Kryson 06 - Tag und Nacht
Magier, »Jafdabh ist ein fortschrittlicher Denker, auch wenn seine Ideen gefährlich anmuten. Er besitzt selbst ohne Magie oder das Buch genug Mittel, seine Ideen umzusetzen. Seine Visionen könnten schon bald Wirklichkeit werden. Vielleicht muss man ihn nur in die richtige Richtung lenken und seine Vorstellungen etwas zügeln. Ihr wärt gewiss in der Lage dazu, ihn immer wieder zur Vernunft zu rufen. Aber zuvor muss die Gefahr beseitigt werden, die sein Leben bedroht. Thezael will sich an Jafdabh rächen.«
»Eine weitere Prüfung für mich, nicht wahr?«
»Hoi, hoi, hoi … Ihr lernt schnell, Sapius«, lächelte der Narr, »eine schwere Prüfung, ja. Ihr habt Jafdabh bereits versprochen, dass Ihr Euch um Thezael kümmern werdet, auch ohne dass ich Euch diese Aufgabe stellen muss. Das ist gut. Ihr seid auf dem richtigen Weg.«
»Ich weiß nicht, ob ich Euch noch einmal vertrauen kann.«
»Vertrauen? Weshalb solltet Ihr mir vertrauen? Ich bin der erste Wächter. Ihr müsst mir nicht vertrauen. Habe ich Euch meine Freundschaft angeboten? Ich kann mich nicht erinnern. Meine Aufgabe ist es, das Buch der Macht zu beschützen und die Streiter zu prüfen. Das alles geschieht zur Wahrung des Gleichgewichts. Scheitern die Streiter an den Prüfungen, werde ich nicht zögern, sie von den weiteren Prüfungen auszuschließen und, wenn es sein muss, sie zu töten, Euch eingeschlossen.«
»Schön, wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin und was ich von Euch erwarten darf«, meinte Sapius, »aber vielleicht könnt Ihr mir helfen, aus der Kammer herauszukommen.«
»Was würdet Ihr vorschlagen? Die Tür aufbrechen? Einen Tunnel graben oder durch Wände gehen?« Tarratar wackelte mit dem Kopf und ließ die Glöckchen erklingen.
»Ihr kennt bestimmt einen besseren und schnelleren Weg«, Sapius war genervt vom Verhalten des Narren und sein Tonfall war barsch.
»Hoi, hoi, hoi … habe ich Euch verärgert? Das wollte ich nicht. Ich kenne einen Weg, den Ihr nicht gehen könnt. Mein Vorschlag wäre deshalb, wir beschwören Jafdabhs Vision ein weiteres Mal herauf, dann könnt Ihr mit seiner Hilfe die Schatzkammer ungehindert verlassen. Diesen Weg empfehle ich Euch dringend. In unserer unveränderten Welt schickt Thezael die Schatten nach Jafdabh aus. Solltet Ihr den Praister finden, könnte es für Jafdabh bereits zu spät sein. Die Vision hindert Thezael an der Verwirklichung dieses Vorhabens, zumindest, solange sie wirkt, Ihr würdet also Zeit gewinnen. Nutzt Eure Möglichkeiten, Sapius. Ich habe gesehen, was Ihr inzwischen gelernt habt. Die Schatten gehorchen Euch. Das ist gut.«
Sapius ließ sich überzeugen und stimmte zu, obwohl es ihm überhaupt nicht gefiel, sich noch ein weiteres Mal in der Welt des Todeshändlers zu bewegen. Tarratar kritzelte einige Zeilen in die Seiten, klappte das Buch wieder zu und warf es Sapius zu. Der Magier wurde von dem Wurf überrascht, fing es jedoch gerade noch auf, bevor es auf den Boden fallen konnte. Tarratar sprang von den Kisten herab und baute sich dicht vor Sapius auf. Der Blick des Narren war ernst und durchdringend.
»Guter Fang«, meinte Tarratar, »das Buch gehört Euch. Passt dieses Mal besser darauf auf und verliert es nicht wieder. Meine Aufgabe hier ist vorerst erledigt. Die Pflichten des ersten Wächters rufen mich nach Eisbergen. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Wir sehen uns bald wieder, Sapius. Enttäuscht mich nicht!«
Mit diesen Worten drehte sich der Narr im Kreis und verschwand. Wenig später erschien Jafdabh in der Kammer, als wäre er niemals weg gewesen. Die Vision des Todeshändlers hatte sich erneuert. Die Tür zur Kammer stand offen.
»Wisst Ihr wo ich Thezael finde?«, fragte Sapius.
»Tja … oh … Thezael … hm … das ist nicht schwer. Ich habe ihn in der Kloake anbinden lassen. Dort soll er verrotten. Die Krebse und Ratten sollen sich an seinem Fleisch laben.«
»Jafdabh! Ich will nicht wissen, wo er sich in Eurem Traum aufhält. Dort kann ich nichts gegen ihn ausrichten.«
»Tja … ach so? Träume oder wache ich? Nun, wenn er nicht in der Kloake von Tut-El-Baya ist, dann trefft Ihr ihn für gewöhnlich im Kristallpalast. Sucht in den Folterkammern der Praister nach ihm. Er liebt es, andere Geschöpfe zu quälen. Dort werdet Ihr ihn bestimmt finden, solltet Ihr es bis dahin schaffen.«
»Weshalb sollte ich es nicht bis in die Folterkammern schaffen?«, wollte Sapius wissen.
»Tja … bedauerlich … ich vermute, die Vision wird höchstens so lange
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