Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
erfahren. Wir kennen Gifte, von denen Ihr nicht einmal wagt, sie Euch vorzustellen.«
    »Ihr macht mir Angst, Schwester«, sagte Sapius.
    »Gut, dann habe ich mein Ziel erreicht«, antwortete die Orna. Bitte … hier entlang!«
    Die Orna führte den Magier durch den Haupteingang des Hauses der heiligen Mutter. Sie gingen den Flur entlang und kamen zu einer Treppe, die nach oben führte. Sapius hinkte der Ordensschwester hinterher, die einen forschen Schritt vorlegte. Er hatte Mühe nachzukommen. Unterwegs erntete er immer wieder neugierige Blicke anderer Orna, die ihn musterten und anschließend kurz miteinander tuschelten. Gewiss fragten sie sich, was der Magier im Haus der heiligen Mutter wollte, nahm Sapius an. Er hoffte nur, dass sie ihn nicht in Verbindung mit dem Todesfall brachten, für den sie die Bestattungszeremonie vorbereiteten. Die Ordensschwester führte den Magier in eine geräumige Kammer mit einem großen Tisch und mehreren Stühlen. Sie bot ihm einen Stuhl an und versprach, ihn mit Getränken und Speisen zu versorgen, während er auf Elischa wartete. Wenig später standen Käse, Kräuter, Zwiebeln, Trockenfleisch und Brot vor ihm auf dem Tisch. Dazu reichten die Orna einen Krug Wasser und Wein. Sapius konnte sich über die Gastfreundschaft der Ordensschwestern nicht beklagen. Sapius war hungrig und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Aus irgendeinem Grund zögerte er jedoch zuzugreifen.
    »Esst und trinkt nur«, forderte ihn die Ordensschwester auf, »die heilige Mutter wird noch etwas Zeit brauchen. Keine Sorge. Wir haben weder die Speisen noch den Wein und das Wasser vergiftet. Ihr könnt beruhigt zugreifen.«
    »Ich danke Euch«, sagte Sapius, »ich möchte mich noch einmal bei Euch für meine Unhöflichkeit entschuldigen.«
    »Schon vergessen«, nickte die Ordensschwester. »Ich habe zu tun und werde Euch jetzt allein lassen. Lasst es Euch schmecken. Die heilige Mutter wird bald bei Euch sein.«
    Die Orna eilte aus der Kammer und zog die Tür hinter sich zu. Elischa ließ auf sich warten. Sapius hing seinen Gedanken nach, während er aß und den zu seiner Überraschung ausgezeichneten Wein trank. Der Magier wurde schließlich müde und schlief ein.
    Sapius träumte einen schrecklichen Traum. Er war verzweifelt und völlig erschöpft. Nicht mehr lange und er würde die Besinnung verlieren.
    »Ich muss aufwachen
«, dachte er bei sich.
    Aber er wachte nicht auf. Seine Kleidung hing ihm in Fetzen vom Leib. Er blutete aus zahlreichen Wunden und war von Kopf bis Fuß mit Ruß überzogen. Sapius kniete auf verbrannter Erde und weinte. Er hielt das Buch der Macht fest an seine Brust gepresst. Seine Hände waren verkrampft. Um ihn herum war alles karg und schwarz verkohlt. In einiger Entfernung brannten zahlreiche Feuer. Der Himmel über ihm war von dunklen Wolken und Rauch verhangen. Instinktiv wusste er, dass außer ihm niemand die Katastrophe überlebt hatte. Alles war zerstört. Freunde und Gefährten waren gefallen. Es gab keine Hoffnung mehr. Sapius versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern, aber sein Kopf war wie vernebelt. Er wusste nicht mehr, wie es zu diesem Ende gekommen war. Feuer, Rauch und Schreie. Blut und Tränen. Tosender Lärm. Das war das Einzige, an das er sich noch erinnern konnte. Er überlegte krampfhaft. Ein Krieg? Eine Naturkatastrophe oder beides zusammen?
    Ein Schuldgefühl überkam ihn. Was hatte er damit zu tun? War er die Ursache für den Tod alles Lebens und des Endes aller Hoffnungen? Hatte er die Zerstörung über Ell gebracht?
    Sapius musste weg von diesem grauenhaften, trostlosen Ort. Es war furchtbar heiß. Der Schweiß rann ihm in Strömen über die Stirn und den Rücken. Sapius zwang sich aufzustehen und einige Schritte zu gehen. Er sah sich um. Tod und Verderben, wohin er auch sah. Er stand am Rand eines hohen Kraters. Hinter ihm, im Inneren des Kraters, brodelte und zischte heiße Lava.
    »Ein Vulkan«
, ging es dem Magier durch den Kopf,
»ich stehe auf einem Vulkan.«
    Unzählige Kadaver türmten sich zu seinen Füßen, die Hänge des Vulkans hinauf. Die Kadaver der Gefallenen, die verzweifelt um ihr Überleben gekämpft hatten.
    »Ah … Sapius.« Eine Stimme sprach zu ihm.
    Sapius drehte sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Er kannte die Stimme, die einer Frau gehörte.
    »Was … wer …?«, stammelte Sapius.
    Er fühlte, wie ihn jemand sanft an der Schulter rüttelte. Sapius schreckte hoch und wachte auf. Der Traum war verflogen.
    Die heilige

Weitere Kostenlose Bücher