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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Saijkalsan von den Entfesselten in Stücke gerissen wurden. Die Opfer würden sich an der Totenseuche anstecken und nach kurzer Zeit ebenso hungrig nach dem Fleisch der Lebenden gieren. Aber in den heiligen Hallen waren sie gefangen und konnten kein weiteres Unheil anrichten. Hatten sie den letzten Saijkalsan und die magischen Brüder aufgefressen, gab es keinen Nachschub an frischem Fleisch. Sie mussten verhungern, verwesen und am Ende vergehen.
    Vor Angst erstarrt, starben die Saijkalsan unter der Flut von Entfesselten. In seinem Kopf sah Sapius, dass sich lediglich eine Handvoll der Entfesselten zurückhielt und nicht an dem Festmahl der Toten teilnahm.
    Der Ruf nach Hilfe wurde drängender.
    »Wo seid Ihr, Sapius? Kommt und helft uns! Wir brauchen Euch, Bruder. Ihr dürft uns nicht verlassen!«
Das war die Stimme Saijkals.
    »Verräter! Ich habe es gewusst. Das Bündnis war ein Fehler«
, kreischte der dunkle Hirte,
»Sapius hat uns getäuscht. Wir hätten ihn töten sollen, statt unser Blut an ihn zu verschwenden.«
    »Haisan, Hofna … bringt uns hier raus! Die heiligen Hallen sind nicht mehr sicher«
, verlangte Saijkal.
    Sapius verspürte ein Ziehen und Pochen in seinem Kopf. Auf seinem Herz lag eine schwere Last. Er stöhnte auf, hielt sich eine Hand vor die Stirn und die andere an die Brust. Er glaubte, sein Schädel würde platzen und sein Herz zerspringen. Der Schmerz wurde immer stärker. Aber wie konnte das sein? Er hatte die Wut und den Hunger der Entfesselten doch vorausgesehen. War es nicht das, was er gewollt hatte? Sapius zweifelte an sich selbst.
    »Wir müssen umkehren und ihnen helfen«
, sagte Sapius zu Haffak Gas Vadar.
    »Niemals«
, lehnte der Drache ab,
»wir fliegen nach Kartak.«
    »Haffak! Ich muss …«
, flehte Sapius,
»oh … die Schmerzen.«
    »Das ist nur der Bund des Blutes. Reiß dich zusammen. Der Schmerz wird vergehen. Du bist ihnen nichts schuldig.«
    »Haffak Gas Vadar!«
    »Was? Spring ab, wenn du musst. Ich werde nicht umkehren.«
    Die Bilder in Sapius’ Gedanken waren ein wirres Durcheinander aus einem Gemetzel, wilden, zuckenden Bewegungen, flackernden Lichtern und verzerrten Gesichtern. Schreiende und sterbende Saijkalsan und die vor Gier weit aufgerissenen, schäumenden Münder der Untoten jagten ihm einen Schrecken nach dem anderen ein. Überall war Blut. Der Magier konnte die Furcht der Saijkalsan am eigenen Leib spüren und begann zu zittern. Die Saijkalrae flohen über Berge von Verwundeten und Leichen aus der Halle in die von Säulen gesäumten Gänge.
    »Wir schaffen es nicht! Es sind zu viele«
, hörte der Magier Haisan keuchen.
    »Haltet sie auf! Verdammt. Bei Eurem Leben. Wir müssen entkommen«
, kreischte der dunkle Hirte.
»Wenn ich diesen Magier erwische, reiße ich ihm das Herz mit bloßen Händen aus der Brust und fresse es vor seinen Augen auf.«
    »Legt eine Barriere aus magischem Feuer«
, befahl der weiße Schäfer,
»das wird sie aufhalten.«
    »Sie blockieren unsere Magie«
, stellte Hofna fest.
»Wir kommen nicht dagegen an.«
    »Sie kommen!«
    »Aaaaaah!«
    Schreie. Angst. Schmerzen. Die Gefühle überwältigten den Magier. Tränen liefen über Sapius’ Wangen, seine Augen waren gerötet. Er fühlte sich elend und schuldig. War er ein Verräter und Brudermörder?
    »Haffak! Sie werden alle sterben«
, schrie er den Drachen an.
    »Na und? Hat dich das Schicksal der Ordenshäuser gekümmert, als du ihnen die Artefakte genommen hast?«
    »Das ist …«
    »Etwas anderes, wolltest du sagen?«
, fiel ihm der Drache ins Wort.
»Nein, das ist es nicht. Das lassen dich die Brüder nur glauben, weil du dich ihnen verbunden fühlst und denkst, du würdest Liebe für sie empfinden.«
    Plötzlich wurde es still in Sapius’ Kopf und die Bilder rissen ab. Der Druck ließ nach und der Schmerz verging. Der Magier verspürte auch nicht mehr den Drang, den Saijkalrae helfen zu müssen. Der Kontakt zum dunklen Hirten und weißen Schäfer war abgebrochen. Er konnte nicht einmal mehr eine Verbindung zu den magischen Brüdern oder in die heiligen Hallen aufbauen. Es war vorbei.
    »Was ist geschehen?«
, fragte Sapius.
»Sind sie entkommen?«
    »Wer weiß?«
, antwortete Haffak Gas Vadar.
»Vielleicht sind sie tot.«
    Die magischen Brüder sollten tot sein? Umgebracht von den Entfesselten? Aufgefressen von ihrer eigenen Waffe, die sich gegen sie gewandt hatte? Sapius konnte sich das nicht vorstellen. Saijrae und Saijkal waren zu mächtig und zu schlau, sich in ihren

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