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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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davon kaum oder nur in der Frage des gesamten Gleichgewichts von Kryson betroffen. Dennoch muss ich Euch widersprechen. Hättet Ihr einen Blick gewagt, wüsstet Ihr, dass sich Ell entwickelt hat. Mehr als Ihr Euch vorstellen wollt. Sapius, die Zerstörung liegt mehr als zehntausend Sonnenwenden in der Vergangenheit. Der Lesvaraq entfesselte damals nicht nur die alles vernichtende Kraft des Buches, sondern auch die Schöpfung selbst. Die Wandlung ist in vollem Gange und weit fortgeschritten. Ihr würdet Euch wundern. Es gibt neues Leben, fremdartige Geschöpfe, Pflanzen und Wälder. Völker erreichen gerade die Blüte ihrer Entwicklung. Für einen Mann wie Euch ist Ell ein Paradies. Ein Quell unerforschter Möglichkeiten. Die Wiege neuen Lebens und unbegrenzten Wissens über das Leben selbst. Ihr dürft Euch dem nicht verschließen.«
    »Habt Ihr Ell in letzter Zeit mit eigenen Augen gesehen?«, wollte Sapius wissen.
    »Selbstverständlich«, nickte Tarratar. »Ich habe die Ödnis und die Finsternis auf Ell gesehen. Die Zeit der Schatten und der tödlichen Gesänge. Das Chaos regierte lange Zeit und es gab kein Gleichgewicht. Aber ich habe auch die Kraft der Schöpfung erblickt. Das Leben ist erwacht und mit ihm das Gleichgewicht. Es bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg.«
    »Ich kann kaum glauben, was Ihr erzählt«, schüttelte Sapius den Kopf, »die Zerstörung schien so vollkommen. Alles vernichtet, was einst schön war und an was wir glaubten. Die zerstörerische Macht des Lesvaraq kannte keine Grenzen.«
    »Ihr habt Euch abermals geirrt«, lächelte Tarratar, »die Lesvaraq sind gefährlich. Das ist wohl wahr. Aber in all ihrer Macht streben sie stets danach, Neues zu erschaffen. Ein Lesvaraq bedeutet immer auch Veränderung. Zum Guten oder zum Schlechten. Tag und Nacht. Kein Lesvaraq zuvor war so vom Wahnsinn besessen wie Tomal. Kein Lesvaraq hat die Vernichtung so konsequent und vollständig betrieben wie er. Aber in seinem Tun lag mehr als nur Tod und Hoffnungslosigkeit. Er zerstörte Ell nicht etwa, um Chaos und am Ende das Nichts heraufzubeschwören. Tomal schuf eine völlig neue Welt. Ob er sich dessen bewusst war, mag dahingestellt sein. Wir können ihn nicht mehr fragen, es sei denn, Ihr kehrt in das Land der Tränen zurück und fragt den Wanderer.«
    »Bleibt mir bloß weg mit diesem widerwärtigen, hinterlistigen Geist der Lesvaraq«, ereiferte sich Sapius, »ich ging ihm einmal ins Netz und ließ mich täuschen. Ein weiteres Mal wird mir das nicht passieren.«
    »Und das ist auch gut so«, meinte Tarratar, »Ihr habt aus der Vergangenheit und Euren Fehlern gelernt. Genau aus diesem Grund bitte ich Euch um Eure Unterstützung. Im Namen des Gleichgewichts.«
    »Bei den Kojos, Tarratar«, stöhnte Sapius, »welches Spiel spielt Ihr schon wieder? Ich bin es leid, in die Geschicke Ells und anderer einzugreifen.«
    Tarratar legte den Kopf schief und musterte Sapius lange. Die Gesprächspause war drückend. Sapius räusperte sich, um sein Unbehagen auszudrücken.
    »Sapius …«, fuhr Tarratar schließlich fort, »… ich muss Euch leider sagen, dass die Geburt der Lesvaraq in absehbarer Zeit erneut bevorsteht. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, den sich das Gleichgewicht für die Rückkehr der Zeichenträger ausgesucht hat. Gerade hat sich Ell von den Folgen des letzten Lesvaraq einigermaßen erholt, da wartet schon der nächste Zyklus der Veränderung auf eine Welt, die noch nicht annähernd stabil und stark genug ist, weitere Lesvaraq und deren Macht zu verkraften. Ihr wisst, was das bedeutet.«
    »Es bedeutet mein baldiges Ende. Mein Zyklus geht zu Ende, sobald die neuen Lesvaraq geboren wurden und sich mit ihren Magiern vereinigt haben. Endlich!«
    »Ja, auch das«, räumte Tarratar ein, »ich weiß, dass Ihr Euch das wünscht. Ihr habt Kaschta zu Eurem Nachfolger bestimmt und seid auf den Weg in das Land der Tränen vorbereitet. Aber das ist es nicht, was ich meine. Der neuerliche Zyklus muss verhindert werden.«
    »Aber … ich habe so lange auf diesen Moment gewartet«, staunte Sapius.
    »Es tut mir leid, Sapius«, senkte Tarratar betrübt den Kopf, »ich bedauere, Euch um diesen Gefallen bitten zu müssen. Aber Eure Zeit ist noch lange nicht gekommen. Wir müssen Ell und dem Gleichgewicht die Möglichkeit geben, sich weiter zu festigen. Eine neuerliche Wandlung könnte das endgültige Aus bedeuten. Ein Schock, von dem sie sich nie wieder erholt. Davon wäre auch Fee auf fatale Weise betroffen. Der

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