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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Königin.« Murhab verbeugte sich tief.
    »So ist es gut«, zwinkerte ihm die Königin zu. »Du kennst mich nicht? Das ist interessant. Ich bin Saykara, die Königin der Nno-bei-Maya. Du befindest dich in meinem Palast, der viel mehr einem Tempel als einem Palast gleicht, mitten in der schönen Stadt Zehyr, dem ersten und einzigen Sitz der Nno-bei-Maya auf der Insel Kartak im Südosten Ells.«
    »Ich danke Euch für die ausführliche Information, meine Königin. Das ist sehr großzügig von Euch.«
    »Du musst mir nicht schönreden, Todsänger«, meinte Saykara, »erzähl mir, warum und wie du mit den Schatten aus ihrem Reich gekommen bist. Ich habe die Schatten zu mir gerufen und das Portal geöffnet. Einen Todsänger hatte ich dabei allerdings nicht erwartet.«
    Murhab verbeugte sich, ließ die Königin aber keinen Moment aus den Augen.
    »Ich suche eine verlorene Seele in den Schatten«, begann Murhab. »Nalkaar, der erste Todsänger, schickt mich. Er öffnete das Portal, durch das ich in das Reich der Toten gelangte.«
    »Ein Todsänger auf der Suche nach einer Seele«, unterbrach ihn die Königin, »und das soll ich dir glauben? Was willst du mit der Seele anfangen? Wirst du sie fressen, sobald du sie gefunden hast? Es gibt viele verlorene Seelen in den Schatten. Du könntest ein Festmahl abhalten.«
    »Nicht in den Schatten, meine Königin«, fuhr Madhrab fort, »wir entreißen den Lebenden die Seelen und nähren uns davon, das ist wahr. Aber im Reich der Schatten geht das nicht. Nalkaar ist allerdings in der Lage, die Schatten zu befehligen. Er beherrscht die Kunst der Schattenbeschwörung.«
    »Genau wie ich«, meinte Saykara. »Über fünftausend Sonnenwenden war ich mit meinem Volk ins Reich der Schatten verbannt. Wir mussten uns vor dem Nebel des Vergessens verbergen, sonst wären wir nie wieder zurückgekehrt. Aber ich habe in den Schatten viel gelernt. Nicht nur, wie ich über sie gebieten kann. Erzähl mir, wen du suchst.«
    »Einen Flötenspieler. Sein Name ist Madsick. Er ist nicht tot. Sein Körper lebt noch auf Ell. Die Schatten haben den Geist des Musikanten entführt.«
    »Interessant. Weißt du, weshalb sie ihn entführt haben?«
    »Nein«, gab Murhab zu, »aber ich glaube, dass sie es wegen seiner einzigartigen Fähigkeit taten. Die Schatten tanzen nach seiner Musik. Sie wollten seiner schon lange habhaft werden. Wieder und wieder hatten sie versucht, ihn zu sich in ihr Reich zu holen. Aber Nalkaar beschützte ihn. Doch zuletzt war alles anders. Die Schatten waren zornig. Sie widersetzten sich Nalkaars Befehlen und nahmen den Geist Madsicks mit sich.«
    »Möchtest du wissen, warum sie zornig waren?«
    »Ich glaube, ich weiß es bereits«, meinte Murhab. »Der Weg in den Nebel des Vergessens war versperrt. Es gab einen Kampf, den der Torwächter allerdings verlor. Im Augenblick dürften die Schatten wieder besänftigt sein.«
    Die Königin lehnte sich kalt lächelnd auf ihrem Thron zurück und schlug die Beine aufreizend übereinander.
    »Chromlion hat versagt«, sagte sie leise, »das dachte ich mir schon. Er war nicht stark genug, obwohl ich ihm viel Macht verliehen habe. Ich habe ihn geschickt, das Tor zu bewachen.«
    »Aber wozu?«, wollte Murhab wissen.
    »Einer meiner Krieger musste zurückbleiben, als wir befreit wurden«, erklärte Saykara, »sein Name ist Gahaad. Er ist der erste Krieger meines Volkes. Ihm gehört die Gabe des Kriegers. Ein Geschenk der Kojos für einen außergewöhnlichen und mächtigen Mann. Die Orden der Sonnenreiter und Orna beziehen ihre Macht von jeher aus seinem Herzen und seinem Gehirn. Aber sie werden dafür bezahlen. Gahaad wird zurückkehren, sobald ich die steinernen Artefakte wieder in seine Statue setze. In den Schatten ist es gefährlich und Gahaad ist, wie wir alle, durch das Tor zum Nebel des Vergessens gegangen. Dort verbirgt er sich in den tiefer gelegenen Ebenen. Alleine wird er dem Nebel auf Dauer nicht widerstehen und irgendwann verloren gehen. Je mehr Schatten durch das Tor gehen, desto stärker und mächtiger wird der Nebel. Schneiden wir ihm hingegen den Nachschub an Seelen ab, wird er schwächer und schwächer. Der Nebel ist dann mit sich selbst beschäftigt und achtet darauf, nicht zu viel von seiner Dichte zu verlieren. Er zieht sich so lange zurück, bis er wieder mit frischen Seelen genährt wird. Indem ich das Tor bewachen und schließlich versperren ließ, habe ich Gahaad geholfen, seinen Verstand und seine Erinnerungen zu behalten. Er

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