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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Bevor dieses Dokument gefunden wurde, war über Frederick Whithers wenig bekannt. Die historischen Aufzeichnungen belegen, dass er 1794 im englischen Bath zur Welt kam und sein ganzes Leben dort verbrachte. 1827 starb er im Gefängnis, wo er eine Strafe wegen Betrugs verbüßte, an Tuberkulose. Er hatte für die örtliche Filiale des nicht mehr existierenden Bankhauses Plumb & Gaddie Banking Associates gearbeitet und war aufgeflogen, nachdem er die Lohnabrechnungen einer nahe gelegenen Schweinezucht manipuliert hatte. Den Bauernhof selbst traf keinerlei Schuld, denn Mister Whithers’ Fälschungen hatten dem Besitzer weder genutzt noch geschadet. Tatsächlich hatten sie auch sonst niemandem geschadet oder genutzt, nicht einmal Mister Whithers selbst, weshalb der Zweck der Fälschungen völlig im Unklaren blieb. Es war ein minder schweres Vergehen, das nicht allzu streng bestraft wurde. Die Geschichtsschreibung hätte Whithers völlig übersehen, wären da nicht sein unzeitiger Tod und die anschließende Grabschändung durch einen einheimischen Grabräuber gewesen.
    Doch wie es scheint, neigt die Geschichtsschreibung häufig dazu, Menschen und Ereignisse in Erinnerung zu halten, die wir sonst nur allzu schnell vergäßen. Während der Arbeit an einem ganz anderen Buchprojekt über historische Gefängnisse stieß ich rein zufällig auf dieses Dokument, als ich in den Archiven der Bodleian Library in Oxford Nachforschungen anstellte. Eingeklemmt zwischen den Blättern eines dicken Wälzers, fand ich dieses Manuskript, das recht alt, aber gut erhalten war, zusammen mit einer rätselhaften kleinen Notiz: Gott sei für die Schwindsucht gedankt. Falls das Dokument sich als Fälschung erweisen sollte, so ist es eine raffinierte und unentwirrbare Lügengeschichte. Sollte es die Wahrheit berichten, dann ist es eine scharfe Bombe, die unsere gesamte Literaturgeschichte jederzeit in Stücke sprengen könnte.
    Ich bin weiß Gott nicht sensationslüstern und veröffentliche dieses Manuskript nicht, um für Aufruhr zu sorgen, um mir Feinde zu machen oder gar um Geld zu verdienen. Ich tue es einzig und allein, weil ich die Wahrheit liebe, und ehrlich gesagt auch deshalb, weil mir dies die beste Verteidigung gegenüber etwaigen Vorwürfen zu sein scheint. Denn hätte ich alles für mich behalten, dann hätte man mich womöglich eines Tages tot aufgefunden. Da der Text nun aber veröffentlicht ist, würde mein Tod die Wahrheit bekräftigen. Falls ich jedoch andererseits an Tuberkulose sterben sollte, nun ja – dann stellen Sie bitte keine weiteren Nachforschungen an. So etwas geschieht eben manchmal.
    CECIL G. BAGSWORTH III





Bath, England · Nachmittag
    Es begann mit einem Sarg.
    Unerwartet, aber doch erfreulicherweise verstarb mein Zellengenosse. Er war ein wahres Ungetüm von einem Mann gewesen, breit und hoch wie ein Gebirge, mit Armen wie Äste und dem wundervollen Namen Blutiger Toby Tichborne. Keine zwei Tage vorher hatte er sich volllaufen lassen und einen ganzen Pub niedergestreckt – und zwar nicht die Gäste, sondern den Pub selbst. Er hatte das Gebäude praktisch schon niedergerissen, als die Wachtmeister ihn endlich überwältigen konnten. Eigentlich hätte man bei einem Mann wie ihm eine stabile Konstitution erwartet, doch in seinem Fall erwies sich diese Annahme als falsch. Zwei Tage später starb der Blutige Toby an der Schwindsucht, keine drei Schritte von mir entfernt, und das ganze Gefängnis geriet in Angst vor der Ansteckung. Keine halbe Stunde später, nachdem ich ihn tot aufgefunden hatte, ward bereits der Totengräber gerufen, und bald darauf führte Hauptwachtmeister Barrow, der Leiter des Gefängnisses von Bath, höchstpersönlich einen dunkelhäutigen kleinen Fremden über den Flur, der einen Sarg mitgebracht hatte.
    »Genau hier, sehen Sie, hier in dieser Zelle.« Barrow hatte sich ein Taschentuch vor Mund und Nase gepresst. »Dort drinnen liegt er. Schrecklicher Fall.«
    »Wenn ich mir eine Frage erlauben darf«, begann ich. Während ein Wachtmeister die Zelle aufschloss, setzte ich mich in die hinterste Ecke. »Bezeichnen Sie die Krankheit als schrecklichen Fall, oder meinen Sie den Blutigen Toby selbst?«
    »Beides.« Barrow deutete ins Zelleninnere. »Und damit sind wir auf einen Schlag zwei schreckliche Fälle auf einmal los. Eine Schande, dass er als Futter für den Ghul enden wird.«
    »Den Ghul?«, fragte ich.
    »Haben Sie noch nichts davon gehört?«, entgegnete er. »Ein Grabschänder

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