Kryson 06 - Tag und Nacht
anhalten, bis Ihr im Palast angekommen seid. Thezael ist nicht allein. Es gibt Diener, Wachen, Praister und die Schatten der Toten. Sie werden Euch nicht wohlgesonnen sein und Euch nicht freiwillig zu ihm vorlassen.«
»Danke«, meinte Sapius, »dann muss ich mich eben zu ihm durchkämpfen. Die Kojos mögen mir beistehen. Aber ich verlasse mich lieber auf meine Macht. Lebt wohl, Jafdabh. Ich sollte mich besser beeilen.«
»Ich komme mit Euch«, sagte Nachika, sprang sofort an Sapius’ Seite und packte seinen Arm.
»Das ist keine gute Idee«, meinte Sapius, »ich möchte nicht, dass Ihr in Gefahr geratet. Ihr wärt mir keine Hilfe gegen Thezael.«
»Aber ich könnte Euch Gesellschaft leisten, Euch aufmuntern. Ihr seid mein Held und werdet mich bestimmt vor den Praistern beschützen.«
»Nein«, lehnte Sapius ab, »Ihr bleibt bei Jafdabh. Sollte ich erfolgreich sein, seid Ihr bei ihm sicher.«
»Und wenn nicht?« Nachika blickte Sapius mit ihrem schönsten Schmollmund traurig an.
»Nun … ähm … also, daran wollen wir erst gar nicht denken«, meinte der Magier irritiert, der froh war, Nachika endlich loszuwerden.
Nachika akzeptierte schweren Herzens. Bevor sie den Magier gehen ließ, zog sie ihn fest an sich und umarmte ihn. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hauchte in sein Ohr: »Wir sehen uns doch wieder, nicht wahr? Das müsst Ihr mir versprechen. Meine Tür steht immer für Euch offen. Ich warte auf Euch, Sapius.«
»Nachika, bitte. Ihr gefallt mir und ich mag Euch. Ihr seid eine schöne und begehrenswerte Frau. Ihr werdet gewiss bald einen jungen Mann finden, der Euch ganz alleine gehört. Aber ich habe eine Familie, die auf mich wartet.«
»Das macht doch nichts«, seufzte Nachika, »Ihr seid ein Held und könnt viele Frauen und Kinder haben, auch mit mir. Ich störe mich nicht daran.«
»Ich habe verstanden. Aber ich muss jetzt gehen«, lächelte Sapius verlegen und schob die junge Frau sanft von sich, »vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Bis dahin, lebt wohl.«
Sapius verließ die Schatzkammer und Jafdabhs Haus gut gerüstet. Der Weg zum Kristallpalast war nicht weit. Als der Magier die Terrassen des Palastgartens gerade Ebene für Ebene erklommen hatte und durch einen Nebeneingang eintreten wollte, merkte er, dass er sich wieder in der Wirklichkeit befand. Er tastete nach dem Buch, das er sich erneut an die Brust gebunden hatte. Sapius atmete hörbar erleichtert auf. Es war noch da. Das Buch der Macht. Dies war das letzte Mal, dass Jafdabhs Vision gewirkt und alles durcheinandergebracht hatte. Sapius wusste, er musste sich beeilen. Thezael würde keinen Augenblick zögern, die Schatten zu rufen.
Alte Feinde
W as geht auf Ell vor sich?«, fragte Madhrab verblüfft.
»Keine Ahnung«, antwortete Warrhard.
»Gewiss hat der Praister noch eine alte Rechnung mit dem Todeshändler offen«, nahm Corusal an. »Sie scheinen gegeneinander zu kämpfen, mit allem, was sie aufzubieten haben. Mal gewinnt der Praister mit unserer Hilfe die Oberhand, mal der Todeshändler mit seinen Mitteln, was auch immer diese sein mögen.«
»In nur wenigen Sardas hat sich alles verändert. Der Kanal. Die Stadt. Der Ort, an dem Thezael uns zu sich rief. Er verlor seine Macht über die Schatten. So schrecklich ich den Praister auch finde, die Veränderung war furchterregend. Hast du denn keine Erklärung dafür, Corusal?«, hakte Madhrab nach.
»Vielleicht … aber je länger ich darüber nachdenke … sie scheint mir doch eher unwahrscheinlich«, grübelte Corusal.
»Sprich!« Madhrab wurde ungeduldig.
»Das Buch der Macht«, sagte Corusal, »sollte es das Buch tatsächlich geben, wurde es gefunden, und befindet es sich in Jafdabhs Besitz, könnte es eine solche Veränderung hervorrufen, so der Todeshändler es denn versteht, damit umzugehen. Ich kannte ihn zu Lebzeiten. Er ist reich und kennt Mittel und Wege, wie er ein solch mächtiges Artefakt einsetzen muss. Vielleicht lässt er sich dabei helfen, sollte es ihm an magischem Geschick fehlen.«
»Wer würde Jafdabh bei einem solchen Vorhaben unterstützen?«, fragte Madhrab. »Er greift in die Schöpfung ein. Das ist gefährlich.«
»Gewiss, das ist es«, stimmte Corusal zu, »aber ich glaube, es gibt genügend Wahnsinnige mit magischer Begabung, die ihm zur Seite stehen würden, wenn sie nur die Gelegenheit erhalten, ihre Macht zu erproben und einen Blick in das Buch zu werfen.Die Macht, die in der Lage ist, die Schöpfung selbst infrage zu
Weitere Kostenlose Bücher