war. »Wärt Ihr wie ich Sonnenwendefür Sonnenwende über die Meere gefahren, Tag und Nacht Wind und Wetter ausgesetzt, Ihr wüsstet genau, wann und was sich verändert. Ich kann das fühlen, wenn es in meinen Fingern juckt. Es sind oft nur Kleinigkeiten, die Ihr nicht sehen könnt. Das Meer und die Winde sind wie uralte Geliebte, die man eines Tages in- und auswendig kennt. Sie können mich schon lange nicht mehr überraschen, aber ich verstehe und vertraue ihnen blind und werde ihnen ewig treu sein. Sie werden mich nicht enttäuschen. Niemals.«
    »Ich denke, ich weiß, was Ihr meint«, sagte Drolatol.
    »Ach wirklich? Ich will Euch nicht zu nahe treten, aber das glaube ich nicht. Mit der See habt Ihr wenig Erfahrung«, meinte Murhab, »Ihr seid ein Bogenschütze und hervorragender Reiter, der sogar mit Pferden sprechen kann, habe ich mir sagen lassen. Ihr habt bei den Sonnenreitern noch unter unserem Regenten gedient und nun befehligt Ihr einen Teil seiner Armee. Was Euch die Pferde und vielleicht Euer Bogen sein mögen, das sind mir See, die Winde und meine Schiffe. Der Fortschritt, all die Technik, was ist das schon? Es gibt weit mehr dort draußen auf dem Wasser und in den Lüften, als wir sehen und erfassen können.«
    »Und was ist das?«, hakte Drolatol nach.
    »Magie?«, lächelte Murhab. »Ich weiß es nicht, aber das spielt auch keine Rolle. Ihr müsst nur daran glauben. Verliert Ihr den Glauben, werdet Ihr es niemals herausfinden.«
    »Bei den Kojos, Murhab«, fluchte Drolatol, »ich kann Euch nicht folgen.«
    »Macht Euch nichts daraus«, meinte Murhab, »da seid Ihr nicht allein. Ich bin alt und verschroben. Niemand muss mich verstehen. Das Vertrauen in meine Fähigkeiten als Kapitän reicht mir. Solange die Besatzung tut, was ich von ihr verlange, gibt es keine Schwierigkeiten und niemand kommt in

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