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Kühlfach vier

Titel: Kühlfach vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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nach dem Geschlechtsverkehr Haselnussgebäck gegessen, welches
     der Auslöser für den Allergieschock war.«
    »Geschützten oder ungeschützten Sex?«, fragte Yvonne.
    »Ungeschützt. Aber mit Gleitmittel, deshalb gehe ich davon aus, dass es ein Kunde war.«
    »Dumme Gans«, murmelte Yvonne. »Entschuldigung, man soll ja nichts Schlechtes über Verstorbene sagen. Aber sie wusste genau,
     wie gefährlich Sex ohne Gummi ist, und trotzdem hatte sie Kunden, bei denen sie darauf verzichtete. Ich habe ihr immer wieder
     gesagt …« Yvonne wischte sich über die Augen.
    »Sie war, äh, gesund«, sagte Martin. »Keine Geschlechtskrankheiten, kein Aids. Sie hat offenbar gewusst, bei wem sie auf das
     Kondom verzichten kann und bei wem nicht.«
    »Spuren von Fesseln?«, fragte Yvonne.
    »Keine«, sagte Martin. »Keine Gewaltanwendung, keine abartigen Praktiken, keine Drogen.«
    Sie rekapitulierte: »Wir suchen also jemanden, der ein außergewöhnliches Auto besitzt, ein Callgirl bestellt, mit |226| ihr ungeschützten Verkehr hat, keine abartigen Spielchen treibt und ihr Haselnussplätzchen gab, an denen sie starb.« »Richtig.«
    Wir ließen ihr Zeit zum Nachdenken, Martin trank seinen Kaffee aus und bestellte zwei neue.
    »Ich kann mich an Äußerungen über zwei Kunden erinnern, die infrage kämen«, sagte Yvonne, als der frische Kaffee vor ihr stand.
    Martin beugte sich gespannt vor.
    »Den einen nannte sie Dr. Seltsam …«
    »Sie gab ihren Kunden Spitznamen?«, fragte Martin verblüfft.
    Ich kicherte. Welchen Spitznamen Martin wohl bekommen hätte?
    »Na klar«, sagte Yvonne. »Ich wollte so viel wie möglich über die Wünsche ihrer Kunden wissen, aber sie wollte keine Namen
     nennen. Also mussten wir einen Weg finden, wie wir unkompliziert, aber diskret über die Männer reden konnten.«
    Martin nickte.
    »Also weiter im Text. Dr. Seltsam ist Unternehmer, irgendwas mit Stahl, glaube ich. Er besitzt mindestens vier schicke Autos,
     darunter Porsche und Jaguar. Er ist Witwer und hegt ein abgrundtiefes Misstrauen gegen Frauen, denen er unterstellt, dass
     sie nur an seinem Geld interessiert sind.«
    »Stimmt ja vermutlich auch«, warf ich ein, aber Martin reagierte nicht.
    »Er hat zwei erwachsene Töchter, die ihn immer wieder verkuppeln wollen, aber für sie spielt er den Mönch. Seine Triebe befriedigt
     er mit Callgirls, in den letzten zwei Jahren |227| ausschließlich mit Semira.« Sie dachte kurz nach. »Zumindest sagte er, dass er ausschließlich mit ihr Kontakt hatte.«
    »Ja,«, sagte Martin nachdenklich, »der käme wohl infrage. Lebt er in Köln?«
    »Ich glaube, ja.«
    Martin hatte inzwischen einen Stift und Zettel aus der Jackentasche gezogen und die wichtigsten Informationen notiert.
    »Den anderen nannte sie
il papa

    Martin schrieb
il papa
.
    »Er ist verheiratet, aber er erzählte Semira, dass seine Frau kalt und abweisend sei. Eigentlich lebt er außerhalb, aber er
     ist beruflich oft in Köln und unterhält deshalb hier eine kleine Wohnung.«
    »Was macht er beruflich?«, fragte Martin.
    Yvonne schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.«
    »Was wollte er von Semira?«, fragte Martin.
    Dumme Frage, dachte ich. Sex natürlich.
    »Wärme«, sagte Yvonne.
    Weiberquatsch, dachte ich.
    »Sex natürlich auch«, sagte sie.
    Na also!
    »Aber er wollte ein bisschen Sex und ansonsten viel Kuscheln. Wärme, die er bei seiner Frau nicht mehr bekam.«
    Warum erzählte der Mann so einen Schwachsinn?, fragte ich mich. Normale Männer müssen Frauen so einen Unsinn erzählen, damit
     die Weiber mit ihnen ins Bett hüpfen. Aber ein Callgirl hüpft sowieso, also wozu das Gesülze? »Woher nahm sie die Spitznamen?«,
     fragte Martin. »Warum hieß der eine Dr. Seltsam und der andere
il papa

    |228| Yvonne zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe sie auch gefragt, aber sie sagte, dass die Spitznamen schon passten,
     sie aber keine genaue Erklärung abgeben wolle, damit niemand die Identität der Männer erraten könne.« »Schade«, sagte ich.
     »Immerhin ist es genau das, was wir wollen.«
    Inzwischen war auch der Kaffeenachschub wieder leer und Yvonne gähnte so heftig, dass sie fast vom Stuhl gefallen wäre. Man
     tauschte die Telefonnummern aus, Martin zahlte, Yvonne entschied sich für ein Taxi nach Hause und auch wir gondelten gen Heimat.
     Martin fiel ins Bett und pennte neuneinhalb Stunden an einem Stück. Ich glotzte fern, bis ich das Programm nicht mehr ertragen
     konnte, und verzog mich dann in

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