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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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»auch wenn ich nicht gerne an diese Zeit erinnert werde.«
    »Sie sagte, die Saijkalrae seien hinter Euch her.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, antwortete Sapius, »seit ich die Brüder verlassen habe, wollen sie mich gefangen nehmen. Aber ich entkam ihnen immer wieder. Und wenn sie mich nicht für meine Untreue bestrafen wollten, würden sie mich wegen des Buches verfolgen.«
    Sapius wusste nicht weiter. Das Gespräch mit Elischa war von Anfang an nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Sie saßen sich eine Weile schweigend gegenüber. Es herrschte eine bedrückende Stimmung zwischen dem Magier und der heiligen Mutter. Jedenfalls empfand Sapius das Schweigen als belastend. Tarratar verlangte einfach zu viel von ihm. Die Prüfung stellte ihn vor eine schier unlösbare Herausforderung. Wie hatte er ihm nur diese Bürde auferlegen können?
    »Wenn Ihr wirklich der Überzeugung seid, das Richtige zu tun und das Buch der Macht nur mit Hilfe der Artefakte zu gewinnen«, brach Elischa schließlich das Schweigen, »werdet Ihr mich töten müssen.«
    »Das will ich nicht!«, empörte sich Sapius. »Das … kann ich nicht.«
    »Ihr habt keine Wahl«, erwiderte Elischa.
    »Doch, die habe ich. Ich kann auf das Buch verzichten.«
    »Nein, das könnt Ihr nicht. Es wäre zu gefährlich, das Buch Tomal oder den magischen Brüdern zu überlassen. Ihr seid mit der Suche schon zu weit gegangen.«
    »Ich töte die Sonnenreiter und Bewahrer, bevor sie Euch und den Orna etwas antun«, schlug Sapius vor.
    »Das wird Euch nicht gelingen. Ihr mögt ein mächtiger Magier sein, aber die Bewahrer sind schnell, magisch begabt und stark. Ulljan gab ihnen die Kraft, Magie zu widerstehen. Sie würden Euch töten.«
    »Elischa … ich …«, Sapius fehlten die Worte, »ich werde Euch kein Haar krümmen.«
    »Seid Ihr ein Feigling?«, provozierte ihn Elischa.
    »Nein!«, empörte sich Sapius. »Aber …«
    »Ich werde nicht dabei zusehen, wie der Orden von den Bewahrern abgeschlachtet wird«, sagte Elischa. »Nehmt Euch meinetwegen, was Ihr braucht. Gegen meinen Willen. Ich will den Tod meiner Ordensschwestern und der Sonnenreiter nicht verantworten. Ich zeige Euch den Weg zu den Artefakten. Bevor Ihr sie aber an Euch nehmt, tötet mich, damit ich das Elend des Untergangs nicht mitansehen muss. Macht es schnell und schmerzlos. Ich werde mich nicht zur Wehr setzen.«
    Sapius erhob sich ruckartig auf steifen Beinen. Er räusperte sich und blickte nachdenklich auf Elischa herab.
    »Lasst uns gehen und die Artefakte holen«, schlug er plötzlich zu allem entschlossen vor.
    »Jetzt? Sofort?«, fragte Elischa. »Ist es wirklich so eilig? Sollten wir nicht die Ordensschwestern zuvor darauf einstimmen und die Bestattungszeremonie abhalten? Ich habe mir solche Mühe gegeben, Ayale ein friedliches Aussehen zu verleihen.«
    »Meinetwegen«, gab Sapius nach und bereute es sofort wieder, weil es ihn in seiner Entscheidung wieder ins Wanken brachte, »wir warten bis nach der Zeremonie. Ich schlage allerdings vor, dass Ihr die Schwestern nicht über das bevorstehende Ende des Ordens in Kenntnis setzt. Ihr Verhalten ist nicht vorhersehbar, sollten sie erfahren, welches Schicksal sie bald erwartet.«
    »Sie haben ein Recht darauf«, beharrte Elischa auf ihrem Vorschlag.
    »Das mag sein«, antwortete Sapius, »aber wenn ich Euch richtig verstanden habe, können sie das Ende ohnehin nicht abwenden. Es spielt also keine Rolle, ob sie sich verstecken, fliehen oder im Ordenshaus bleiben und weiter ihrer Arbeit nachgehen. Früher oder später werden sie erschlagen.«
    »Eher früher als später«, nickte Elischa.
    Plötzlich hielt Sapius inne und lauschte. Er wurde leichenblass. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Das panische Schreien des Flugdrachen klang in seinem Kopf und hallte nach. Schreie und Kreischen, das dem Magier durch Mark und Bein ging. Haffak Gas Vadar war in Gefahr.
    Der Drache hatte Angst. Sapius konnte die Furcht mit jeder Faser seines Körpers spüren, als würde er selbst das Grauen unmittelbar vor sich sehen, das den Drachen gepackt hatte. Natürlich konnte er es nicht sehen, aber er fühlte es. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Der Magier atmete schwer. Er musste sich auf seinen Stab stützen, um nicht zu stürzen.
    »Bei den Kojos …«, keuchte Sapius.
    »Was ist mit Euch?«, fragte Elischa besorgt.
    »Seid ruhig!« Sapius hob abwehrend die Hand. »Gefahr droht. Der Drache

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