Kryson 06 - Tag und Nacht
Hallen von ihren untoten Dienern abschlachten zu lassen.
»Und wenn sie noch leben?«
Sapius war verunsichert.
»Dann wirst du das eines Tages bemerken. Was machst du dir Gedanken um die Saijkalrae? Wir sind bald auf Kartak und sollten uns voneinander verabschieden, mein Freund. Unsere Wege trennen sich.«
Sapius blickte sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie über dem Meer flogen und die Küste hinter sich gelassen hatten. Unter ihnen tummelte sich eine Gruppe Moldawar auf der Jagd nach Beute.
»
Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?«
, fragte Sapius vorsichtig.
»Nein!«
, kam die schmerzend deutliche Antwort des Drachen.
»Leb wohl, Sapius. Pass auf dich auf. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, sollte dir die Mutter der Drachen weiterhin wohlgesonnen sein. Auf diesen Tag freue ich mich.«
»Ich kann nicht glauben, dass du mich verlässt«
, schüttelte Sapius traurig den Kopf.
»Wirst du über meine Familie, die Tartyk und den Drachennachwuchs wachen?«
»Natürlich«
, antwortete der Drache,
»darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Befiehlt die Drachenmutter deine Bestrafung oder gar den Tod, weil ihr der Ausschluss und die Verbannung von den Tartyk angesichts deiner Untaten nicht ausreichen, sehen wir uns gleichfalls wieder.«
»Mich zu bestrafen oder töten?«
»So ist es. Jenen Tag werde ich verfluchen.«
»Na schön«
, seufzte Sapius,
»setz mich einfach am Rand des Kraters ab und verschwinde. Dort muss der Eingang nach Zehyr sein.«
Die Vulkaninsel Kartak tauchte vor ihnen auf. Sapius konnte den Kratersee schon von Weitem erkennen. Haffak Gas Vadar landete an einer geeigneten Stelle und ließ Sapius absteigen. Der Drache wartete nicht einmal, bis Sapius mit beiden Füßen auf dem Kraterrand stand. Er breitete seine Schwingen sofort wieder aus und flog schweigend davon. Sapius sah seinem Drachen noch lange nach, bis er ihn schließlich nicht mehr sehen konnte. Haffak Gas Vadar hatte ihn verlassen.
*
Der vierte Wächter drehte sich in seinem Kokon und grunzte. Zufrieden klopfte er mit den Fingern an die Innenwand seiner Behausung. Sofort kamen viele seiner Spinnen über das Netz gekrabbelt, um nach den Wünschen ihres Meisters zu fragen. Er verlangte, dass sie ihm einige Puppen brächten.
Grenwin hatte Hunger. Den Hunger einer gefräßigen Riesenraupe. Die Streiter waren nah. Sie stellten sich geschickter an, als er vermutet hatte. Vor den Kräften und der Weisheit des Magiers würde er sich in Acht nehmen müssen. Dessen Drachenblut war giftig. Der vierte Wächter würde ihn töten müssen, aber von seinem Fleisch durfte er auf keinen Fall kosten. Er musste die Spinnen warnen, Sapius war ein ernstzunehmender Gegner, der ihm das wohlgehütete Buch streitig machen konnte.
Auch der Lesvaraq hatte sich inzwischen entwickelt. Nicht zum Guten, wie Grenwin mit Bedauern festgestellt hatte. Der böse Geist in seinem Inneren verdarb seine Gedanken und sein Fleisch.
Der Felsgeborene interessierte den vierten Wächter nicht sonderlich. Sicher war er stark und gefährlich, aber gefangen und eingesponnen in einem Netz würde er sich aus eigener Kraft nicht befreien und kaum noch bewegen können. Sie würden ihn frühzeitig ausschalten müssen. Grenwin wollte kein Risiko eingehen. Stein schmeckte allerdings abscheulich und war schwer verdaulich. Außerdem war die Felsenhaut zu hart für seine zahlreichen kleinen Gehilfen. Sie würden den Felsgeborenen kaum verletzen können, um ihr lähmendes Gift in seinen Körper zu spritzen. Er würde die größeren Tiere auf ihn hetzen müssen. Peeva, die Riesenspinne würde mit ihm fertigwerden. Sie schreckte auch nicht davor zurück, Steine zu zermalmen.
Aber vielleicht würde wenigstens der Felsenfreund ein besonderer Leckerbissen sein. Grenwin hatte nie zuvor einen Felsenfreund gefressen. Er musste das Fleisch der Pelzechse einfach kosten.
Das Wasser lief ihm im Maul zusammen. Ungedulig brüllte Grenwin nach seinen achtbeinigen Kindern, sie sollten ihm endlich etwas zu essen bringen. Hoffentlich mischten sich die übrigen Wächter nicht in seine Angelegenheiten ein. Grenwin hatte nicht vor, sich das Buch der Macht entwenden oder seinen Festschmaus nehmen zu lassen.
Auf den Bluttrinker war der vierte Wächter gespannt. Setzte Renlasol seine Fähigkeiten richtig ein, konnte er unheimlich schnell und stark sein. Aber auch das Blut des Bluttrinkers war ungenießbar für die fette Tentakelraupe. Verdorben durch Quadalkars Blut. Blieben
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