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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sie erfolgreich waren. Sorge bereiten mir nur die Gescheiterten, die wie Alljad denken. Starke Geister, die ihren eigenen Willen haben und sich gegen den Fluch und den Hunger stemmen. Sie sind in der Lage zu widerstehen. Sie könnten sich am Ende gegen uns wenden, sobald sie die ganze Tragweite der Beseelung und die Folgen ihres Handelns verstanden haben.«
    »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken«, bemerkte Saijrae. »Denkst du, wir werden sie besiegen können, wenn sie sich erst genährt und den Fluch weitergegeben haben?«
    »Wir werden nicht allein dastehen«, beruhigte Saijkal seinen Bruder, »wir haben die Saijkalsan und außerdem gibt es mächtige Gegner, die gegen die Entfesselten stehen.«
    »An wen denkst du?«
    »Der Lesvaraq und Sapius. Sobald sie von der Armee der Entfesselten erfahren, werden sie nicht tatenlos zusehen, wie sie über den Kontinent ziehen und mit ihrer Seuche das Land verderben«, sagte Saijkal.
    »Aber Sapius hat sich schon vor langer Zeit von uns abgewandt und geht seiner eigenen Wege«, gab Saijrae zu bedenken, »er wird nicht für uns kämpfen, sondern gegen uns.«
    »Mag sein, aber wenn er die Entfesselten beseitigt und ihre Spuren tilgt, wird er uns damit einen Dienst erweisen, ob er das will oder nicht. Ich hoffe nur, es wird erst dann geschehen, wenn wir das Buch in der Hand halten.«
    Saijrae starrte nachdenklich in das magische Auge und beobachtete, wie die Entfesselten durch ein kleines Waldstück im südöstlichen Teil Ells wankten. In der Nähe grenzte ein kleines Dorf der Nno-bei-Klan an den Waldrand. Die Entfesselten hielten unaufhaltsam darauf zu. Der dunkle Hirte konnte ihren Hunger nach frischem Fleisch spüren. Die Entfesselten hoben ihre Köpfe, horchten und schnüffelten in die Luft. Gierig öffneten sich ihre Münder.
    In einer Hütte des kleinen Dorfes schrie ein Neugeborenes nach seiner Mutter.

Einsicht
    D er Drache war nah. Sapius konnte Haffak Gas Vadar spüren. Gebannt blickte der Magier zum Himmel. Sein Herz schlug höher und sein Atem beschleunigte sich, wenn er nur daran dachte, den Drachen bald wiederzusehen. Aber war es richtig, Haffak Gas Vadar gerade jetzt zu rufen? Die jungen Drachen und die Tartyk brauchten Schutz. Noch waren sie nicht stark genug und mussten sich von den Rückschlägen erholen. Jede Störung konnte ihr Überleben gefährden.
    Die Vision des ausgebeuteten Kontinents Ell hatte nachgelassen, obwohl sie sich, je öfter sie auftrat, allmählich in den Gedanken festsetzte und ihre Spuren hinterließ. Fetzen nur, genug jedoch, um Ideen, Bilder und Träume einer anderen Gegenwart und Zukunft in den Köpfen zu verankern.
    Tarratar hatte das erwähnt. Das war die eigentliche Gefahr von Jafdabhs Visionen. Irgendwann würden sie sich verfestigen. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, den Todeshändler ausfindig zu machen und davon zu überzeugen, das Buch herauszugeben; den Teil, den er brauchte, den Rest des Buches zu vervollständigen.
    Sapius war froh, dass die Vision im Augenblick nicht präsent war, denn die Verzerrung der Wirklichkeit war irritierend. Er glaubte, bald den Verstand zu verlieren, sollte er der Veränderung noch mehrmals ausgesetzt sein.
    »Er kommt!«, rief Sapius freudig.
    »Natürlich kommt er«, antwortete Rodso, »Ihr seid der Yasek. Ihr befehlt, der Drache folgt. Hattet Ihr daran gezweifelt?«
    »Ich weiß nicht«, Sapius schüttelte den Kopf, »ich sehe meine Verbindung mit Haffak Gas Vadar anders. Er ist uralt und mächtig, weiß so viel mehr und hat so viel mehr gesehen als ich. Ich bin dankbar, dass er mich respektiert und meine Freundschaft annimmt.«
    »Ihr unterschätzt Euch«, mischte sich Prinz Vargnar ein, »Ihr habt den Drachen und Euer Volk befreit. Ihr seid ein Magier, der jeden – und ich meine wirklich jeden – vernichten könnte, der sich Euch in den Weg stellt. Eure Zweifel an Euren eigenen Fähigkeiten sind Eure Schwäche und zugleich Eure Stärke, denn sie hindern Euch daran, unüberlegt zu handeln.«
    Sapius blickte nach oben und nahm einen Schatten wahr, der langsam größer wurde. Ein schwarzer Drache brach durch die Wolken. Das Sonnenlicht spiegelte sich funkelnd auf seinen Schuppen wider. Es sah aus, als wäre er von einem Lichtschimmer umgeben. Haffak Gas Vadar.
    Sapius stand mit offenem Mund staunend da, als er den Flug des Drachen wie gebannt verfolgte. Obwohl er den Drachen gut kannte und schon oft gesehen hatte, wurde ihm plötzlich bewusst, wie groß und majestätisch Haffak Gas Vadar war. Er

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