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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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geworden?«
    »Ich habe es an meinen Sohn Tomal verloren«, antwortete Madhrab.
    »Ach?« Warrhard zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
    »Tomal tötete mich und ich tötete ihn. Jedenfalls einen Teil von ihm. Ich musste es tun. Er hat es verlangt und ich war ihm diesen Dienst als Vater schuldig, auch wenn ich selbst dabei mein Leben verlor. Solatar gehört ihm, es sei denn, die Kojos verweigern ihm die Gabe des Kriegers.«
    »Warum sollten sie?«
    »Weil er sich die Gabe nicht verdient hat und sich eines solchen Geschenkes der Kojos nicht als würdig erweist.«
    Warrhard reichte Madhrab die Waffe. Ein Breitschwert mit einer langen und starken Klinge, das gut in der Hand lag. Madhrab nickte anerkennend. Es war ein gutes Schwert.
    »Viel Glück«, wünschte Warrhard.
    »Das werde ich brauchen. Danke, mein Freund.«
    »Wir zählen auf Euch«, ergänzte Warrhard.
    »Aye, ich weiß.«
    Warrhard sah sich um und verließ die Arena, nachdem er Corusal und die anderen in den Zuschauerrängen entdeckt hatte. Sie hatten sich – um besser sehen zu können – einen Platz weit vorne gesichert und zwischen andere Schatten gedrängt, die sich dort bereits breitgemacht hatten und ihre Plätze nicht freiwillig räumen wollten. Als Warrhard hinzustieß, fauchte und böse dreinblickte, war der Streit schnell geschlichtet und die anderen Schatten mussten murrend weichen.
    Madhrab musste schmunzeln, offensichtlich hatte sich der Eiskrieger auch nach seinem Tod nicht geändert und flößte anderen immer noch gehörigen Respekt ein.
    Erste Rufe von den Zuschauerrängen wurden laut. Ein Stimmengewirr aus flüsternden und zischenden Lauten, das stetig anschwoll und sich am Ende wie das Brummen eines übergroßen Bienenstocks anhörte. Vereinzelt konnte Madhrab aus den Rufen heraushören, dass die Schatten seinen Namen skandierten. Andere forderten lautstark Chromlions Erscheinen. Die Ungeduld und Aggression der Schatten lag wie eine schwere Decke über der Arena. Der Bewahrer war aufgeregt. Wäre er noch am Leben gewesen, hätte er gewiss ein bis an den Hals schlagendes Herz und schweißnasse Hände beklagen müssen. Aber so blieben ihm diese körperlichen Auswirkungen erspart.
    Madhrab packte das Schwert fest und ging entschlossen auf das Tor zu. Als er bis auf sechzig Fuß heran war, zeigte sich Chromlion. Sein Erzfeind hatte hinter einer Säule in der Nähe des Tores gewartet.
    »Zurück!«, rief Chromlion. »Hier kommt niemand durch. Der Weg in den Nebel des Vergessens ist verschlossen. Ich bin der Wächter und das Siegel.«
    Madhrab fiel auf, wie sehr sich Chromlion verändert hatte. Er kam ihm größer und kräftiger vor als zu jener Zeit, in der Madhrab ihn an das Tor seiner eigenen Burg genagelt hatte. Chromlion hielt ein ungewöhnliches Schwert in den Händen. Es war groß und schwer. Die Klinge schien zu leben. Schattenhafte Wesen liefen in unregelmäßigen Abständen an ihr auf und ab.
    Madhrab konnte sehen, wie Chromlion die Augen zusammenkniff und wie es in seinem Gegner arbeitete. Offenbar hatte er ihn noch nicht erkannt. Doch plötzlich ging ein Ruck durch Chromlions Körper. Madhrab konnte sehen wie sein Erzfeind zusammenzuckte und in eine kurze Starre verfiel. Chromlion schien verunsichert.
    »Du?« Chromlions Stimme klang alles andere als fest. »… bei den Kojos, was hast du hier verloren?«
    »Ich kam, den Weg für die Schatten frei zu machen und das Tor zu öffnen«, rief Madhrab.
    »Ha«, höhnte Chromlion, der seine Selbstsicherheit wieder zurückzugewinnen schien, »dann musst du zuerst an mir vorbei. Aber wie ich dich kenne, wirst du das in deiner Überheblichkeit nicht als ernsthafte Herausforderung sehen.«
    »Wir müssen nicht kämpfen, wenn du das Tor freiwillig aufgibst und versprichst, den Weg in den Nebel des Vergessens nicht mehr zu versperren.«
    »Oh, nein«, schüttelte Chromlion den Kopf, »ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. So leicht werde ich es dir nicht machen. Wenn du wüsstest, wie sehr ich mir diesen Augenblick gewünscht habe, obwohl ich ihn für unmöglich hielt. Madhrab in den Schatten, was kann es Schöneres geben. Meine Rache wird vollkommen sein.«
    »Rache?«, sagte Madhrab nachdenklich. »Du hast Rache über den Tod hinaus geschworen? Nach allem, was du mir und meiner Familie angetan hast? Nach allem, was du Elischa zugemutet hast? Du hast mein Leben zerstört, Chromlion. Du hast alles getötet, was mir wichtig war, und meine einzige Liebe beendet. Und du redest von

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