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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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weiterzufliegen. Sapius hatte schweren Herzens verhindert, dass Saykara mit ihrer Dienerschaft und den Maya-Kriegern den magischen Kontinent Fee jemals erreichen würde.
    Ihm war klar, dass niemand dieses Schiffsunglück überleben würde. Selbst ein hervorragender Kapitän wie Murhab war gegen eine Übermacht der Drachen des Meeres machtlos. Die letzten Überlebenden der Nno-bei-Maya waren Moldawarfutter. Der einzige Trost, der Sapius in diesem Augenblick blieb, war, dass das Volk der Maya gemeinsam in das Land der Tränen ziehen konnte. Vielleicht war ihnen dieses Schicksal vom Buch der Macht schon vorbestimmt gewesen, als sie von Tomal aus dem Reich der Schatten geführt worden waren.
    Haffak Gas Vadar, Sapius und die Felsenfreunde flogen lange durch die Nacht. Sapius fielen irgendwann die Augen vor Erschöpfung zu und er träumte von Saykara, Elischa, Demira und seiner Familie. Es war ein seltsamer Traum, denn er liebte all seine Frauen und konnte sich für keine entscheiden. Am Ende hatte er alle verloren und wurde sehr einsam.
    Der Magier wachte mit Tränen in den Augen auf. Über dem Meer stieg die Sonne auf, deren grelles Licht ihn blendete. Sapius drehte den Kopf und sah in die entgegengesetzte Richtung. Doch dort war nichts mehr. Keine zweite Sonne, die er erwartet hätte. Es war der erste Tag nach Rucknawzor, der Katastrophe und dem Untergang Ells.
    »Fällt dir etwas auf?«
, fragte Sapius den Drachen.
    »Natürlich«
, antwortete dieser,
»wir haben nur noch eine Sonne auf Kryson, die uns Licht, Leben und Wärme schenkt. Die andere Sonne ist für immer verloren.«
    »Was wird auf Fee geschehen, wenn es nur noch eine Sonne gibt?«
    »Weißt du es noch nicht?«
, fragte der Drache.
    »Nein, wie sollte ich?«
    »Sieh dich um«
, meinte der Drache,
»wir befinden uns bereits in der Nähe von Fee. Ich kann schon die Küste sehen.«
    »Ja und? Was bedeutet das?«
Sapius verstand nicht, worauf der Drache hinauswollte.
    »Die Grenze von Tag und Nacht«
, erklärte der Drache,
»ich habe sie vergebens gesucht. Sie ist mit der Sonne verschwunden.«
    »Du meinst … das Gleichgewicht hat sich verschoben? Es gibt keine Seite des Tages und auch keine der Nacht mehr?«
    »Genau das ist meine Vermutung«
, antwortete der Drache,
»in Zukunft werden sich Tag und Nacht in schöner Regelmäßigkeit abwechseln. Die Sonne geht unter und es wird Nacht auf Fee. Sie geht wieder auf und es wird Tag. Genauso wie wir es auf Ell gewohnt waren. Das wird auf dem magischen Kontinent vieles verändern und von den Völkern des Lichts und der Dunkelheit einiges an Anpassung fordern. Ich bin mir nicht sicher, ob sie diesen Einschnitt in ihr bisheriges Leben alle überleben werden. Wir werden ihnen dabei helfen müssen, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Sie müssen lernen, damit umzugehen.«
    »Ich bin bereit dazu«
, sagte Sapius.
    »Ich hatte nichts anderes von dir erwartet«
, meinte der Drache,
»Aber bist du auch bereit, deine Familie zu sehen und die Verantwortung als Yasek über unser Volk endlich zu übernehmen?«
    »O ja«
, antwortete Sapius, während ihm das Herz aufging,
»das bin ich wirklich.«
    Haffak Gas Vadar kreischte vor Freude. Sie waren gerettet und dem Ende aller Tage und Nächte auf Ell entkommen.
    Sie flogen über die Felsen der Küste Fees. Bald hatten sie die Gegend erreicht, die Sapius als das Zuhause der Drachenmutter bei seinem letzten Besuch kennengelernt hatte. Dort – im Schutze des ältesten und mächtigsten Drachen – siedelten die Tartyk und ihre noch jungen Drachen. Noch war das Volk klein, aber es würde unter Sapius’ Obhut wachsen und gedeihen, wenn er alles richtig machte. Der Drache setzte auf einem Felsvorsprung auf und Sapius rutschte vom Rücken seines Freundes, der ihn wohlbehalten nach Hause getragen hatte.
    Die Tartyk waren von den Drachen vorgewarnt worden und hatten sich ohne Ausnahme zur Begrüßung am Felsvorsprung versammelt. Demira stand mit ihren beiden Kindern vorne. Sie lachte und hatte Tränen in den Augen. Sapius hatte nur noch Augen für sie und seine beiden Kinder. Er vergaß sein steifes Bein, stolperte, fiel prompt auf die Nase und stand wieder auf. Die versammelten Drachenreiter lachten über das kleine Missgeschick ihres Yasek. Ein freudiges Lachen, kein Auslachen aus Schadenfreude. Sapius spürte ihre Erleichterung und die Freude über das Wiedersehen.
    Demira hielt es nicht länger auf ihrem Platz. Sie rannte ihrem Gemahl mit den beiden Kindern, einem Mädchen und einem

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