Kubu und der Tote in der Wueste
würde es dem Detective sagen. Er würde Andries dazu bringen, die Versammlung zu verbieten. Er würde dafür sorgen, dass Tshuduku seinen Job verlor, weil er ein Beweismittel unterschlagen hatte. Doch als sein Zorn verrauchte, wusste er, dass er nichts von alldem tun würde.
Kapitel 4
Kubu stolperte in sein Zelt, dicht gefolgt von dem Kellner, der ihm zwei weitere doppelte Steelworks brachte. Der Detective war erschöpft. Er war sechs Stunden in der Hitze und dem Staub unterwegs gewesen und hatte dazu eine Stunde lang die Leiche und ihre Umgebung erkundet. Er war auf Dünen geklettert und in der Sonne herumgelaufen, auf der Suche nach Indizien.
Als der Kellner die Krüge absetzte, bestellte Kubu gleich noch zwei. Er leerte die ersten beiden und ging unter die Dusche. Als er eine Viertelstunde später wieder herauskam, fühlte er sich schon besser, und beim Anblick der beiden Drinks hob sich seine Laune noch mehr. Das Abendessen hatte bereits begonnen, den seltsamen Lauten nach zu urteilen, die aus dem Haupthaus drangen. Es klang nach einem Kuduhorn, auf dem jemand blies wie auf einer Trompete. Er machte es sich auf einem der Stühle bequem, von denen aus er das Wasserloch überblickte, und entspannte sich. Das Abendessen konnte noch eine halbe Stunde warten. Er hatte sich eine Ruhepause verdient. Mit geschlossenenAugen atmete er tief ein, das warnende Grunzen des nahen Springbocks ignorierend. Hätte er hingesehen, hätte er einen Leoparden durch das Gras und über den kahlen Uferrand zu seinem Abendtrunk schleichen sehen können.
Eine halbe Stunde später erhob er sich und zog sich an: ein buntes Afrika-Hemd, Größe XXL, eine Khakihose, noch eine Nummer größer, und Sandalen dazu. Er prüfte das Resultat im Spiegel. Ein breites Gesicht sah ihn an, mit einem kultivierten, etwas strengen Ausdruck, der von Lachfältchen um die Augen gemildert wurde. Er hätte sich rasieren müssen und rieb seine vollen Wangen, aber das war ihm heute Abend egal. Das Hemd hatte keine Knöpfe, und er steckte es nicht in die Hose. So fiel es luftiger und ließ noch ein bisschen Platz um die Mitte.
Zufrieden machte er sich auf den Weg zum Restaurantbereich. Einige Gäste blickten sich nach dem stattlichen schwarzen Mann um, der sich zum Abendessen zu ihnen gesellte. Kubu war überzeugt, dass sich bereits herumgesprochen hatte, er sei ein Detective, der einen Mord untersuchte. Da weder Andries noch Ian anwesend waren, führte man ihn zu einem kleinen Tisch am Ende des Raumes, dicht neben der Küchentür.
Es war fast neun, als Kubu den Speisesaal verließ. Verächtlich hatte er die Mopanewurm-Vorspeise ausgeschlagen, die wohl nur als Attraktion für die Gäste gedacht war, aber das Springbock-Stew mit einheimischem Gemüse war ausgezeichnet gewesen. Offenbar war es eine Spezialität des Kochs, und Kubu hatte sich eine zweite Portion gegönnt, um diesen werten Herrn zu ehren. Jetzt trug er einen großen Brandy hinaus in die Lounge, den er zum Kaffee trinken wollte. Er war zwar im Dienst, aber .... Er hatte bereits über vierzehn Stunden gearbeitet und war noch längst nicht fertig. Er hatte eine kleine Belohnung verdient.
Auf dem Weg nach draußen begegnete Kubu Ian MacGregor, der sichtlich soeben aus der Dusche kam.
»Bist du gerade erst zurückgekommen?«, fragte Kubu.
»Ja, vor ungefähr einer halben Stunde«, antwortete Ian. »Und ich brauchte erst mal einen kleinen Scotch, um meine Nerven zu beruhigen. Alter Gauner! Lässt mich einfach mit diesem Rennfahrer Andries da stehen. Er wollte unbedingt den Landrover zurückfahren!« Sein Akzent war merklich stärker geworden. »Er war ganz schön sauer auf dich, weil du ihn so herumkommandiert hast. Und an mir und den Rangern hat er es ausgelassen.«
Kubu unterdrückte ein Grinsen. »Hast du alles bekommen, was du brauchtest? Irgendeine Ahnung, wann du deinen Bericht fertig haben könntest?«
»Wir haben ein bisschen mehr Zeit als geplant für das Sandsieben gebraucht, aber wir haben nichts gefunden. Komisch, diese fehlenden Zähne! Sie sind erst vor Kurzem ausgeschlagen worden, da bin ich mir sicher. Einige Wurzeln stecken noch im Kiefer. Es gibt noch ein paar andere Umgereimtheiten, aber ich will jetzt nicht spekulieren. Sieht aber tatsächlich nach einem Mord aus. Der Mann wurde vermutlich durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf getötet. Egal, deinen Bericht müsste ich übermorgen fertig haben.«
»Vielen Dank, Ian. Ich weiß deine gute Arbeit immer
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