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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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kann und wird zu uns zurückkommen.«
    »Ich verstehe«, nickte Murhab.
    »Wirklich? Dann hast du bestimmt erraten, was ich von dir erwarte?«
    Murhab sah die Königin verständnislos an und schüttelte den Kopf. Er hatte überhaupt nichts verstanden.
    »Du siehst wie ein tapferer Mann aus«, schmeichelte Saykara dem Todsänger, »du fürchtest dich nicht vor den Schatten.«
    »Ich bin ein Todsänger«, bemerkte Murhab.
    »Was warst du vor deinen Studien des Totengesangs?«
    »Ein Seemann, meine Königin. Und ich darf mit Recht behaupten, dass ich ein sehr guter Kapitän war.«
    »Ich könnte einen wie dich in meinen Reihen gebrauchen«, lächelte Saykara.
    »Ich diene Nalkaar. Er besitzt meine Seele.«
    »Ich weiß, aber vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Wobei?«
    »Mithilfe der Kristalle, meiner Zauberkraft und meiner Herrschaft über die Schatten bin ich in der Lage, den Fluch des Todsängers von dir zu nehmen. Du könntest eine Seele zurückerhalten und wieder ein normales Leben führen. Das ist mein Angebot.«
    »Was verlangt Ihr dafür?«
    »Du gehst zurück in das Reich der Schatten und verriegelst das Tor zum Nebel des Vergessens, nachdem du selbst hindurchgegangen bist. Kein Schatten darf dir dorthin folgen, solange du Gahaad noch nicht gefunden und zurückgebracht hast. Du wirst ihn suchen und vor dem Nebel beschützen. Bringst du ihn unversehrt zurück – du wirst wissen, wann der Augenblick gekommen ist –, nehme ich den Fluch von dir und unterstelle dir eines meiner Sturmschiffe mit einer hervorragenden und erfahrenen Besatzung. Du wirst der erste Kapitän der Nno-bei-Maya sein.«
    »Das ist sehr verlockend, meine Königin. Aber was wird aus Madsick und Nalkaar? Der Todsänger steht mit mir in einer gedanklichen Verbindung. Er würde bald merken, dass ich ihn hintergehe.«
    »Der erste Todsänger kommt auch ohne dich gut zurecht. Du machst dir zu viele Gedanken um ihn. Wie soll er sehen, was du siehst, während du deine Gedanken verdrängst, einen Schutzwall gegen ihn aufbaust und ihn aus deinem Gehirn wirfst? Hast du deine Aufgabe abgeschlossen, wirst du ihn nicht mehr brauchen. Wenn ich dir jedoch einen Rat geben darf, dann achtest du im Reich der Schatten auf die Klänge einer Flöte. Sie werden dich zu deinem Musikanten führen. Die Schatten tanzen im Takt seiner Musik. Das haben sie mir gerade erzählt. Daran kannst du erkennen, dass dein Freund nah ist.«
    »Und wenn ich mich weigere, Euren Krieger zu beschützen? Nalkaar hat Macht über mich. Er besitzt meine Seele.«
    »Dann bleibst du Nalkaars Diener und kannst meinetwegen im Reich der Schatten vergehen. Niemand wird sich mehr an dich und den Flötenspieler erinnern, sollte ich Gahaad befehlen, den Geist des Musikanten und dich zu vernichten.«
    Murhab musste nachdenken. Der Verrat an Nalkaar konnte ihn in die Flammen der Pein bringen. Hätte Saykara Murhab irgendetwas anderes versprochen, er hätte abgelehnt. Weder zu seinen Zeiten als Kapitän noch als Todsänger war er bestechlich. Aber dieses Angebot war zu verlockend – Saykara hatte ihn offenbar durchschaut. Die Aussicht darauf, wieder ein Schiff zu führen, machte Murhab die Entscheidung leicht. Was hatte er schon zu verlieren? Ein untotes Dasein an der Seite eines Todsängers? Das war nichts, woran dem Kapitän gelegen war. Er hatte nie aufgehört, von der Seefahrt zu träumen. Nicht einmal, als ihn Nalkaar in einen Todsänger verwandelt und seine Seele gefressen hatte.
    »Ich nehme Euer Angebot an«, sagte Murhab.
    »Du bist ein guter Mann«, lächelte ihm Saykara wohlwollend zu. »Ich lasse das Portal in das Reich der Schatten für dich offen. Aber bevor du gehst, sollst du noch ein Geschenk bekommen.«
    Saykara schnippte mit den Fingern. Ein Maya-Krieger trat hinter dem Thron vor und beugte sich zu seiner Königin herab. Sie umfasste seinen Kopf beinahe zärtlich mit dem Arm, drehte ihn zu sich, küsste ihn auf die Wange und flüsterte dem Krieger einige Worte ins Ohr, woraufhin dieser lächelnd nickte und sich entfernte. Wenig später kam er zurück und hielt einen blau schimmernden, halb sichtdurchlässigen Helm in der Hand. Der Krieger kam auf Murhab zu und hielt ihm den Helm entgegen.
    »Nimm den Helm und trage ihn«, riet die Königin, »das ist ein Kristallhelm. Er ist magisch. Solange du ihn trägst, ist niemand in der Lage, mit dir Verbindung aufzunehmen, in deine Gedanken einzudringen, durch deine Augen zu sehen oder dich gar zu steuern. Nalkaar wird denken, er hätte

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