Kuess mich doch - Roman
den Nagel zu reißen, weil sie endlich heiraten wollen.« Sie beugte sich etwas nach vorn, offenkundig bereit, jedwede Anstrengung in diese Richtung im Keim zu ersticken.
Statt sich angegriffen zu fühlen, musste Lexie angesichts
dieser Warnung lachen. »Um Himmels willen, nichts läge mir ferner, glauben Sie mir. «
Sara entspannte sich sichtlich. »Dann können Sie bleiben, so lange Sie wollen. Ich möchte nur sicher gehen, dass die Frau, mit der sich Coop ernsthaft einlässt, nicht aus den falschen Gründen hinter ihm her ist.«
Sie waren zwar nicht im Begriff, sich ernsthaft aufeinander einzulassen, aber Lexie sah keinen Grund, Sara das auf die Nase zu binden.
»Er verdient nämlich mehr als irgendeine Tussi, die bloß darauf aus ist, eine gute Partie zu machen. « Sara streckte die nackten Füße auf der Couch aus.
Lexie nickte. »Ganz meine Meinung.« Coop hatte in der Tat eine Frau verdient, die ehrlich war und es ernst meinte. »Gut. Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten mit Coop einfach Ihren Spaß haben und dann die Fliege machen. Solange Ihnen das klar ist, verstehen wir uns.«
Lexie rutschte unbehaglich in ihrem Sessel hin und her, dann beschloss sie zu kontern. Sie hatte es nicht nötig, sich von dieser Frau anfeinden zu lassen. Also straffte sie die Schultern und blickte Sara unerschrocken in die Augen. »Dafür, dass Sie nur mit Coop befreundet sind, zeigen Sie mir aber ganz schön die Zähne.«
Sara antwortete nicht gleich, als müsste sie die Bemerkung erst verdauen. Dann lächelte sie zum ersten Mal, sehr zu Lexies Überraschung. »Sie fühlen sich ja von mir bedroht!«
Lexie blieb ihr die Antwort schuldig.
Plötzlich lachte Sara los. Das Eis zwischen ihnen beiden war gebrochen. »Keine Sorge, Lexie. Wenn es um Menschen geht, die mir etwas bedeuten – zum Beispiel meine Freunde –, erwacht unwillkürlich mein Beschützerinstinkt«, erklärte sie. »Ich kenne Coop ziemlich gut, und ich weiß, dass er im Gegensatz zu mir kein Interesse an flüchtigen Affären hat. « Das war wohl erneut als Warnung an Lexie gedacht. »Er zieht stabile, langfristige Beziehungen vor. «
»Was haben Sie gegen Beziehungen?« Lexie kam es ganz gelegen, dass sich das Gespräch nicht mehr um sie und Coop drehte. Nachdem sich Sara so offen zu Coops Privatleben geäußert hatte, sollte sie jetzt ruhig etwas über ihr eigenes verraten, fand Lexie.
»Das liegt doch auf der Hand. Als Polizistin bin ich täglich irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Ich komme aus einer Familie von Polizisten, deren Ehen an den beruflichen Belastungen zerbrochen sind. Und ich habe nicht vor, denselben Fehler zu machen. Coop dagegen ist ein Anhänger der Monogamie. Er bevorzugt die Konstellation ein Mann, eine Frau. Eine Beziehung eben.« Sara schüttelte sich bei der Vorstellung.
»Ich glaube kaum, dass Coop begeistert wäre, wenn er wüsste, was Sie mir so alles über ihn verraten.« Lexie hatte die Finger fest im Schoß verschränkt, um in Anbetracht all dieser Fragen nicht herumzuzappeln.
»Schon möglich, aber irgendjemand muss doch schließlich auf ihn aufpassen.«
Kein Zweifel, Sara hatte es sich zur Aufgabe gemacht,
Coop zu beschützen. Sie mochte sehr direkt und unverblümt sein, aber Lexie kam nicht umhin, sie dafür zu bewundern. Es war keine Selbstverständlichkeit, gute, verlässliche Freunde zu haben – Freunde, die einen verstanden –, und Lexie war froh, dass Coop in dieser knallharten und zugleich mütterlichen Polizistin eine solche Freundin gefunden hatte.
Auch, wenn ihr das, was sie über Coop erfahren hatte, nicht gefiel.
Sie hatte es gerade geschafft, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie sich eine kurze Affäre mit Coop gestatten konnte, zumindest für die Dauer ihrer Zusammenarbeit. Und jetzt kam seine enge Freundin daher und verlangte praktisch von ihr, gefälligst die Finger von ihm zu lassen, wenn sie nicht bereit war, eine dauerhafte Beziehung mit ihm einzugehen. Vorausgesetzt, es lief überhaupt etwas zwischen ihnen.
Ihr Gespräch wurde durch ein lautes Klopfen an Saras Tür unterbrochen, doch Lexies Gedanken wirbelten weiter. Sie hatte nicht das Geringste gegen dauerhafte Beziehungen einzuwenden. Ihr großes Problem bestand darin, dass sie es nie lange an einem Ort aushielt. Und damit, das wusste sie, hatte Coop ein Problem.
Coop konnte nur hoffen, dass Lexie chinesisches Essen mochte. Er hatte auf dem Heimweg einen Zwischenstopp bei seinem Lieblings-Take-away gemacht, mit der Überlegung,
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