Kryson 06 - Tag und Nacht
er nicht seinen Erwartungen entsprach.
»Ich muss meinen Körper aufwärmen«
, sagte Sapius, »
das kann ich aber nur in der Gestalt eines Drachen.«
»Dann verwandle dich, Yasek«
, verlangte der Moldawar,
»dich werden wir auch in der Gestalt eines Drachen erkennen und respektieren, obwohl wir unsere Brüder und Schwestern der Lüfte und der Erde für gewöhnlich angreifen, wenn sie ins Wasser fallen.«
»Aber weshalb?«
, wollte Sapius wissen.
»Ein uralter Zwist zwischen ungleichen Brüdern und ein Krieg, den wir nicht vergessen können«
, sagte der Moldawar,
»ich erzähle es dir, wenn du mit uns nach Fee schwimmst. Aber du kannst auch deinen Drachen danach fragen.
«
Haffak Gas Vadar hatte ihm verschwiegen, was er über die Moldawar wusste. Sapius würde ihn unbedingt danach fragen müssen.
»Achmak asstar chalem so vai eldrago«, murmelte Sapius und verwandelte sich vor den Augen der Moldawar in einen Drachendämon.
Seine Schwingen störten ihn beim Schwimmen und er hatte Mühe, sich an der Oberfläche zu halten. Darüber ärgerte sich der Magier, was ihm half, sein Blut zu erwärmen und die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Sapius merkte, dass er die Erhitzung – indem er seine Gefühle kontrollierte – steuern und die schmerzhafte Überhitzung seines Körpers damit rechtzeitig verhindern konnte. Die Moldawar wurden plötzlich unruhig. Ihr Verhalten wurde aggressiver und Sapius hatte den Eindruck, dass sie bereit waren, ihn sofort anzugreifen. Aber der Moldawar an seiner Seite schützte ihn und hielt die anderen zurück.
»Keine Angst, Freunde«
, rief der Moldawar,
»das ist immer noch der Yasek, dem wir die Treue halten wollen. Er sieht nur aus wie ein Flugdrache. Zugegeben für uns nur ein kleiner und harmloser Drache. Keine Gefahr für einen Moldawar. Er wird uns zeigen, wie wir reiche Beute machen können.«
»Bringt mich zu den Sturmschiffen«
, verlangte Sapius, dem nun wieder angenehm warm war.
»Wie du willst, Yasek. Halte dich an meiner Rückenflosse fest. Das geht schneller. Wie ich sehe, bist du weder in deiner Gestalt des Drachenreiters noch in der eines Drachen ein guter Schwimmer. Wir sollten das bald ändern, wenn wir gemeinsam durch die Meere ziehen.«
Sapius hatte nicht vor, für längere Zeit mit den Moldawar zu schwimmen. Wasser brauchte er zwar zum Trinken und Waschen, aber es war nicht sein Element. Alleine die Vorstellung, im kalten und tiefen Wasser dauerhaft zu leben, flößte ihm Furcht und Respekt ein. Das Leben eines Moldawar musste wirklich hart sein.
Der Magier griff nach der Rückenflosse des Moldawar und ließ sich von ihm in atemberaubender Geschwindigkeit durch das Wasser ziehen. Dabei achtete der Moldawar meistens darauf, an der Oberfläche zu bleiben. Nur manchmal vergaß er seinen Begleiter und zog ihn mit sich unter Wasser. Zum Glück tauchte der Drache des Meeres schnell wieder auf.
»Hörst du auf einen bestimmten Namen?«
, wollte Sapius wissen.
»Yach«
, antwortete der Moldawar,
»so rufen mich die Moldawar.«
Aus der Nähe sah das Sturmschiff der Königin noch viel beeindruckender aus. Dreihundert Ruder tauchten im Takt der Trommeln gleichzeitig ins Wasser vor, zurück und wieder auf und trieben das Schiff mit hoher Geschwindigkeit über die Wellen.
Yach hatte nicht übertrieben. Das Schiff der Maya war groß und gefährlich. Sapius konnte die Magie des Sturmschiffes am eigenen Leib kribbeln spüren, als würden Millionen kleiner Luftbläschen aus der Tiefe emporsteigen und ihn auf der Haut kitzeln.
»Halte die Luft an, Yasek«
, sagte Yach,
»wir tauchen und sehen uns den Rumpf des Schiffes von unten an.«
Die übrigen Moldawar hielten sich entweder in einiger Entfernung zurück oder waren in die Tiefen getaucht, um bei der Besatzung des Sturmschiffes keinen Verdacht zu erregen.
Sapius hielt sich wieder an der Rückenflosse des Moldawar fest, hielt die Luft an und ließ sich von ihm unter das Sturmschiff ziehen. Der Magier deutete sofort nach oben zum Rumpf. Er hatte mehrere Stellen entdeckt, an denen die Planken des Rumpfs an in gleichmäßigen Abständen verteilten Querbalken auf Verstrebungen aufgesetzt und zusammengehalten wurden. Die Mäuler der Moldawar waren groß genug, ihre Kiefer kräftig und ihre Zähne, die wie Sägezähne gezackt waren, scharf genug, an den leicht hervorstehenden Balken anzusetzen und diese zu durchtrennen. Arbeiteten sie an mehreren Stellen gleichzeitig zusammen, würden sie Planken herausbrechen und
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