Kryson 06 - Tag und Nacht
nur noch drei Streiter. Malidor würde schmecken, aber der Magier des Lichts war schlau und vorsichtig. Malidor hielt sich meist zurück und ließ anderen Streitern den Vortritt. Grenwin fragte sich, ob sich Malidor trauen würde, sein Netz zu betreten. Die beiden Naiki würden ausgezeichnet schmecken. Die Raupe hatte schon einmal Naiki-Jäger gekostet. Aber das war lange her. Grenwin konnte sich kaum noch an den Geschmack erinnern.
Endlich kamen die flinken Helfer mit einigen Puppen im Schlepptau zurück. Es war Fütterungszeit und für einige Horas, bis Grenwin satt sein würde, vergaß er die sieben Streiter und die Suche nach dem Buch der Macht.
*
Das Meer war an der Wasseroberfläche spiegelglatt wie ein ruhiger Bergsee. Kein Wind kräuselte die Wellen an diesem wolkenfreien Abend, als der Lesvaraq mit seinen Weggefährten das Lager am Strand aufschlug. Sand, Wasser und Luft waren angenehm warm. Die Sonnen versanken in entgegengesetzten Richtungen an den Horizonten und ließen den unberührten, feinen weißen Sand in einem rötlichen Orange leuchten.
Tomal hatte einen Teil seiner Kleidung abgelegt, genoss die letzten Sonnenstrahlen auf seiner Haut und stand barfuß bis zu den Knien im kristallklaren, türkisblauen Wasser, schloss die Augen und atmete die nach Salz und Meer schmeckende Luft tief ein. Dies war ein Ort traumhafter Schönheit. Ein Ort der Ruhe und Erholung. Nichts störte die Konzentration des Lesvaraq. Er streckte seine Glieder und spritze sich Wasser ins Gesicht und auf die Brust. Eine Erfrischung, die ihm guttat und seine Sinne weckte. Tomal fühlte sich wohl.
Die weitläufige Bucht wurde oberhalb des Strands von hoch wachsenden, nur in den Baumkronen belaubten Rakoabäumen gesäumt, die für ihre schmackhaften, faustgroßen schwarzen Nüsse bekannt waren. Tomal hatte einige herabgefallene Nüsse eingesammelt und geknackt. Über dem Feuer geröstet wurde ihr Fleisch rosa und zart.
Auf ihrem Weg in den Südosten Ells waren Tomal, Malidor und Kallya an zahlreichen, einsamen Buchten vorbeigezogen. Die Gegend war nur mit weit auseinanderliegenden Dörfern der Klan dünn bevölkert. Ein kleines Fischerdorf befand sich in der Nähe der Bucht. Dorthin wollten sie am nächsten Morgen aufbrechen, um sich ein Boot für die Überfahrt nach Kartak zu besorgen.
Kallya und Malidor hatten trockenes Holz und Steine für ein Feuer gesammelt, sich danach aber – erschöpft wie sie von der anstrengenden Reise waren – zum Schlafen an den Strand gelegt.
Tomal drehte den Kopf und blickte sich nach den Gefährten um. Ihre gleichmäßige Atmung und das Schnarchen Malidors zeigten ihm, dass sie fest eingeschlafen waren. Die Insel Kartak war nur schwer auszumachen. Sie lag weit draußen im Meer. Aber Tomal glaubte dennoch, die vom Dunst verschleierten Umrisse als kleinen, grauen Punkt wahrnehmen zu können. An der Stelle, an der er stand, konnte er weit ins Meer hinauslaufen bis zu den Korallenbänken, in denen sich zahlreiche bunte Fische tummelten, die er von der Oberfläche sehen konnte. Er wusste, hinter den Korallenbänken fiel das Riff steil ab, wo das Jagdrevier der Moldawar begann, das sich bis zur Insel Kartak zog. Die spitzen Rückenflossen der gigantischen Meeresräuber pflügten durch das tiefe Wasser vor dem Korallenriff und waren gut zu erkennen. Die Fische jagten selbst dem Lesvaraq Respekt ein und er schauderte, wenn er an ihre kalten Augen und die riesigen Mäuler mit mehreren Reihen messerscharfer Zähne dachte, die den Körper eines erwachsenen Mannes mit nur einem Biss auseinanderreißen konnten. Aber er hatte es schon einmal alleine bis zur Insel der Nno-bei-Maya und wieder zurück geschafft. Warum sollte ihm das nicht ein weiteres Mal gelingen? Tomal dachte an die Königin der Nno-bei-Maya. Sie war ihm die ganze Reise über nicht aus dem Kopf gegangen. Er vermisste ihre Nähe auf eine schmerzliche Weise, wie er es nie zuvor erlebt und für möglich gehalten hatte. War das ihr Zauber oder hatte er sich in Saykara verliebt? Er würde sie enttäuschen müssen und mit leeren Händen nach Zehyr kommen. Das war nicht gut.
»Wir stoßen Kallya morgen einfach über Bord«
, meldete sich eine unangenehme Stimme in seinem Kopf und riss ihn aus seinen Tagträumen,
»den Rest erledigen die Raubfische.«
»Nein«
, widersprach Tomal,
»das ist zu gefährlich. Das Boot könnte während eines Kampfes kentern. Malidor und ich dürfen nicht im Bauch eines Moldawar landen.«
»Dann schneiden wir Kallya
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