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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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bringen. Er schnitt sich in den Unterarm und ließ sein fast durchsichtiges Blut in den Becher tropfen, während er laut die beschwörenden Worte des Blutes sprach.
    »Sangua ta dea granula Sapius, Saijkal e Saijrae ta broder en sakral.«
    Sapius beobachtete, wie Saijkal durch die Halle zu seinem Bruder ging und ihm den Dolch und das Messer feierlich überreichte.
    »Wiederholt meine Worte, während ihr euer Blut in den Becher fließen lasst«, sagte Saijkal.
    Der dunkle Hirte riss das Messer trotzig an sich und fügte sich einen Schnitt quer über die Handinnenfläche zu. Ein schriller Schmerzensschrei kam aus seiner Kehle, während dunkle Tränen über seine Wangen liefen. Er ballte die Hand zur Faust und ließ das schwarze Blut durch seine Finger in den Becher rinnen. Sapius konnte ihm ansehen, dass er die Worte seines Bruders nur widerwillig wiederholte. Auf was hatte sich der Magier da nur eingelassen?
    Gemeinsam kamen die Saijkalrae auf Sapius zu und übergaben ihm Becher und Dolch. Sapius stach sich mit der Spitze in den Daumen und presste genau zwei Tropfen seines Blutes in den Becher, der bereits mehr als zur Hälfte mit dem Blut der magischen Brüder gefüllt war.
    »Sangua ta dea granula Sapius, Saijkal e Saijrae ta broder en sakral.«
    »Es hätte auch etwas mehr sein dürfen«, schüttelte der weiße Schäfer den Kopf, »Euer großzügiges Blutopfer könnte mich glatt an Eurer Bereitschaft zweifeln lassen, das Bündnis mit uns eingehen zu wollen.«
    »Mehr ist nicht gut für Euch«, antwortete Sapius dreist lächelnd. »Wie der dunkle Hirte schon bemerkte, mein Blut ist Gift für Euch. Ihr seht, ich sorge mich schon jetzt brüderlich um Eure Gesundheit. Ihr werdet das Blut der Drachen nicht gut vertragen.«
    »Hm … na gut«, brummte der weiße Schäfer wenig überzeugt, »es wird schon genügen.«
    Er nahm Sapius den Becher wieder ab, schwenkte ihn eine Weile, um das Blut zu vermischen, und reichte ihn erneut Sapius.
    »Trinkt unser gemeinsames Blut, damit der Bund besiegelt wird.«
    Sapius nahm den Becher entgegen und trank. Das Gemisch aus seinem und dem Blut der magischen Brüder schmeckte scheußlich. Ihr Blut vertrug sich offensichtlich nicht miteinander und begann bereits zu gerinnen. Es dampfte aus dem Becher. Sapius nahm an, dass dieser Effekt auf sein Drachenblut zurückzuführen war. Aber er überwand sich und nahm einen Schluck davon. Er würgte kurz, behielt das Blut aber bei sich.
    Nach ihm war der weiße Schäfer an der Reihe, dem es nicht viel anders als Sapius erging. Der dunkle Hirte trank zuletzt, stellte sich dabei jedoch fürchterlich an. Er zeterte, schimpfte, würgte und krümmte sich, als litte er Krämpfe. Er warf sich schreiend auf den Boden, wälzte sich, zuckte, zappelte mit den Beinen und schlug um sich. Auch der weiße Schäfer hielt sich den Bauch und stöhnte.
    »Ich habe Euch gewarnt«, sagte Sapius, »das ist das Drachenblut. Ihr werdet nicht daran sterben, dafür war der Anteil zu gering. Aber Ihr werdet leiden.«
    »Schon gut. Ich habe verstanden«, antwortete der weiße Schäfer, richtete sich auf und sprach zu Saijrae, »es ist vollbracht, die Schmerzen vergangen und schon vergessen. Steh auf Bruder, du hast genug gelitten. Wir haben es alle gesehen. Aber jetzt kannst du mit deinem Schauspiel wieder aufhören. Sapius ist ab jetzt unser Bruder und wir werden ihm helfen, wann immer er unsere Unterstützung braucht.«
    »Schon gut«, maulte der dunkle Hirte und stand stöhnend wieder auf, »was nun?«
    »Ruft die Entfesselten zurück, wie es zwischen uns vereinbart ist«, sagte Sapius.
    »Wie Ihr wollt. Haisan und Hofna werden die Entfesselten in die heiligen Hallen führen, wenn Ihr darauf besteht«, sagte Saijkal.
    »Ich bestehe darauf und Ihr solltet Euch besser damit beeilen«, antwortete Sapius ungeduldig.
    »Du wirst mir dabei helfen«, verlangte Saijkal von seinem Bruder.
    Die magischen Brüder bewegten sich Seite an Seite durch die Halle zu ihrem magischen Auge.
    »Ich werde Euch jetzt verlassen und das Buch suchen«, flüsterte Sapius.
    Der dunkle Hirte und der weiße Schäfer waren beschäftigt, Kontakt mit ihren Leibwächtern aufzunehmen. Sie widmeten ihrem neuen Bruder keine Aufmerksamkeit und bemerkten daher nicht, wie er heimlich, still und leise die heiligen Hallen wieder verließ.
    »Bloß schnell weg von diesem verdammten, unheiligen Ort«
, dachte Sapius.
    Er schloss das Flügeltor hinter sich und eilte den Säulengang entlang. Im Schatten einer

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