Küss mich, bis der Sommer geht (Bianca) (German Edition)
ein bisschen Ölseife kann man die schnell wieder zum Glänzen bringen, dachte Emily. Und danach müsste man mal den Kühlschrank ordentlich abwischen. An der Spüle türmte sich das saubere Geschirr auf dem Abtropfgestell, im Becken wartete ein etwas kleinerer Stapel mit schmutzigen Sachen.
Sie warf einen Blick auf den magnetischen Notizblock an der Tür. Darauf standen allerdings bloß einige Telefonnummern, auch die von Luke Evans’ Schwestern Cait und Liz. Komisch, dachte Emily. Kennt er die denn nicht auswendig?
Insgesamt atmete das Haus eine Atmosphäre voller Erinnerungen an ein vielleicht einfaches, aber sehr glückliches Leben. „Sie haben ein wunderschönes Zuhause“, bemerkte sie, als sie wieder im Wohnzimmer angekommen waren. „Ein paar Handgriffe, und alles sieht hier wieder wie neu aus“
Luke räusperte sich und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Ich muss jetzt wieder in die Werkstatt, die Heupresse wartet“, sagte er. „Das gute Wetter hält sich bestimmt nicht mehr lange, und morgen kommen ein paar Hilfskräfte vorbei. Sie haben den Job, Ms Northcott.“
Emily grinste. „Danke, Mr Evans.“
„Dann würde ich Sie jetzt erst mal sich selbst überlassen, damit Sie schon mal Ihre Sachen auspacken können.“
„Das klingt gut. Welche Zimmer hatten Sie denn für uns vorgesehen?“
„Sam kann in eines der beiden kleineren ziehen“, schlug er vor. „In dem mit den rosafarbenen Wänden hat früher meine Schwester Liz gewohnt, das passt wahrscheinlich nicht so gut. Das andere ist zwar auch etwas mädchenhaft, aber es hat wenigstens keine Rosentapete an der Wand. Vielleicht nehmen Sie selbst das größere auf der anderen Seite.“ Damit meinte er offenbar das ehemalige Elternschlafzimmer.
„Ich weiß nicht, soll ich nicht lieber in das rosafarbene Zimmer ziehen? Das andere ist …“ Sie erinnerte sich an seinen Gesichtsausdruck, als er die Tür geöffnet hatte, traute sich aber nicht, ihn direkt darauf anzusprechen. „Das andere ist so groß“, schloss sie.
Luke wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Emily in dem Schlafzimmer seiner Eltern unter der cremefarbenen Chenilledecke lag. Er selbst hatte es nicht übers Herz bringen können, den Raum für sich herzurichten, also war er einfach in seinem Kinderzimmer geblieben. Einen kleinen Jungen dort einzuquartieren, den er kaum kannte, war ihm auch nicht lieb. Bei Emily war das aus irgendeinem Grunde etwas anderes. Irgendwie passte sie gut in das Zimmer seiner Eltern, und bei ihr war er sich auch absolut sicher, dass sie vorsichtig und respektvoll mit der Einrichtung umging.
„Warum denn nicht?“, gab er also zurück. „Ich nutze es sonst nicht, und das andere ist so klein. Außerdem – was spricht dagegen? Es ist doch nur ein Zimmer.“
Das stimmte natürlich nicht, für ihn war es weit mehr als „nur ein Zimmer“. Und ein Blick in Emilys große Augen sagte ihm, dass sie das genau wusste.
„Mr Evans …“, begann sie. „Vielen, vielen Dank! Das wissen wir beide wirklich zu schätzen.“
Sie lächelte ihn so intensiv an, dass er sich fragte, was wohl gerade in ihr vorging. Wahrscheinlich hatte sie es nicht gerade leicht. Warum würde sie sich sonst auf diese befristete Stelle einlassen und sich auch noch so sehr darüber freuen?
„Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Sie sich so eine Stelle gesucht haben? Ich meine … Sie scheinen eine alleinerziehende Mutter zu sein.“ Jedenfalls hatte sie gesagt, dass sie nicht mehr verheiratet sei. Sie trug auch keinen Ehering – aber ihm war ein kleiner, heller Rand an ihrem Ringfinger aufgefallen. „Sind Sie frisch geschieden?“
Schlagartig verwandelte sich Emilys freundliches Lächeln in einen ernsten und reservierten Gesichtsausdruck. „Spielt das für Sie eine Rolle?“
Er wich einen Schritt zurück. „Überhaupt nicht. Ich bin bloß ein neugieriger Typ.“
„So hätte ich Sie aber nicht eingeschätzt.“
Hoffentlich werde ich nicht gerade rot, dachte er. Dieser Frau fiel es erschreckend leicht, ihn zu durchschauen. Und womöglich war ihr das auch noch bewusst. Normalerweise hielt er sich konsequent aus anderer Leute Angelegenheiten heraus in der Hoffnung, dass sie sich dann auch nicht in seine einmischten.
„Entschuldigen Sie bitte“, erwiderte er.
Dass sie so ablehnend auf seine Frage reagiert hatte, steigerte seine Neugierde allerdings um Einiges. Was hatte diese Frau und ihren Sohn bloß in diese Gegend verschlagen?
Emily atmete ein Mal
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