Kühlfach betreten verboten
was sie tun solle.«
»Und wie erfuhr Dominic in der Eifel davon, dass Sibel und Yasemin sich treffen wollten?«
»Von Zeynep. Wir haben ihre Telefondaten gecheckt, sie hat Dominic per SMS informiert. Woher sie es wusste, ist nicht ganz klar, vermutlich beobachtete sie Yasemin in Dominics Auftrag.«
»Ob Zeynep wusste, dass sie Yasemins Todesurteil aussprach, als sie Dominic informierte?«, fragte Katrin.
Gregor schüttelte den Kopf. »Vermutlich nicht. Zeynep war nicht die Hellste – und so sehr in Dominic verknallt, dass sie ihm sicher nichts Schlechtes zutraute.«
»War Zeyneps Tod denn nun ein Unfall, Selbstmord oder Mord?«, fragte Martin.
Gregor zuckte die Schultern.
»Aber zumindest Mehmet ist unschuldig, oder?«, fragte Birgit.
»Er fühlt sich schuldig, aber nach Recht und Gesetz ist er es nicht. Er hatte mit seiner Schwester schon seit Jahren einen Deal. Eigentlich durfte Yasemin abends nicht allein unterwegs sein, aber Mehmet ließ ihr ihre Freiheit. Sie verabredeten sich für die Heimkehr, trafen sich an der Straßenecke und gingen gemeinsam die letzten zweihundert Meter nach Hause. Als Yasemin am Montagabend nicht auftauchte und nicht an ihr Handy ging, bekam er Angst. Er suchte sie die ganze Nacht, und als er sie nicht fand, ging er zum Kirchenasyl, das er von Mariam kannte. Er hatte übrigens vor seinem Vater genauso große Angst wie vor Dominic.«
»Dominic hat also Yasemin getötet, aber warum hat er Sibel entführt?«, fragte Birgit.
»Im Laufe des Dienstags rief Sibel mehrfach auf Yasemins Handy an, um sich für den Abend mit ihr zu verabreden. Dominic, der das Handy mitgenommen hatte, wusste nicht, wie viel Sibel schon wusste, und wollte verhindern, dass sie zur Polizei ging. Er wartete auf sie an der Schule, sah sie mit den Kindern wegfahren und hatte die Idee mit dem Unfall. Dummerweise überlebte sie, also nahm er sie mit.«
»Konnten die Kinder ihn eigentlich identifizieren?«, fragte Martin.
Natürlich, für Kinder interessierte er sich ja jetzt mehr als für alles andere auf der Welt.
Gregor lachte. »Das ist witzig. Das Mädchen sagte, dass der Entführer nach Kreide roch. Das hat uns ziemliches Kopfzerbrechen bereitet, bis wir in der Jugendherberge nachgefragt haben. Dort reibt man sich beim Klettern die Hände mit Kreide ein, damit man einen besseren Griff amSeil hat. Wir haben das Mädchen sogar einen Geruchstest machen lassen mit Schulkreide, Gips und Kletterkreide. Sie konnte die richtige Kreide herausriechen.«
Ich war stolz auf meine Zahnspange. Unter meiner Anleitung hatten die Bonsais richtig viel gelernt.
»Hätte er Sibel am Schluss laufen lassen?«, fragte Birgit leise.
»Das ist mir nicht ganz klar«, sagte Gregor seufzend. »Offenbar stand sein Abgang kurz bevor. Er hatte Visa für eine ganze Reihe von Ländern beantragt und ein Flugticket gekauft, mit dem er ein halbes Jahr lang rund um die ganze Welt fliegen konnte. Yasemins Verdacht kam einfach zwei Wochen zu früh. Aber statt direkt abzuhauen, wollte er wohl die fünfzigtausend Pillen noch verkaufen. Er brachte sein Auto in die Eifel, damit er trotz Klassenfahrt mobil war. Das war Pech für Yasemin, die sicher nicht zufällig die Woche seiner Abwesenheit genutzt hatte, um mit Sibel zu sprechen.«
»Der Kerl hat ziemliche Nerven, während eurer Ermittlungen seelenruhig hierzubleiben«, sagte Birgit.
Gregor nickte grimmig. Es konnte einem Bullen schon auf die Eier gehen, wenn der Bösewicht sich von den Ermittlungen offenbar in keiner Weise bedroht fühlte.
»Erst als Dominic Jenny am Dienstag in der Schule sah, glaubte er, wir seien ihm auf die Schliche gekommen. Er fuhr nach Hause, packte das Bargeld und die Kontonummern ein … den Rest kennt ihr ja.«
»Und was passiert mit Mariam?«, fragte Martin.
»Der Polizeipräsident hat eine Petition vorbereitet und landesweit an alle Polizeidienststellen geschickt. Viereinhalbtausend Unterschriften haben wir schon. Zusammen mit den Medienberichten über Dominics Festnahme, in denen Mariams Rolle ziemlich übertrieben dargestellt wurde, wird damit der Druck vermutlich ausreichen, um ihr einBleiberecht zu verschaffen. Was aber das grundsätzliche Problem nicht löst.«
Niclas hätte an dieser Stelle vermutlich ein Amtsenthebungsverfahren für die gesamte Kripo Köln gefordert. Gut, dass der Kerl mir nicht mehr auf den Sack ging.
Nach einer kurzen Schweigepause sagte Katrin: »Lasst uns doch mal über etwas Erfreulicheres reden. Habt ihr schon über
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