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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Verlust Ells würde womöglich den Untergang ganz Krysons bedeuten. Das Ende aller Tage. Das Ende der Nacht.«
    »Das habe ich schon verstanden. Aber wie lange muss ich noch ausharren, bis Ihr mir endlich den Frieden gönnt, den ich längst verdient habe?«, fragte Sapius.
    »Vielleicht für immer«, antwortete Tarratar mit fester Stimme, »ich weiß es nicht. Ich bin es auch nicht, der das entscheidet. Aber ich kann nicht ausschließen, dass Ihr niemals sterben werdet.«
    »Na wunderbar …« Sapius’ Stimme troff vor Sarkasmus, »Ich bin des Lebens überdrüssig und müde. Einzig mein Schüler gibt mir ein klein wenig Hoffnung. Wenn der Zyklus nicht gebrochen wird, dann wird auch er bald vor mir sterben.«
    »Das ist leider zu wahr«, nickte Tarratar betrübt, »und lässt sich nicht ändern.«
    »Seht Ihr, das ist der Grund, warum ich Eure Besuche zuweilen so sehr schätze«, Sapius setzte eine schmerzhafte Grimasse des Lächelns auf, »Ihr seid offen und ehrlich zu mir. Ihr schreckt nicht davor zurück, mir den Schmerz vor Augen zu führen, der mich erwartet. Lasst uns in meine Hütte gehen und ein Stück Kuchen essen. Jetzt kann ich auch ein Stück vertragen.«
    »Eure Hütte sieht nicht gerade einladend aus«, grinste Tarratar, »eher wie eine heruntergekommene, einsturzgefährdete Jagdhütte. Weit schlimmer noch als letztes Mal. Damals hattet Ihr wenigstens ein vernünftiges Haus. Eurer würdig. Aber diese Hütte ist viel zu klein, schief und schäbig. Das Dach von Moos überwuchert. Das Stroh fault. Das Holz ist morsch und zerfressen von Wind, Wetter und Ungeziefer. Ich weiß nicht, ob ich mich der Gefahr aussetzen sollte, sie zu betreten.«
    »Ihr werdet staunen«, lächelte Sapius, »innen sieht sie anders aus. Wir haben viel daran gearbeitet, kein Vergleich zu Eurem letzten Besuch. Keine Sorge, das Betreten ist sicher.«
    Sapius ging voraus. Tarratar folgte dem Magier zögernd und nickte dann anerkennend, als sie die Hütte und Sapius’ Wohnstube betraten. Die Stube war heimelig und gemütlich eingerichtet. Alles hatte seinen festen Platz und seine Ordnung.
    Sapius führte Tarratar durch die Räume und Kammern der Hütte. Es gab neben der Wohnstube zwei geräumige Schlafkammern, zwei Wasch- und Badezimmer mit einer Vorrichtung zur Verrichtung der Notdurft, die direkt zu einer Kloake im Wald führte, eine Bibliothek, eine Küche, ein Labor und einige prall gefüllte Vorratskammern.
    »Das ist unglaublich«, staunte Tarratar, »Ihr habt scheinbar an alles gedacht und müsst noch nicht einmal nach draußen gehen, wenn Ihr Darm und Blase entleeren wollt. Aber wie ist das möglich? Von außen wirkt die Hütte viel kleiner«.
    »Ein magischer Trick«, antwortete Sapius, »eine Illusion, die meine Hütte von außen unwohnlich erscheinen lässt, obwohl sie in Wahrheit viel größer und schöner ist. Ihr Aussehen schreckt allzu Neugierige ab.«
    »Aber hier kommt doch niemals jemand vorbei«, überlegte Tarratar nachdenklich, »wozu dieses Schauspiel in der Einsamkeit des Waldes?«
    »Man kann nie wissen«, sagte Sapius mit einem Zwinkern in den Augen, »Ihr seid schließlich auch zu Besuch gekommen.«
    Kaschta kam vom Garten durch die Hintertür in die Stube. Zuvor hatte er seine Stiefel draußen ausgezogen und geräuschvoll abgeklopft.
    »Oh … wir haben Besuch«, stellte Kaschta überrascht fest und wandte sich an den Narren, »ich habe Euch gar nicht kommen sehen oder hören.«
    »Wie solltet Ihr auch«, meinte Tarratar, »Ihr wart mit Sapius’ Wunderpflänzchen beschäftigt, während ich mich an Euch und am Haus vorbeischlich, um Euren Meister am Brunnen zu überraschen. Ihr konntet mich unmöglich entdecken. Wo ist denn der Drache abgeblieben?«
    »Ach …«, winkte Kaschta mit einer Handbewegung ab, »der schläft auf einer Lichtung unweit unserer Hütte.«
    »Ich habe den Drachen lange nicht mehr gesehen«, stellte Tarratar fest, »geht es ihm gut?«
    »Er ist träge geworden auf seine alten Tage«, meinte Sapius.
    »Aber er ist doch unsterblich«, zeigte sich Tarratar überrascht.
    »Was ihn nicht daran hindert, die meiste Zeit zu schlafen«, entgegnete Sapius.
    »Ich sehe schon, ein Abenteuer und etwas Abwechslung wird Euch allen guttun«, lachte Tarratar.
    »Wovon spricht der Narr?«, wollte Kaschta von Sapius wissen.
    »Vergiss es … Narrengeschwätz«, meinte Sapius barsch, »gibt es noch Kuchen und Morgenruf? Wir wollen unseren Gast nicht auf dem Trockenen sitzen lassen und ich will auch ein

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