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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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allen Belangen überlegen seid. Ihr habt mehr Wissen angehäuft als alle Propheten und Seher zusammen«, schüttelte Tarratar den Kopf und klingelte dabei mit den Glöckchen.
    »Ich gebe zu, es gibt nicht viele unter den Propheten mit seherischen Fähigkeiten. Seta jedoch ist in der Lage, die Zukunft vorauszusagen«, meinte Sapius.
    »Seta? Gewiss, der Mann ist steinalt und überaus klug. Er ist in der Lage, Zusammenhänge zu erfassen und richtig zu kombinieren. Sein Geist zieht die richtigen Schlüsse aus Vergangenem und Gegenwärtigem. Ohne Zweifel in dieser starken Ausprägung eine seltene Eigenschaft, die meinen Respekt verdient. Aber er kann die Zukunft nicht vorhersehen. Alles was er sagt, ist weise, aber kein Blick in die Zukunft«, stellte Tarratar fest, »wen könnt Ihr noch nennen?«
    »Fimor, sein Wissen ist groß«, nannte Sapius den nächsten Namen.
    »Nein, Sapius«, entgegnete Tarratar, »Fimor kann wie kein anderer in die Vergangenheit blicken. Er kennt alles, jedes Ereignis und jedes Wesen, als wäre er selbst dabei gewesen. Aber in die Zukunft sieht er nicht.«
    »Vielleicht habt Ihr recht«, meinte Sapius nachdenklich, »aber Vaikal sieht Dinge, die anderen verborgen bleiben.«
    »Das stimmt«, nickte Tarratar, »Vaikal besitzt eine Begabung und doch bleibt er in seinen Vorhersagen stets vage. Wollt Ihr seinen Worten wirklich Vertrauen schenken? Er spricht mit den Steinen, sieht in die Schatten und in den Nebel der Zukunft. Vaikals Geist ist jedoch verwirrt und unklar, wie die Zukunft selbst. Er hat Visionen, die oft rätselhaft bleiben und erst entschlüsselt werden müssen. Außerdem fußen seine Bilder auf einem heutigen Stand, der unsicher ist und sich jederzeit verändern kann. Wie sein Geist befinden sich seine Visionen in einem steten Fluss der Anpassung. Seine Aussagen helfen Euch nicht weiter.«
    Sapius zuckte mit den Schultern, um seine Hilflosigkeit auszudrücken. Ihm fiel niemand mehr ein, den er hätte anführen können. Die übrigen Propheten und Seher waren auch in seinen Augen nichts weiter als Betrüger, die ihre angeblichen Fähigkeiten anderen vorgaukelten und daraus ihren Gewinn und die Berechtigung für ihre herausgehobene Stellung innerhalb ihrer Völker nahmen.
    »Ich verstehe Euch nicht«, fuhr Tarratar fort, »weshalb nehmt Ihr die Reise nach Nikknar auf Euch? Sie ist weit, beschwerlich und bringt Euch nichts ein.«
    »Ich treffe alte Freunde wieder. Das ist mehr, als Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Seit vielen Sonnenwenden bin ich nun schon ein Teil Fees«, erläuterte Sapius, »ich war lange Yasek und habe dem Volk der Tartyk nicht nur das Überleben gesichert, sondern sie auch zu neuer Größe geführt. Aber das war nur mit den anderen Völkern des Lichts und der Dunkelheit möglich. Ihre Geduld, ihre Offenheit für die Drachenreiter, ihre Freundschaft, die Anerkennung eines neuen Volkes auf Fee und der dauerhafte Frieden zwischen den Völkern, waren die unverzichtbare Voraussetzung für unseren Erfolg. Ich schulde den Völkern vieles, das ich ihnen auch in der Ewigkeit nicht zurückgeben kann. Das Treffen der Propheten und Seher hat eine lange Tradition. Für die Völker des Lichts und der Dunkelheit ist die Zusammenkunft ihrer Weisen sehr wichtig. Ich muss und will mich dort sehen lassen und mein Wissen weitergeben. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, meine Schuld zu begleichen. Mein Kommen sichert den Frieden auch in der Zukunft.«
    »Da könnte was dran sein«, nickte Tarratar, »Ihr habt Euch in all der Zeit kaum verändert und seid noch immer voll selbstlosem Pflichtbewusstsein. Ein Blick in das Buch würde jedoch genügen und Ihr wüsstet über die Zukunft Bescheid. Warum nutzt Ihr nicht, was ich Euch einst anvertraut habe?«
    »Niemals«, wehrte Sapius energisch ab, »ich habe mir geschworen, das Buch nicht für meine Zwecke oder die anderer einzusetzen. Das Buch der Macht ist ein verfluchtes Werk. Es bringt nur Zerstörung, Tod und Verderben. Nichts, wonach es mich gelüstet. Ihr wisst doch selbst, was auf Ell geschehen ist, als der Lesvaraq das Buch benutzt hatte. Außerdem … was soll ich im Buch schon sehen? Verbrannte Erde. Die trostlose Zukunft Ells? Schatten und wandelnde Seelenfresser? O nein, ich habe schon zu viel Schrecken auf Ell gesehen. Und über die Zukunft Fees lässt sich dem Buch ohnehin nichts Vernünftiges entnehmen.«
    »Das stimmt«, seufzte Tarratar, »das Buch beschreibt Vergangenheit und Zukunft Ells. Das Schicksal Fees ist

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