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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Gleichgewichts. Ich habe einst einen Eid vor der heiligen Mutter und dem hohen Vater geschworen, Ulljans Erbe zu bewahren. Mit meinem Leben, wenn es sein muss. Ihr seid ein Teil davon, vielleicht der Wichtigste überhaupt.«
    »Wir haben Ulljan vernichtet. Nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Wir löschten ihn aus. Vollkommen. Leider gelang es uns nicht, jegliche Erinnerung an den letzten Lesvaraq zu tilgen«, erinnerte sie der weiße Schäfer an längst Vergangenes.
    »Das mag sein, aber es ändert nichts daran, dass ihr Teil seines Plans und sein wahres Erbe seid. Die Orden dienten nur für einen Ausgleich und zur Absicherung seiner Pläne, solltet ihr seiner Vorstellung wider Erwarten doch nicht folgen. Ulljan schuf euch, um Kryson zu beherrschen, die Magie zu kontrollieren und ihren Einsatz zu beschränken. Er wusste, wie gefährlich die freie, ungezügelte Magie ist und wie zerstörerisch die Lesvaraq sind. Schließlich war er selbst einer. Durch euch wollte er einen weiteren Zyklus der Lesvaraq verhindern und den ewigen Krieg beenden. Ihr solltet die Magie beschränken und das Gleichgewicht wahren. Das habe ich nach langen Jahren des Studiums seiner Schriften und der Werke zahlreicher Atramentoren endlich verstanden. Ich kam zu euch, weil ihr für die richtige Sache steht.«
    »Interessante Erkenntnis«, lächelte der weiße Schäfer. »Wenn nur alle so denken würden wie du. Aber leider gibt es Stimmen, die unsere Geschichte anders auslegen.«
    »Das ist mir gleichgültig«, erwiderte Ayale, »ich weiß, dass ich richtigliege.«
    »Hört, hört«, rief der dunkle Hirte, »Ayale ist eine wahre Getreue aus tiefster Überzeugung und Liebe zu den magischen Brüdern.«
    »Davon habe ich nichts gesagt«, beschwerte sich Ayale lautstark.
    »Aber sie sprach in der Vergangenheit …«, fuhr Saijrae unbeirrt fort.
    Der dunkle Hirte näherte sich der Orna und legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie konnte sich seinem Griff nicht entziehen.
    »Ayale, warum hast du uns betrogen?«, zischte er in einem hellen, scharfen Tonfall.
    »Betrogen? Ich habe euch nicht betrogen«, antwortete sie verstört.
    »Doch, das hast du«, beharrte der dunkle Hirte auf seinem Vorwurf, »du wusstest von der Suche nach dem Buch der Macht und du hast uns verschwiegen, dass die Schlüssel zur Macht übergeben wurden, das Buch zu finden. Und es wurde gefunden. Wir sehen alles, Ayale. Lüg uns also nicht noch einmal an.«
    »Ich lüge nicht. Ich bin eine Orna!«, regte sich Ayale auf.
    »Das ist das Problem«, grollte der dunkle Hirte, »du solltest eine Saijkalsan-Hexe sein und nur den Saijkalrae dienen. Wir ertragen es nicht, wenn unsere Diener einem anderen die Treue schwören, auch dann nicht, wenn es sich um einen Orden handelt.«
    »Aber das beißt sich nicht«, behauptete Ayale, »mein Eid für den Orden ist schon viel älter. Er ist mein Leben.«
    »Saijrae hat recht, du hättest ihn aufgeben müssen, als du zu uns kamst«, sagte der weiße Schäfer. »Beantworte die Frage: Weshalb hast du uns nichts von der Suche nach dem Buch erzählt?«
    »Ich habe nicht alles mitbekommen und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt gefunden wurde«, antwortete Ayale. »Ich glaube nicht daran. Noch nicht. Aber selbst wenn es so wäre und ich mehr wüsste, würde ich euch nichts darüber erzählen oder gar dabei helfen, das Buch wieder zu beschaffen und in eure Hände zu legen. Das darf niemals geschehen. Ulljan hat das Buch vor euch versteckt. Ihr würdet zu mächtig werden, wenn ihr das Buch besitzt. Ihr seid also die Letzten, die das Buch bekommen dürfen. Das ist ebenfalls eine Erkenntnis über Ulljans Erbe.«
    »Du wirst uns helfen, Ayale«, flötete der dunkle Hirte in das Ohr der Orna.
    Sein Griff wurde stärker. Ayale stöhnte vor Schmerzen auf.
    »Ich bin eine alte Frau«, presste sie durch ihre Lippen hervor, »Ihr solltet vorsichtiger mit mir umgehen. Meine Knochen sind nicht mehr so stark wie früher.«
    »Gut erkannt«, schmunzelte der dunkle Hirte. »Du bist eine alte, hässliche Hexe, die es zwar geschafft hat, mit unserer Hilfe ihr Leben immer weiter zu verlängern. Aber sie hat es nicht geschafft, das Altern und den Zerfall aufzuhalten. Von einer Orna hätte ich mehr erwartet. Bist du gescheitert?«
    »Ist sie gescheitert?«, nahm der weiße Schäfer die Frage auf und gab sie an die übrigen Saijkalsan weiter.
    »Sie ist gescheitert!«, riefen die in den Hallen versammelten Saijkalsan. Gegenstimmen gab es nicht.
    »Hörst du,

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