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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verfaulenden Geschöpfen, die ihnen einst treu als Saijkalsan gedient hatten. Saijrae war froh, dass sich sein Bruder ein Herz fasste und redete. Ihm selbst wären die Worte im Hals stecken geblieben.
    »Kommt näher, ihr alle, und hört mir zu«, begann der weiße Schäfer seine Ansprache, »ihr musstet lange auf diesen Augenblick warten.«
    Die Gescheiterten rückten näher an die magischen Brüder heran. Ihre Neugier war groß, dachte der dunkle Hirte. Vielleicht hatte der weiße Schäfer recht und sie liebten die Brüder noch immer. Aber er hatte seine Zweifel, nach alledem, was sie ihnen angetan hatten.
    »Die Zeit des Wartens und eurer Finsternis ist vorbei«, fuhr der weiße Schäfer fort, »wir lassen euch frei. Ihr habt euer Leben lange genug in diesem feuchten Gewölbe gefristet. Wir schenken euch das Licht der Sonnen.«
    Ein Gescheiterter trat einen Schritt vor und musterte die beiden Brüder nacheinander von oben nach unten. Sein Zustand schien auf den ersten Blick besser, als der vieler seiner Gefährten. Die Verwesung war noch nicht so weit fortgeschritten und er konnte auf beiden Beinen stehen.
    »Ihr erinnert Euch bestimmt an mich. Ich bin Alljad von den Altvorderen. Ich kam einst von den Naiki in die heiligen Hallen, um den Saijkalrae zu dienen«, stellte sich der Naiki vor.
    »Natürlich erinnern wir uns«, antwortete der dunkle Hirte, »Alljad, der Jäger mit den besonderen Fähigkeiten. Ihr konntet Eure Gestalt nach Belieben wandeln, nicht wahr?«
    »Das ist richtig«, nickte Alljad, »in jedes Tier, das in den Wäldern lebt. Aber ich wurde von den Praistern gefasst und tagelang gemartert, bis ich es nicht mehr aushielt und andere Saijkalsan verriet. Die Praister schlachteten mich dennoch und so landete ich schließlich hier in der Finsternis. Ein Geist, der seinen geschundenen Körper in den Händen der Praister zurückließ und dennoch Tag und Nacht über Tausende von Sonnenwenden langsam verrottet. Geradeso wie sein Leib auf Ell, nur viel qualvoller. Es gibt keine Erlösung, obwohl weder ich noch andere euch und die heiligen Hallen jemals verrieten. Wo ist der Haken? Warum lasst ihr uns frei und weshalb jetzt?«
    »Wir wollen Euch nicht verhehlen, dass die Freiheit ihren Preis hat«, antwortete der weiße Schäfer.
    »Einen Preis? Nach all den Sonnenwenden der Finsternis?« Alljad schüttelte den Kopf. »Haben wir noch nicht genug bezahlt für unser Versagen?«
    »Bezahlt habt ihr gar nichts«, berichtigte der dunkle Hirte den Saijkalsan, »wir retteten euren Geist und eure Seele vor der Auslöschung durch die Praister. Ihr wärt im Nichts vergangen, ohne eine Erinnerung an euer Leben und das, was ihr einmal wart. Ihr solltet uns dankbar sein, dass wir euch diese Zuflucht gewährt haben, obwohl ihr gescheitert seid und uns nicht mehr dienen konntet.«
    »Dankbarkeit … so? Ihr erwartet, dass wir vor euch auf die Knie fallen und eure Füße küssen.« Ein kehliges Lachen löste sich aus Alljads Hals.
    Einige Gescheiterten stimmten mit ein. Andere protestierten. Ein gespenstisches Geräusch durchzog das Gewölbe der Finsternis.
    »Wir sind noch immer Eure Herren, Alljad«, tadelte der dunkle Hirte den Saijkalsan, »wir können Euch vernichten und den endgültigen Tod herbeiführen oder wir lassen Euch weiter in der Finsternis schmoren, bis nichts mehr von Euch übrig ist.«
    »Gut, dann lasst Euren Vorschlag hören. Was ist der Preis für unsere Freiheit?«, forderte Alljad.
    »Ihr erhaltet frische Körper, die ihr mit eurem Geist in Besitz nehmen werdet. Die Leiber der Toten werden durch euch beseelt«, führte der weiße Schäfer aus, »danach könnt ihr euch frei bewegen. Ihr werdet nach Ell gehen und das Buch der Macht für uns in Besitz nehmen. Ihr werdet einen Verräter namens Sapius gefangen nehmen und zu uns in die heiligen Hallen bringen. Und ihr werdet gegen die Lesvaraq kämpfen und den Zyklus ein für allemal beenden. Dabei werden wir Euch unterstützen.«
    »Wir werden zu wandelnden Untoten. Die Leiber der Toten werden zerfallen«, behauptete Alljad.
    »Wer sagt das?«, ging der dunkle Hirte barsch dazwischen.
    »Ich sage das«, antwortete Alljad, »nur was noch lebt, kann von einem Geist auf Dauer in Besitz genommen und am Leben erhalten werden. Die Leiber der Toten zu besetzen, ist eine dunkle und böse Sache. Die Seelen vergehen mit den Leibern. Wie lange wird dieser Verfall dauern? Eine Woche, einen Mond oder eine Sonnenwende?«
    »Woher nehmt Ihr Euer Wissen?« Alljad hatte die

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