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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Treffer einsetzen musste. Und auch die Stürze Chromlions waren kontrolliert. Madhrab hatte den Eindruck, dass Chromlion seinen Körper besser beherrschte als früher. Madhrab befürchtete, Chromlion würde eine Schau für die Schatten abziehen und den Kampf in seinem Sinne gestalten. Vielleicht wollte er Unterlegenheit vorspielen, Madhrab in Sicherheit wiegen und danach umso überraschender zuschlagen. Madhrab musste das Spiel mitspielen und auf der Hut sein. Er kannte Chromlions Verschlagenheit nur zu gut. Aber er war sich auch sicher, er würde eine Schwäche finden.
    Chromlion näherte sich dieses Mal langsamer. Er nahm eine geduckte Haltung ein und sah aus, als wollte er den Bewahrer durch seine Bewegungen und Blicke hypnotisieren.
    Plötzlich stieß er blitzschnell wie eine Schlange vor. Madhrab, der seinen Gegner keinen Moment aus den Augen gelassen hatte, gelang es im letzten Augenblick, mit einem Seitwärtsschritt auszuweichen und seinen Feind mit einer Hand am Unterarm zu packen. Er drehte sich, nutzte das Gewicht und die Kraft seines Gegners für eine Hebelbewegung und schleuderte Chromlion über seinen Kopf hinweg zu Boden. Chromlion war überrascht von diesem Wurf und brauchte einen Moment, sich davon zu erholen. Madhrab setzte nicht nach. Noch war er nicht so weit. Er hatte noch nicht alles gesehen, was er aus den Bewegungen seines Gegners lernen wollte. Chromlion sprang wieder auf die Beine.
    »Du steckst noch immer voller Überraschungen«, grummelte Chromlion, »obwohl du längst tot bist, scheinst du nichts vergessen zu haben.«
    »Und du? Was hast du in den Schatten hinzugelernt?«, provozierte Madhrab seinen Feind.
    »Vieles! Aber eine Sache war besonders nützlich: in den Schatten zu töten. Wie tötest du etwas, das bereits tot ist? Du tötest einen Schatten, indem du jede Erinnerung an ihn auslöschst. Du nimmst ihm alles, was er jemals war, und vernichtest die Seele, damit sie niemals vom Nebel des Vergessens aufgenommen und nicht wieder erneuert werden kann. Das Nichts ist die Folge. Der Schatten hat nie existiert. Und genau das werde ich mit deiner Seele machen, Madhrab.«
    »Nur zu«, raunte Madhrab, »versuch es!«
    Chromlion wirbelte herum und griff mit wuchtigen Schlägen an. Die Schattenklinge traf wieder und wieder auf Madhrabs Schwert. Kleine Schatten versuchten, auf Madhrabs Schwert überzuspringen, fielen jedoch beim nächsten Aufprall wieder ab und vergingen im Sand.
    Madhrab wurde zurückgedrängt, wehrte jedoch jeden Schwerthieb seines Gegners ab. Er hatte keine Mühe damit. Chromlions Schläge waren vorhersehbar und folgten einem gleichbleibenden Ablauf.
    »Chromlion will mich müde machen und zermürben«
, dachte Madhrab bei sich,
»vielleicht hat er doch nicht so viel gelernt.«
    Madhrab stellte die Rückwärtsbewegung plötzlich ein und stemmte sich mit seiner Klinge gegen die nächsten beiden Schläge, um nun seinerseits mit dem Angriff zu beginnen. Er hatte genug gesehen. Dunkle Funken stoben durch die Arena, als Madhrab auf seinen Gegner eindrosch. Chromlion nahm eine geduckte Haltung ein und hielt das Schattenschwert schützend über seinem Kopf.
    Der Bewahrer des Nordens täuschte einen frontalen Vorstoß an, brach jedoch ab, drehte sich zur Seite und stieß zu. Das Schwert bohrte sich in Chromlions Flanke unterhalb der Rippen. Chromlion heulte auf und mit ihm die Zuschauer auf den Rängen. Aus der Wunde floß dunkles Blut, das sich in Nebelschwaden auflöste.
    »Du verdammter Mistkerl!«, schrie Chromlion. »Jetzt ist Schluss mit der Spielerei. Kämpfen wir richtig!«
    Chromlion presste die Hand auf die Wunde und stoppte die Blutung. Die Wunde schloss sich vor den Augen Madhrabs. Schon im nächsten Augenblick griff Chromlion wieder an. Doch dieses Mal waren seine Schläge präzise und undurchschaubar. Er war schnell und ungeheuer stark. Madhrab spürte sofort, dass die Lage für ihn bedrohlich wurde. Chromlion hatte ihn über seine wahren Fähigkeiten getäuscht. Madhrab musste sich steigern und sein ganzes Können aufbieten, um den Angriffen seines Feindes standzuhalten. Er wehrte sich verbissen, parierte Schlag um Schlag.
    Doch plötzlich traf Chromlion den Bewahrer am Arm. Eine kleine, scheinbar harmlose Schnittwunde nur. Doch die Wunden der Schattenklinge waren verheerend. Sofort sprangen winzige Schatten auf die Wunde und fraßen sich ins tote Fleisch des Bewahrers. Die Schmerzen waren unerträglich. Madhrab fauchte und schrie. Die Wunde wurde größer und

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