Kryson 06 - Tag und Nacht
stellen, ist überaus verführerisch. Wer von ihr kostet, steht den Kojos gleich.«
»Denkt er jedenfalls. Aber was sollen wir tun?« Madhrab klang verunsichert. »Thezaels Ruf folgen und Jafdabh zu ihm bringen?«
»Sollte Thezael das verlangen und uns erneut nach Ell rufen, werden wir seinen Befehl ausführen müssen«, meinte Corusal, »bis dahin können wir in dieser Sache nichts unternehmen und sind an das Reich der Schatten gebunden. Sobald sich das Portal wieder für uns öffnet, werden wir Jafdabh suchen. Vielleicht hat das auch sein Gutes, so falsch sich die Befehle Thezaels auch anfühlen mögen. Das Gleichgewicht trägt zuweilen merkwürdige Züge. Wir sollten jetzt aber keine Zeit verlieren. Eine andere Aufgabe wartet auf dich, Madhrab. Wir waren auf dem Weg in die Arena. Bevor uns Thezael erneut nach Ell ruft, sollten wir den Weg in den Nebel des Vergessens freigekämpft haben.«
»Wir?«
»Nun … ähm … du natürlich«, verzog Corusal das Gesicht zu einer mitleidigen Grimasse, »aber wir wollen dich nach Kräften unterstützen und dich anfeuern. Die meisten Schatten beten für deinen Sieg.«
»Wie beruhigend, dann kann ich wohl nicht scheitern.«
Der Weg in die Arena war nicht weit, dennoch kam er Madhrab lang vor. Sie zogen an Kammern vorbei, in denen Schatten hausten. Wie lange waren sie schon hier und warteten auf ihre Erlösung im Nebel des Vergessens? Es reichte nur für kurze Blicke in die Kammern. Manchmal bekam er ein wohlwollendes Nicken zurück, als ob die Schatten einen alten Freund erkannt hätten. Von anderen jedoch vernahm er ein Fauchen und bösartiges Zischen, das wenig erfreut klang. Nein, dies war nicht seine Welt. Madhrab war geduldet, aber nicht willkommen. Hier gehörte er nicht her.
Madhrab kam das Reich der Schatten unwirklich vor, grau und düster wie ein Traum. Ein Albtraum. Er wusste, es würde kein Erwachen geben. Er war tot, wie die Schatten um ihn herum. Es war absurd. Wofür hatte er gelebt und für was war er gestorben? Warum musste er erneut zum Kampf antreten? Wann würde das Leid ein Ende nehmen? Er hatte genug getan und wollte seinen Frieden. Madhrab nahm sich vor, so schnell wie möglich aus dem Reich der Schatten zu entkommen. Elischa. Würde er sie eines Tages wiedersehen? Das war eine Hoffnung, auch wenn sie nur schwach war. Dafür lohnte es sich zu kämpfen.
Die Arena war größer, als Madhrab angenommen hatte. Ein mulmiges Gefühl überkam ihn, als er den sandigen Boden betrat und sich umblickte. Die Ränge rundherum waren bis weit in die Höhe angefüllt mit Schatten, die ungeduldig auf ihren Befreier zu warten schienen. Oder waren sie nur gekommen, um den Kampf zu sehen und sich an der Gewalt zu ergötzen? War dies bloß eine willkommene Abwechslung im tristen Grau des Alltags im Reich der Schatten? Die Schatten flüsterten, zischten und raunten, als er sich langsam Richtung Mitte bewegte. Warrhard begleitete ihn auf dem Weg, während sich Corusal und die anderen einen Platz unter den Zuschauern suchten. Chromlion war nirgends zu sehen. Aber Madhrab erkannte ein großes Tor am Ende der Arena.
»Ist es das?«, fragte Madhrab und deutete mit dem Kopf in Richtung Tor.
»Ja«, antwortete Warrhard, »das ist das Tor in den Nebel des Vergessens. Der einzige Zugang, der uns von den Erinnerungen erlöst und uns den Frieden gibt, den wir verdient haben.«
»Chromlion bewacht es nicht. Warum gehen wir nicht einfach hin, öffnen es und ihr alle geht hindurch«, schlug Madhrab vor.
»Chromlion ist da, das könnt Ihr mir glauben. Kämen wir dem Tor auch nur einen Schritt zu nahe, wäre er sofort zur Stelle«, meinte Warrhard.
»Gut … dann … was schlagt Ihr vor? Soll ich ihn rufen, damit wir mit dem Kampf beginnen?«
»Nur Geduld. Er weiß, dass Ihr da seid. Er wird kommen. Aber täuscht Euch nicht. Er ist nicht mehr derselbe, seit Ihr ihn getötet habt«, warnte Warrhard seinen Freund. »Ihr müsst auf das Schattenschwert achten. Eine mächtige Waffe. Solltet Ihr Euch an der Klinge verletzen, wird Euch das schwer zusetzen. Ich kann Euch nur den Rat geben, Euch nicht treffen zu lassen. Weicht seinen Schlägen lieber aus und zermürbt Euren Gegner. Ich habe zwar eine Waffe für Euch, mit der Ihr Chromlion bezwingen könnt, aber leider kein Schattenschwert. Es ist ein wirklich gutes Schwert. Ihr werdet es mögen. Ausbalanciert, und die Klinge ist scharf genug, selbst einen Schatten zu schneiden. Was ist eigentlich aus Eurem Blutschwert Solatar
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